35. Aasee-Lauf Münster

31.10.2019

Vorher

Bereits kurz nach dem Melbourne Marathon ging ich gedanklich die nächsten Marathonläufe in 2019 durch. Neben drei längerfristig geplanten Rennen Mitte und Ende November und Mitte Dezember wollte ich gern noch einen Trainingsmarathon zwischenschieben, der ganz ohne Stress und Zeitdruck im kleinen Rahmen erfolgen sollte. Dabei fiel mir auf der Homepage des 100-Marathon-Club auf, dass Wolfgang Gieler erneut in Münster zugegen sein und ein paar Läufe um den Aasee veranstalten wird.

 

Bei der Wahl des Tages stand meine Entscheidung schnell fest: Es sollte der in Niedersachsen neu geschaffene Feiertag am Donnerstag, den 31.10. (Reformationstag) werden. Und warum? Erstens hatte ich als Arbeitnehmer in Melle gesetzlich frei und konnte den Tag damit gut nutzen und zweitens jährt sich an diesem Datum meine Marathon-Lauferei zum 9. Mal. Im Jahr 2010 war ich - einen Tag vor meinem 20. Geburtstag – in Frankfurt und lief dort zum ersten Mal über die Königsdistanz. Nun sollte bereits mein 63. (Ultra-)Marathon folgen, was einem Schnitt von 7 Langdistanzen pro Jahr entspricht.
Am Freitag, den 25. Oktober, schrieb ich Wolfgang eine E-Mail mit meiner verbindlichen Zusage. Seine Antwort kam prompt und er informierte mich darüber, dass der Start nicht wie geplant um 08:30 Uhr, sondern erst um 09:00 Uhr erfolgen sollte. Das kam mir entgegen, denn wie ich am selben Tag erfuhr, stand mir am Vorabend ein Essen mit meinen neuen Arbeitskollegen bevor.
Da es zu einer spanischen Tapas Bar nach Osnabrück ging, fiel die obligatorische Pasta-Party leider flach. Doch im Nachhinein kann ich sagen, dass ich diesem Umstand nicht nachweine: das Essen war super! Lediglich die vier Gläser San Miguel Bier und der Kräuterschnaps am Ende hätten wohl nicht sein müssen.

Um 22:45 Uhr war ich wieder zu Hause und half meiner Freundin Sophie noch ein wenig bei ihrer Hausarbeit für die Uni, bevor es für mich – wieder viel zu spät – erst nach 1 Uhr ins Bett ging.
Am nächsten Morgen klingelte der Wecker erbarmungslos um 7 Uhr und das erste, was ich tat, war die Wetterprognose zu prüfen. Diese war ganz wundervoll, wenn man von den eisigen Temperaturen am Anfang des Tages absieht.

Meine Tasche mit Klamotten für alle Eventualitäten war bereits seit zwei Tagen gepackt, sodass ich während der einstündigen Autofahrt überlegen konnte, welche Kopf- und Handbedeckung und welches Oberteil es heute werden sollten. Nach einem kurzen Frühstück und einer Tasse Kaffee ging es für mich runter zum Auto, das ich leider erstmals in dieser Saison kratzen musste. Gegen 07:40 Uhr war ich fertig und konnte losfahren.
Gegen 08:40 Uhr kam ich am Freilicht-Museum in Münster an, wo bereits die meisten Teilnehmer laut gackernd bereitstanden. Ich erkannte die PUM-Organisatoren Ha-We Rehers und Günter Liegmann und ahnte schon, dass es heute eine lustige Truppe werden würde. Vielleicht sollte ich mir anfangs ein paar langsame Kilometer in der Gruppe gönnen, überlegte ich mir.
Als dann alle neun Teilnehmer bereit waren, wurde noch ein Gruppenfoto geknipst, das im Kurzbericht von Werner Kerkenbusch auf Lokalkompass zu finden ist. Mit seinem Einverständnis darf ich hier einzelne seiner Fotos verwenden.

© Werner Kerkenbusch
© Werner Kerkenbusch

Da alle stark am Frösteln waren, machte Wolfgang kurzen Prozess, erklärte uns die Start- und Ziellinie, die mit roter Kreide auf den Parkplatz gemalt waren, und gab dann das Startsignal.
Wie bereits bei meinen ersten beiden Läufen unter seiner Organisation (4. 45km-Promenade-Lauf 2017 und 16. Aasee-Lauf 2018) handelte es sich hierbei um einen kostenlosen Selbstversorger-Lauf, das heißt, dass es keine Startnummern, keine Verpflegung, keine Medaillen oder sonstige Annehmlichkeiten gab. Lediglich die offizielle Vermessung der heutigen 43,145 km und eine digitale Urkunde sowie Ergebnisliste wurden zu Verfügung gestellt.

Der Lauf

Gemeinsam machten wir uns auf die erste Runde um den Aasee und durch das grüne Umland. Im Vergleich zum letzten Jahr schien die Strecke verlängert worden zu sein, da nun nicht mehr 8 kleine, sondern 6 große Runden zu laufen sind. Wolfgang erzählte uns von der kleinen Streckenanpassung und ich freute mich über den neuen, unbekannten Streckenabschnitt von etwa 1,7 km im Süden des Sees.
Wir plauderten und witzelten ein wenig und pendelten uns auf ein Tempo knapp unter 07:00 min/km ein. Das war für den Anfang ganz gut, da auch ich schon längere Zeit nicht mehr Laufen war und mich der leichte Kater vom Vorabend immer noch etwas plagte. Außerdem konnte ich im Beisein des Veranstalters, der hier natürlich mitlief, den richtigen Streckenverlauf kennen lernen und würde mich nicht verlaufen.

 

© Werner Kerkenbusch
© Werner Kerkenbusch

Als der Parkplatz hinter uns lag und wir über leicht hügelige Fuß- und Fahrradwege weiter Richtung Süden liefen, ließen wir den Aasee ab KM 1 (in 06:53 min) zunächst hinter uns. Die neue Zusatzschleife verlief zwischen einigen Wiesen und einem kleinen Waldstück, bevor es nach links über einen schmalen Aasee-Zufluss auf die andere Uferseite ging. Von dort liefen wir wieder Richtung Norden und waren kurze Zeit später erneut in Ufernähe (KM 2 und 3 in je 06:47 min). Das relativ gerade Stück bis zum nördlichsten Ende des Sees verlief über gut asphaltierte Wege und wurde nur durch die Unterführung des Kardinal-von-Galen-Rings unterbrochen. Diese Passage nutzte ich noch für zwei-drei Gespräche mit den Teilnehmern, die nach wie vor als geschlossene Gruppe unterwegs war (KM 4 in 06:49 min und KM 5 in 06:45 min).

© Werner Kerkenbusch
© Werner Kerkenbusch

An den drei großen Aasee-Kugeln angekommen verabschiedete ich mich von meinen acht „Konkurrenten“ und wünschte allen einen schönen und entspannten Lauf. Den restlichen Streckenverlauf kannte ich bereits aus dem Vorjahr, wenngleich ich mich am Anfang meines Solos doch ganz kurz verzettelt hatte: Auf Höhe des Restaurants ‚Il DiVino‘ wusste ich nicht genau, ob es ufernah weiterging oder ob ein Weg hinter den Gebäuden zu wählen war. Zum Glück winkte mir Ha-We, ich solle einfach weiterlaufen, und so wählte ich den ufernahen Weg, der augenscheinlich der richtige war.
Nach Umrundung des kleinen Hafens, wo heute die hellblauen Tretboote aus dem Wasser geholt und für die Winterpause gesäubert wurden, ging es über Schotterwege wieder Richtung Süden. Knapp 2 km lagen nun noch vor mir, bevor die erste Runde beendet war.

© Werner Kerkenbusch
© Werner Kerkenbusch

Ich pendelte mich schnell bei einem Wohlfühltempo von 04:30-04:35 min/km ein, was gern bis zum Schluss so bleiben durfte.
Nach der erneuten Unterquerung des Kardinal-von-Galen-Rings bog ich rechts ab und lief eine leichte, lang gezogene Steigung hinauf. Oben angekommen ging es am Freilicht-Museum wieder rechts ab und weiter Richtung Parkplatz. Sobald ich Durst verspüre, würde ich an dieser Stelle einen kleinen Schlenker zum Auto machen, wo bereits eine Wasserflasche bereitstand. Aber noch konnte ich das Auto links von mir stehen lassen und mich weiter auf die nächste Runde konzentrieren.
Diese begann ich, wie ich die erste beendet hatte: in einem entspannten Tempo von 04:30-04:35 min/km. Erst am Ende wurde ich plötzlich etwas schneller (KM 14 in 04:27 min). Ein Drittel war geschafft und langsam tummelten sich die ersten Passanten auf den Gehwegen. Da es die meisten gewohnt sind, am Aasee auf Läufer zu stoßen, funktionierte die gegenseitige Rücksichtnahme ganz wunderbar.
Was noch wunderbar funktionierte, war mein Rhythmus, denn die Beine schienen heute ganz von allein zu laufen. Vielleicht war es der lockeren Aufwärmrunde zu verdanken, vielleicht war es aber auch einfach das Rundum-Paket aus gutem Wetter und bester Laune. So orientierte ich mich weiter an dem 04:30-min/km-Tempo und schaffte es schließlich, die dritte Runde in durchschnittlich 04:29 min/km zu beenden. Nach der Hälfte hatte ich somit eine Gesamtzeit von 01:46:16 Std. zu Buche stehen.

Die nächsten drei Runden verliefen wie am Schnürchen und ich genoss die Natur und die Sonnenstrahlen, die das Laufen inzwischen etwas angenehmer gemacht hatten. Immer mal wieder drehte ich mich über meine linke Schulter und erfreute mich an der schönen Aussicht über den ruhig gelegenen See. Ein kleiner wiederkehrender Höhepunkt war das große Schwanen-Tretboot im nördlichen Hafen, auf dessen Schwanenkopf eine Möwe thronte. Das erinnerte mich an die unglaubliche Liebesgeschichte zwischen der schwarzen Schwanendame „Petra“ und dem Tretboot im Jahr 2006. Diese ungewöhnliche Beziehung wurde sogar international bekannt – in den USA und in China wurde darüber berichtet – und ist noch heute jedem Münsteraner in guter Erinnerung, wage ich zu behaupten.

Ehe ich mich versah, waren zwei weitere, sehr gleichmäßige Runden im Sack: Nummer 4 spulte ich in 31:13 min ab, bevor Nummer 5 nur neun Sekunden langsamer war. Nun stand der Schlussspurt bevor und tatsächlich wollte ich hier gern noch ein paar Schritte schneller sein. Mit 31:06 min für die letzte Runde Nummer 6 gelang mir das denkbar knapp. Geschafft!

Nachher

Auf meinen letzten zwei Runden verabschiedete ich mich bereits von den Teilnehmern, die ich jeweils überrundet hatte, denn im Ziel warten wollte ich bei diesen kühlen Temperaturen nicht. Und so verschwand ich schnell im Auto, wo ich mir ein paar wärmende Sachen überzog. Recht bald machte ich mich dann auf den Weg zurück nach Melle, von wo aus ich dem Organisator Wolfgang eine E-Mail mit meiner benötigten Rennzeit von 03:20:54 Std. schickte.

 

Seine Antwort mit der versprochenen Urkunde und einer Ergebnisliste kam bereits am selben Abend. Er bedankte sich für meine Teilnahme und lud mich für eine der kommenden Veranstaltungen ein. Mein Fokus richtete sich zunächst auf meinen morgigen Geburtstag samt Einweihungsparty und den Tag danach. Sollte ich wider Erwarten am Samstag (02.11.) einigermaßen fit sein, könnte ich mir vorstellen, am Sonntag (03.11.) nochmal nach Münster zu reisen, um dort am 37. Aasee-Lauf teilzunehmen.
Wir werden sehen!

Zahlen & Fakten

Distanz

 

Gelaufene Zeit (Netto)

 

Gelaufene Zeit (Brutto)

 

Altersklasse

 

AK-Platzierung

 

Platzierung (Männer)

 

Gesamtplatzierung

43,145 km

 

03:20:54 Std.

 

03:20:54 Std.

 

Männl. Hauptklasse (90-99)

 

1. von 1

 

1. von 6 (16,7 %)

 

1. von 9 (11,1 %)