37. Aasee-Lauf Münster

03.11.2019

Vorher

Nachdem meine Freunde und ich am Freitag meinen Geburtstag und die Einweihung unserer ersten gemeinsamen Wohnung ausgiebig gefeiert hatten, stand am Samstag zunächst Aufräumen und Ausnüchtern auf dem Programm. Währenddessen überlegte ich mir, am Sonntag spontan einen weiteren Trainingsmarathon zu laufen. Es sollte der zweite innerhalb von 4 Tagen werden, da ich bereits am Donnerstag (Reformationstag) beim 35. Aasee-Lauf in Münster dabei war.
Diese kleine, kostenlose Veranstaltung wird von Wolfgang Gieler organisiert und findet an mehreren Tagen im Jahr statt. Zwar gibt es keine Startnummern, Medaillen oder Verpflegung, jedoch kann man sich sicher sein, dass die Strecke vermessen ist und man die absolvierte Leistung per digitaler Urkunde und Ergebnisliste bestätigt bekommt. Außerdem trifft man häufig auf viele sympathische Leute, mit denen man gerne mal ein paar (langsamere) Kilometer gemeinsam läuft.

Nachdem ich vor 4 Tagen die ersten 5 km zusammen mit der ganzen Gruppe gelaufen bin, wollte ich nun von Beginn an gleichmäßig starten und bestenfalls nicht mehr als 03:10 Std. benötigen. Kurz vor Ende der Anmeldefrist (Vorabend 18 Uhr) schrieb ich Wolfgang eine E-Mail und er antwortete erneut recht schnell. Dieses Mal sollte der Startzeitpunkt um eine Stunde auf 7:30 Uhr vorgezogen werden, was mir sehr in die Karten spielte, da ich nach dem Lauf gerne noch pünktlich zu Sophies Fußballspiel nach Püsselbüren wollte.

Auch an diesem Abend vor dem Rennen vermisste ich Pasta; vielmehr gab es in Sophies Elternhaus ein recht normales Abendbrot. Doch das sah ich mittlerweile nicht mehr so eng, zumal ich keine hohen Erwartungen an meine morgige Leistung hatte. Nach einem entspannten Abend ging es wieder etwas zu spät ins Bett, wo ich mir den Wecker auf 5:50 Uhr stellte. Autsch, war das früh!

Das erste, was ich nach dem ersten frühen Wecker kontrollierte, war das Wetter. Während einige Tage zuvor Temperaturen um den Gefrierpunkt und Sonnenschein herrschten, waren heute dicke Wolken und 10-12°C angekündigt. Wenn es tröpfeln sollte, dann nur kurz und nicht viel. Ich war zufrieden.
Gegen 6:30 Uhr fuhr ich in Laggenbeck los und kam um 7:15 Uhr in Münster am Parkplatz des Freilichtmuseums Mühlenhof an. Dort hoffte ich, dass wir unseren Lauf pünktlich starten, denn davon war abhängig, ob meine Schwester Nicole mich heute Morgen an einem vereinbarten Streckenpunkt antreffen würde. Am Vorabend kalkulierte ich die genauen Uhrzeiten, wann ich am Restaurant „Il Divino“ vorbeilaufen würde. Von dort aus wollte Nicole, die in Münster unweit des Aasees wohnt, mit dem Rad starten und mich ein paar Runden begleiten. Ich hoffte, dass sie zumindest die letzten 2 von insgesamt 6 Runden mitfährt, denn diese werden voraussichtlich die härtesten und ein wenig Motivation von der Seite werde ich gebrauchen können.

Entgegen meiner Erwartung, dass wir heute nur drei Starter sind, waren nun insgesamt sechs Teilnehmer angekündigt. Somit warteten wir noch ein paar Minuten, bis die letzten eingetrudelt sind. Überaus pünktlich ging es dann um 7:30 Uhr auf den mir bereits bekannten, gut 7 km langen Kurs rund um den Aasee und das grüne Umland.

Der Lauf

Als ich vorweglief, verabschiedete mich der Organisator Wolfgang mit den Worten „Bis zum nächsten Mal“ und meinte damit womöglich zweierlei: erstens wird es zu Überrundungen kommen, sodass wir uns dann nochmal kurz begegnen würden, und zweitens war damit eine weitere Teilnahme bei einem seiner Events gemeint. Wahrscheinlich wird er Recht behalten.
Mit einem Grinsen im Gesicht lief ich davon und wünschte allen Fünfen einen erfolgreichen und schönen Lauf. Mit etwas schweren Beinen und immer noch müde lief ich auf die ersten ein-zwei hügeligen Kilometer zu. Mit Hügel meint man im Münsterland leichte Erhebungen des Weges, die genau genommen erst nach 30-35 km richtig schmerzhaft werden können.
Als es im Süden des Rundkurses durch ein paar Wiesen hindurch- und über einen kleinen Zufluss hinüberging, folgte bald die lange Gerade gen Norden, die nur durch die Unterführung des Kardinal-von-Galen-Rings kurz unterbrochen wird. Um diese frühe Uhrzeit war es noch besonders ruhig auf den Wegen und ich begegnete nur zwei Menschengruppen: Hundebesitzern auf ihrer ersten Gassi-Runde des Tages und jungen Studenten, die die Nacht zum Sonntag gefühlt noch vor sich hatten.

Nachdem ich im Norden am bereits erwähnten Restaurant und dem dortigen kleinen Yachthafen vorbei war, ging es über einen Schotterweg wieder Richtung Süden. Nach der erneuten Unterquerung des Kardinal-von-Galen-Rings musste ich rechts abbiegen und eine weitere Steigung zurück zum Freilichtmuseum bewältigen. Dort angekommen lief ich an meinem Auto vorbei und überquerte in der Mitte des Parkplatzes die fiktive Start-Ziel-Linie, die der gestrige Regen weggespült hatte. Runde 1 beendete ich nach 31:06 min, was exakt meiner schnellsten (letzten) Runde von vor 4 Tagen entsprach. Na wenn das mal nicht zu flott war.
Zu Beginn der zweiten Runde verspürte ich plötzlich ein natürliches Bedürfnis. Eine Toilette musste her. Schnell überlegte ich mir eine Lösung und entschied mich für die öffentliche Toilette neben dem Restaurant „Il Divino“ bei KM 13. Nach Dreiviertel dieser Runde war der Boxenstopp dann auch endlich erreicht und nur 01:30 min später war ich wieder auf der Strecke.
Zieht man diese Zeit ab, war die zweite Runde exakt genauso schnell wie die erste. So durfte es gern weitergehen.
Langsam aber sicher nahm die Zahl der Passanten auf den Fuß- und Radwegen zu, sodass es immer belebter wurde. Auch die Sonne ließ sich blicken, obwohl das gar nicht vorausgesagt war. Es fing an, richtig Spaß zu machen, und ich hoffte, dass die Bedingungen so gut blieben.
Als beinahe die Hälfte des heutigen Rennens vorüber war, entdeckte ich überraschenderweise Nicole oberhalb des nördlichen Yachthafens vorbeiradeln. Zum Glück blickte sie in meine Richtung, sodass ich ihr zuwinkte. Gleich würde sie zu mir stoßen und mich hoffentlich ein-zwei Runden begleiten. Ich freute mich schon!
Obwohl ich ab sofort von dieser Zusatzmotivation zehren konnte, merkte ich einen kleinen Einbruch und wurde etwas langsamer (KM 21 in 04:46 min). Die dritte Runde ging somit in 31:25 min über die Bühne.
Mit einer Zeit von 01:35:09 Std. für die erste Hälfte lag ich zwar voll im gewünschten Plan, merkte allerdings schon, wie es nun richtig hart werden würde. Während ich anfangs 04:26 min/km im Durchschnitt gelaufen bin, lag mein schnellster Kilometer fortan bei 04:38 min/km. Ohhjee!
Auch das kleine Fotoshooting mit Nicole machte mich nicht schneller, war jedoch sehr unterhaltsam.

Wir zwei unterhielten uns grundsätzlich sehr angeregt und hatten endlich mal ein wenig Zeit, auch organisatorische Dinge zu besprechen. Dass ich durch das Quatschen langsamer geworden bin, mag sein, wurde mir aber zunehmend egal. So versuchte ich, die vierte Runde mit einer Zeit von 33:11 min abzuhaken und mich auf das letzte Drittel zu fokussieren.
Auch in der 5. Runde blieb Nicole noch an meiner Seite und unterhielt mich recht gut. Ihre Sorge war jedoch, auf ihrem Fahrrad von Passanten angesprochen und zurechtgewiesen zu werden. Auf den offiziellen Fußwegen, auf denen wir liefen, war das Radfahren nämlich nicht gestattet. Und da die Zahl der Menschen dank des guten Wetters immer größer wurde, teilte auch ich die Sorge.
Na gut, was soll’s? Somit versuchte ich, den Lauf möglichst schnell hinter mich zu bringen.

Die Sache mit „möglichst schnell“ wollte nur leider nicht so recht funktionieren, sodass ich nun über anderthalb Minuten langsamer geworden bin. Mit einem Durchschnittstempo von 04:59 min/km schlurfte ich so dahin und schaffte die 5. Runde in 34:53 min.
Zumindest auf den Fotos, die Nicole weiterhin knipste, wollte ich Optimismus ausstrahlen und hob jedes Mal beide Daumen. Einen Vorteil hatte das langsamere Laufen aber immerhin: Ich konnte mich leichter und länger mit meiner Schwester unterhalten.

Nachdem KM 36 bis 40 in durchschnittlich 05:03 min/km abgespult wurden, entdeckte ich am nördlichen Seeufer zwei gute Freunde von uns, die tags zuvor noch bei uns in Melle zu Besuch waren. Sie wohnen unweit des Aasees und wussten von mir, dass ich hier heute meine Runden drehte. Nach einer rasanten Begrüßung folgte eine ebenso flotte Verabschiedung und schon befand ich mich auf den letzten zwei Kilometern des Tages, die von viel Slalom-Laufen durch Spaziergänger geprägt waren.
Nicole schien einen Augenblick länger bei unseren Freunden geblieben zu sein, da sie ein paar Minuten brauchte, um den Anschluss zu mir wiederherzustellen. Ich fand es schön, dass sie mich ganze 23 km begleitet hat, denn das machte den anstrengenden Trainingsmarathon wesentlich kurzweiliger.
Die letzten Kraftreserven mobilisierend lief ich schließlich KM 41 in 04:37 min und KM 42 in 04:41 min. Ich wollte es endlich hinter mich bringen und war kurz vor dem Ziel sogar so flott, dass Nicole es verpasst hat, ein Finisher-Foto von mir zu schießen. Das macht nichts!
Ich war einfach nur froh den zweiten Marathon binnen 4 Tagen exakt 2 min schneller gefinisht zu haben: Meine Laufuhr zeigte 03:18:54 Stunden an.

Nachher

Kurz nachdem Nicole mir gratuliert hatte und wir zum Auto gestapft sind, tauchten auch unsere Freunde von vorhin nochmal auf. Sie hatten sich kurzerhand ein Auto geschnappt und sind zum Parkplatz am Freilichtmuseum gefahren, um noch ein paar Worte mit uns zu wechseln. Wie cool!
Einige Minuten später machte ich mich dann aber doch auf den Weg, um es pünktlich zu Sophies Fußballspiel zu schaffen. Hierfür gab mir mein Schwesterherz ein selbst geschmiertes Brötchen mit auf den Weg. Danke für die Stärkung!

Und siehe da: Auch Sophie konnte sportlichen Erfolg verbuchen und mit ihrer Mannschaft das Heimspiel gegen Grün-Weiß Steinbeck 3:1 gewinnen. Gratulation!

Zahlen & Fakten

Distanz

 

Gelaufene Zeit (Netto)

 

Gelaufene Zeit (Brutto)

 

Altersklasse

 

AK-Platzierung

 

Platzierung (Männer)

 

Gesamtplatzierung

43,145 km

 

03:18:54 Std.

 

03:18:54 Std.

 

Männl. Hauptklasse (90-99)

 

1. von 1

 

1. von 5 (20 %)

 

1. von 6 (16,7 %)