32. Nettetaler Winterlaufserie 2012
14.01.2012
11.02.2012
10.03.2012
Vorgeschichte
Die Nettetaler Winterlaufserie ist überregional bekannt und es starten regelmäßig schnelle Läufer aus dem Ruhrgebiet oder den benachbarten Niederlanden. Von meinem Studienort Venlo (NL) ist Nettetal nicht weit entfernt und da der Wald um den Poelvennsee hin und wieder der Ort meiner Trainingsläufe war, fühlte ich mich beinahe dazu verpflichtet, hier ein halbes Jahr nach Studienbeginn an den Start zu gehen. Die Serie findet in drei Läufen mit jeweils 4 Wochen Abstand statt. Mitte Januar stehen 10 km auf dem Programm, Mitte Februar 12,5 km und im März dann 15 km. Alle Distanzen sind vermessen und relativ schnell, sodass man zumindest im Januar und März bei starker Konkurrenz auf Bestzeit-Jagd gehen kann. Übrigens werden in der Gesamtwertung der Serie die Zeiten der Läufe zusammenaddiert.
Nachdem ich im Januar und Februar 2011 ganz ordentlich in die Nettetaler Winterlaufserie gestartet bin, musste ich leider krankheitsbedingt auf den 3. Lauf im März verzichten und bin somit nicht in die Gesamtwertung gerutscht. Über die 10 km konnte ich nach mäßigem Training eine Zeit von 38:22 min abspulen. Dies verschaffte mir den 8. Altersklassenplatz und den 35. Gesamtplatz von 709 Läufern. Über 12,5 km lief es zum Glück etwas runder. Bei bewölktem Wetter bin ich mit dem Fahrrad zur Veranstaltung gefahren und konnte nach leichten Aufwärmübungen von Beginn an Tempo machen. Insgesamt bin ich mit einer Endzeit von 46:38 min 17. von 643 Läufern geworden und konnte in der männlichen Hauptklasse sogar den 4. Platz ergattern. Zusätzlich reichte es in der Zwischenwertung (10 + 12,5 km) ebenfalls zum 4. Altersklassenplatz. Die Differenz zum Dritten betrug nur 47 Sekunden, eine machbare Zeit bei einer Distanz von 15 km. Nur leider machte mir - wie schon anfangs erwähnt - die Erkältung einen Strich durch die Rechnung. Schade um die bereits bezahlte Startgebühr (15 € für alle drei Läufe), aber was soll’s? Die Gesundheit geht vor, zumal der Venloop Ende März mein anvisiertes Highlight war! Dort wollte ich wieder top fit sein.
Nichtsdestotrotz blieb die Rechnung offen und so bereitete ich mich für die 32. Winterlaufserie 2012 umso besser vor. Diesmal sollte alles klappen. Diesmal musste alles klappen!
Erster Lauf ~ 10 km
14.01.2012
Ausgeschlafen, gut gefrühstückt und ein wenig nervös. Das beschreibt meine Situation vor dem ersten Lauf der 32. Winterlaufserie über 10 km am besten. Dieses Mal habe ich im Vorfeld besser trainieren können und da zudem das Wetter mitspielte, durfte ich zuversichtlich sein.
Bei Sonnenschein und knackig kühler Brise bin ich mit dem Fahrrad zum Poelvennsee nördlich von Kaldenkirchen gefahren. Dort angekommen war ich positiv geschockt, wie viele Läufer angereist sind. Die Straßen im Wald waren rechts und links voll geparkt und am Anmeldezelt war die Schlange unüberschaubar lang. Dennoch ging alles unerwartet flott, ich bekam meine Startnummer (403) für 15 € (für alle 3 Läufe) und konnte mich dann in Ruhe aufwärmen. Ich absolvierte lockere 3 km im 04:30-min-Schnitt und dehnte mich danach noch ein wenig.
Knapp 5 Minuten vor dem Start fanden sich die ersten Läufer an der Startlinie ein. Da der Andrang immens groß war, bot der LC Nettetal zwei getrennte Starts an. Zunächst starteten wir jungen Burschen und Mädels im Alter bis M/W 35. Zwanzig Minuten später dann die „alten Hasen“ im Alter von 40 und aufwärts. Um 14:45 Uhr dann endlich der Startschuss und auf den ersten 500 Metern, die leicht abfallend waren, ging es richtig zur Sache. Es waren so viele Läufer um mich herum, die alle viel schneller waren, und ich ahnte, dass sich das für einige bald rächen würde. Hoffentlich nicht für mich.
Der erste Kilometer war mit 03:36 min schon recht flott, aber ich versuchte nicht an Zeiten zu denken, sondern orientierte mich an meinen Mitstreitern. Bei der Winterlaufserie geht es zwar auch um Zeiten, aber in erster Linie versucht man, eine möglichst gute Position in der Ergebnisliste zu ergattern. Bei KM 1,5 bogen wir links ab und liefen Richtung Schloss Krickenbeck. Die Läuferscharr um mich herum ermöglichte mir perfektes Windschattenlaufen und das spürte ich gewaltig. Ohne allzu viel Kraft zu verlieren, spulte ich die folgenden zwei Kilometer in 03:29 min und 03:30 min ab. Es war scheinbar auch die Natur um uns herum, die mich beflügelte, denn zwischen KM 2 und 3 liefen wir über eine Art Steg, der den See durchquerte. Rechts und links von uns war Wasser und wir mittendrin. Ein bisschen wie Jesus, der das Meer teilte. Oder auch nicht, naja, egal. Hauptsache es lief rund!
Der 4. Kilometer führte wieder in den Wald hinein und es wurde ein kleines bisschen hügelig (03:36 min). Besonders spürbar wurde es bei KM 5, als ein längeres Stück leicht abwärts verlief (03:28 min). Währenddessen verkleinerte sich die Gruppe um mich herum. Die jungen Läufer vom OSC Waldniel waren längst nach vorne verschwunden und die Übermutigen fielen Läufer für Läufer zurück. Ab der Hälfte des Rennens waren wir bereits so weit auseinander, dass ich maximal noch einen Läufer hätte einholen können.
KM 6 und 7 waren ein Wendepunkt-Abschnitt mit leicht welligem Profil. Beide Kilometer absolvierte ich jeweils in 03:42 min, was nach einer einsetzenden Schwächephase aussah. Jetzt bloß nicht hängen lassen und dranbleiben! Dank des Wendepunkts verlor ich zwar kurz meinen Rhythmus, konnte jedoch problemlos abzählen, dass ich mich auf dem 6. Gesamtrang befand. Wow! Damit hätte ich nicht gerechnet. Aber Ausruhen war dennoch nicht drin.
Als man das Wendepunkt-Stück abgehakt hatte, bogen wir rechts ab und liefen von nun an Richtung Ziel. Die „letzte Zielgerade“ war angebrochen. Nur noch 3 km Quälerei. Nur 10 Sekunden vor und 20 Sekunden hinter mir jeweils ein Läufer. Zu diesem Zeitpunkt war mir bereits klar, dass ich meine Bestzeit unterbieten kann, die bis dato bei 36:33 min lag. Dieser Gedanke motivierte mich zusätzlich und so pirschte ich mich Zentimeter um Zentimeter und Sekunde um Sekunde an meinen Vordermann an. KM 8 in 03:32 min, KM 9 in 03:31, um mich herum nur Wald und leichter Wind, fokussiert wie selten zuvor. Konnte ich noch einen drauflegen? Noch Kohle nachschippen? Den Nitro zünden?
Yes, I can! Adrenalin schoss durch meinen Körper. 1000 Meter vor dem Ziel rannten wir über ein kurzes und knackiges Bergauf-Stück auf eine Lichtung. Der Wind wurde hier etwas stärker, aber egal, gleiche Bedingungen für alle. Knapp 500 Meter vor der Erlösung schob ich mich wie in einem Elefantenrennen an meinem Konkurrenten vorbei. Vor mir niemand zu sehen. Hinter mir heftiges Atmen, das einem starken Willen zuzuordnen war. Jetzt nicht federn lassen. Als es 100 Meter vor dem Ziel links ab ging, drehte ich nochmals auf. Mein Verfolger schien abgeschüttelt und beim Überlaufen der Ziellinie sah ich auf der Digitaluhr ganz groß „35:33“. Wahnsinn! Dem wohl schnellsten Kilometer meiner Karriere (03:25 min) habe ich es zu verdanken, dass ich meine Bestzeit hier und heute und im tiefsten Januar um exakt 1 Minute verbessern konnte.
Völlig erschöpft gratulierte ich den Läufern vor und hinter mir. Alle waren Topläufer und ich unter ihnen. Mit einer Zeit, von der ich in diesem Halbjahr noch nicht zu träumen gewagt hätte. Alles Adrenalin in meinem Körper musste plötzlich Glückshormonen weichen. Einfach nur pure Sprachlosigkeit!
Mit dem 5. Gesamtplatz bei einem Teilnehmerrekord von insgesamt 836 Läufern war ich ebenso zufrieden wie mit dem 1. Altersklassenplatz. Das ließ hoffen, dass auch in der Gesamtwertung eine Überraschung möglich ist. Vielleicht sogar eine Top-3-Platzierung. Wer weiß?
Zweiter Lauf ~ 12,5 km
11.02.2012
Am Donnerstag die erste Studentenparty des dritten Semesters voll ausgenutzt und heute am Samstag top fit sein. Finde den Fehler! Aber ich versuchte dennoch, beides unter einen Hut zu bekommen und so fuhr ich gemeinsam mit einem guten Freund mit dem Fahrrad zum Poelvennsee. Dort genoss ich es, das Rad stressfrei in Start-Ziel-Nähe an einen Baum zu ketten, denn so mancher Autofahrer hatte aufgrund der vielen Starter wieder einen 1 km langen Fußweg vor sich. Wir wärmten uns ein wenig auf und joggten lockere 3,75 km in sehr langsamen 21:24 min. Nach ein paar Dehnübungen ging’s diesmal um 15:05 Uhr an die Startlinie. Da für gewöhnlich der Andrang auf den 12,5 km geringer ist, als auf den 10 km, starteten heute alle 666 Läufer gleichzeitig.
Die Strecke war identisch wie vor einem Monat, jedoch wurde die Wendepunktstrecke um 1,25 km verlängert. Somit durfte man sich auf einer Distanz von 2,25 km in die kämpfenden Augen schauen.
Aber erst mal zurück zum Anfang. Abermals ging es zu Beginn heiß her. Die abfallende Startgerade und der lange Steg durch den See motivierten zu drei absolut gleichmäßigen Kilometern in jeweils 03:34 min. Dies entsprach meinem Durchschnittstempo von vor vier Wochen und ich konnte voraussehen, dass es schwierig werden würde, das Tempo zu halten.
Als sich das Läuferfeld bei KM 4 und 5 langsam auseinanderzog, formierte sich um mich herum eine Vierergruppe. Gleichzeitig waren vier weitere Läufer bereits enteilt, sodass ein ähnliches Bild entstand, wie bei meinem vergangenen 10-km-Lauf. An dem Punkt, wo der Wendepunkt-Abschnitt begann, wurde ich - wie schon im Januar - wieder etwas langsamer (KM 6 in 03:47 min und KM 7 in 03:44 min) und das leicht wellige Profil führte dazu, die Zähne zusammenbeißen zu müssen. Auf dem Rückweg des Wendepunkt-Stückes schienen mich die entgegenkommenden Läufer zu motivieren, sodass ich wieder ein wenig schneller geworden bin (KM 8 in 03:39 min und KM 9 in 03:35 min).
Leider setzte sich dieser unrhythmische Stil auf den letzten 3,5 Kilometern fort, was dazu führen mochte, dass meine drei unmittelbaren Mitstreiter mich langsam aber sicher hinter sich ließen. KM 10 absolvierte ich in mäßigen 03:40 min, KM 11 in schnellen 03:28 min und KM 12 wieder in langsameren 03:43 min. Auf diesem letzten Stück über die Lichtung musste ich endgültig abreißen lassen. Als Letzter aus unserer Vierergruppe und Gesamt-Achter im Feld fehlten mir trotz schnellem Schlussspurt (500 Meter in 01:39 min) nur 10 Sekunden zum Gesamt-Fünften.
Im Ziel war ich mit meiner Leistung trotzdem sehr zufrieden. Da in der Gesamtwertung die Zeiten addiert werden, habe ich dieses Mal nicht allzu viel verloren. Mit den 45:16 min über 12,5 km und den vorherigen 35:33 min liege ich in der Zwischenwertung nun einem genialen dritten Platz, jedoch mit einem Abstand von nur 29 Sekunden zum Viertplatzierten. Zudem erhöht sich mein innerer Druck dadurch, dass sowohl der Vierte, als auch der Fünfte meine direkten Altersklassen-Verfolger sind. Im März muss ich nochmal alles geben und alles auf eine Karte setzen. Und das Wichtigste: Gesund bleiben!
Dritter Lauf ~ 15 km
10.03.2012
Genau vier Wochen später war die Stunde der Wahrheit. Und diese Stunde sollte zur harten Prüfung werden. Nur zwei Tage zuvor knickte ich bei einem sehr langsamen Trainingslauf mit ein paar Studienkollegen und Dozenten auf komische Weise um, was zu Schmerzen im rechten Fuß führte. Bei jedem Auftreten tat die innenliegende Wölbung des Fußes weh und ich konnte voraussehen, dass dies einige Tage anhalten würde. Na toll!
Aber immerhin war ich gesund und so machte ich mich mit dem Auto auf den Weg zu den Krickenbecker Seen. Dort gehörte ich diesmal zu denjenigen, die weit entfernt vom Start-Ziel-Gelände parken mussten. Der Fußweg betrug mindestens einen Kilometer und ans Aufwärmen war heute sowieso nicht zu denken. Hauptsache die 15 km hinter mich bringen und das so schnell wie möglich.
Nach Abholen meiner Startnummer lockerte ich die Beine so gut es ging und stellte mich dennoch ganz optimistisch in die erste Reihe hinter der Startlinie. Um 15:05 Uhr wurden wir mit einem lauten Schuss auf die Strecke geschickt. Da ich meine unmittelbaren Verfolger im Gesamtklassement bereits kannte und mir unter anderem deren Startnummern eingeprägt habe, wollte ich heute ganz kontrolliert laufen. So langsam wie möglich, aber so schnell wie nötig. Von Beginn an befanden wir uns in derselben Läufergruppe und ich konnte mir das Geschehen zunächst „in Ruhe“ anschauen.
Die ersten drei Kilometer wurden wie jedes Mal sukzessive gesteigert (03:45, 03:35, 03:35). Doch nach Überqueren des großen Sees und erneutem Links-Abbiegen in den Wald wurde das Tempo wieder etwas rausgenommen (KM 4 in 03:41, KM 5 in 03:42, KM6 in 03:47). Zudem konnte ich überraschenderweise eine kleine Lücke zu meinen beiden, etwa gleichaltrigen Konkurrenten herauslaufen. Damit hätte ich so früh nicht gerechnet, aber okay, absichtlich abbremsen wollte ich eh nicht.
Der Fuß tat mit zunehmender Zeit immer mehr weh, was auch daran lag, dass ich anfing darüber nachzudenken. Zu Beginn sorgte das Adrenalin für ein Ausblenden der Schmerzen, aber jetzt schlich sich ein regelmäßiger Laufrhythmus ein, sodass die Schmerzen wiederkehrten. Nach und nach näherten wir uns wieder der Wendepunkt-Strecke, die diesmal auf eine Länge von 3,5 km verlängert wurde. Auf dem Weg zum Wendepunkt bei KM 10 wurde mein Tempo nicht schneller (03:40, 03:45, 03:44, 03:49). Erst auf dem Rückweg merkte ich, dass mir meine Verfolger eventuell nochmal nahe kommen könnten. Und so kam es dann auch. Nach etwas mehr als zwei Drittel der Strecke musste ich einen Zahn zulegen, um mein Polster in der Gesamtwertung von nur 29 Sekunden nicht zu verschwenden. Die Schmerzen im rechten Fuß mussten auf ein Neues ausgeblendet werden und auch die Kilometer-Zeiten wurden wieder flotter. Obwohl ich KM 11 und 12 in 03:34 min und 03:36 min absolvieren konnte, überholte mich mein nur 2 Jahre älterer Mitstreiter. So war also sein Plan: erst 10 Kilometer in ruhigem Tempo abspulen und dann angreifen und mindestens 30 Sekunden herauslaufen. Aber nicht mit mir! Ich versuchte alles um mich herum auszublenden und mich an seine Fersen zu heften. Drei Läufer waren weit vor uns, dann folgten wir beiden und hinter uns weitere zwei Männer. Sie warteten förmlich auf eine Schwächephase von uns, um angreifen zu können, aber auch unsere Geschwindigkeit wurde spürbar höher. KM 13 und 14 liefen wir jeweils in 03:32 min, der Abstand zwischen uns betrug nur wenige Sekunden und dennoch wollte ich mich noch nicht zu früh freuen.
Exakt einen Kilometer vor dem Ziel, als es über das kurze, steile Stück auf die Lichtung ging, zog der junge Läufer vor mir rasend schnell das Tempo an. Puuh, normalerweise läuft man erst 200-300 Meter vor der Ziellinie so schnell. Wenn er so schnell bleibt und ich nicht auch reagiere, läuft er den letzten Kilometer womöglich in 03:00 min und ich über 03:30 min. Wer ist dann wohl der Verlierer des Tages? Undankbarer vierter Platz bei einer Winterlaufserie von diesem Umfang? Never!
Schmerzen im Fuß? - Nichts zu spüren!
Ich hatte meinen Blick fest auf den Rücken des enteilenden Läufers geheftet, alles drum herum gelöscht, Tunnelblick, Atemnot, mir doch egal! Als wir die Lichtung verließen und auf die letzten 100 Meter bis ins Ziel einbogen, war mir klar, dass ich es geschafft habe. Der dritte Platz bei der 32. Nettetaler Winterlaufserie war meiner! Genau 5 Sekunden hinter meinem Mitläufer lief auch ich über die Ziellinie und zu meinem Überraschen folgte der nächste auch nur 5 Sekunden später. Starker Konkurrenzkampf! So macht Finishen Spaß!
Als ich auf meiner Laufuhr nachgesehen habe, dass ich die 15 km nach 54:43 min beendet habe, fiel mir auch die Zeit des letzten Kilometers ins Auge - 03:19 min! BÄM! Erstmals einen Kilometer im Wettkampf unter 03:20 min und das auch noch der letzte von so vielen. Meine Brust schwellte unscheinbar an, es erfüllte mich mit Stolz und doch bleibt es eine Kleinigkeit. Laufen kann so schön sein!
Da der Läufer, der mich heute auf dem Zielstück besiegt hat, nicht der Vierte in der Zwischenwertung (22,5 km), sondern Fünfter gewesen war, ist mein vorheriges Polster von 29 Sekunden nicht geschmolzen. Im Gegenteil, es ist noch minimal auf 32 Sekunden angewachsen und ich freute mich bereits auf die Siegerehrung und die versprochene Urkunde mit Foto. Viele Läufer gratulierten mir bereits vor der Ehrung und sprachen mir ihren Respekt aus. Ich freute mich sehr über diese netten Gesten und verbuchte die gesamte Winterlaufserie allein schon aufgrund dieser herrlichen Atmosphäre als großen Erfolg.
Mit der Siegerehrung warteten die Organisatoren verständlicherweise bis auch der letzte Läufer. Dann wurden sowohl die ersten Drei der Gesamtwertung, als auch die Altersklassenersten geehrt. Das bedeutete, dass ich zweimal auf das große Treppchen klettern durfte. Als Gesamtdritter habe ich einen Umschlag mit 20 € und eine riesengroße Schachtel Merci-Pralinen bekommen. Beim zweiten Mal bekam ich für meinen Sieg in der männlichen Hauptklasse eine blaue Plastikbox mit allerlei Leckereien überreicht. Der Wert überstieg mindesten den des Umschlags, denn die Lebensmittel waren alles Markenprodukte. Von Marmelade über Nutella und Chips bis hin zu Nudeln gab es alles, was das arme Studenten-Herz erfreute. Die Ausbeute war also mehr als bombastisch. Und auch der schmerzende Fuß geriet ein wenig in Vergessenheit.
Da es bei dieser Veranstaltung keine Duschen gab und ich nach dem Lauf direkt nach Hause zu meiner Family fahren wollte, zog ich mir im Auto noch schnell eine Jacke und ‘ne Trainingshose an, bevor es auf den 200 km langen Heimweg ging. Nur kurz nachdem ich auf die Autobahn gefahren bin, überholte ich einen verdächtig langsames Polizei-Auto. Dieser überholte mich daraufhin wieder und signalisierte mir „Bitte folgen“. Auf der nächsten Raststation wollten die Beamten scheinbar wissen, ob ich zu den Drogenkurieren gehöre, die sonst zwischen den Niederlanden und Deutschland pendeln. Als ich die Tür öffnete und sie mein Sport-Outfit samt Laufschuhen sahen, kamen sie nicht dazu, mir diese Art von Frage zu stellen. Stattdessen: „Na, kommen Sie soeben vom Winterlauf und waren Sie erfolgreich?“ Meine Antwort war ebenso kurz und knapp und so befand ich mich nur wenige Sekunden später wieder auf dem Weg nach Hause.
Ende gut, alles gut!