3. Ägypten Ultramarathon 45 km

17.07.2021

Vorher

Nachdem 2019 die Premiere dieses kleinen Ultramarathons im Heimatdorf meiner Eltern stattgefunden hat, war die zweite Austragung Mitte August 2020 schon eine etwas größere Nummer. Trotz Corona-Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen hat es den 19 Teilnehmern und mir so viel Spaß gemacht, dass 2021 unbedingt eine dritte Edition folgen musste.

Da ich als Veranstalter alle Freiheiten habe, entschied ich mich im Verlauf des Frühjahrs für eine kleine Änderung zum Vorjahr. Neben den bisher angebotenen Distanzen über 45 km und 22,5 km (Ultrahalbmarathon), wollte ich allen Läufern im Rahmen eines FUN RUNs noch mehr Flexibilität bieten: Teilnehmer, die am Renntag spontan weniger oder mehr Runden als geplant laufen würden, sollten ebenfalls in eine Wertung und somit in den Genuss einer digitalen Urkunde kommen. Diese Idee entstand auch, weil meine Eltern bisher jedes Mal ein paar Runden mitgelaufen sind, aber bisher noch in keiner Ergebnisliste auftauchten. Und da ich am 17.07.2021 meinen insgesamt 99. (Ultra-)Marathon laufen will, sollte dies zur Feier der Schnapszahl ein Sporttag für die ganze Familie werden.

Bereits wenige Tage nachdem ich den Lauf im Januar ausgeschrieben hatte, waren alle 20 Startplätze vergriffen. Einerseits freute mich das natürlich sehr, andererseits war es auch schade, anderen Interessenten vorerst absagen zu müssen. Eine Warteliste hatte ich selbstverständlich eingerichtet, denn in den nächsten 6 Monaten konnte noch viel passieren. Zum einen ist immer damit zu rechnen, dass einzelne Sportler gesundheitsbedingt abspringen und einen Platz freimachen, zum anderen hoffte ich noch insgeheim auf eine Entspannung der Corona-Situation und entsprechende Lockerungen, die das Zusammenkommen von mindestens 30 Leuten erlauben.

Mitte Mai war es dann soweit, dass ich auch den letzten Personen auf der Warteliste eine Startzusage erteilen und so mit 27 Teilnehmern rechnen konnte. Die nächsten Wochen wurden damit verbracht, weiter zu trainieren und einige organisatorische Kleinigkeiten zu regeln. Allem voran kontaktierte ich den Eigentümer des Hofladens Mersch, um mir eine Erlaubnis für das Parken auf dessen Grünstreifen einzuholen. Das klappte zum Glück reibungslos und so war dieses Problem auch schnell beseitigt.

Die nächste Änderung zum Vorjahr hatte mit den Bewohnern Ägyptens zu tun, denn dieses Mal wollte ich sie im Vorfeld über die kleine Veranstaltung informieren. Hierfür entwarf ich ruckzuck einen kleinen Flyer, den ich in der Drogerie zehn Mal ausdrucken ließ. Knapp zwei Wochen vor dem Event fuhr ich mit meiner Freundin Sophie zu meinen Eltern nach Hopsten und nahm unterwegs einen kurzen Umweg über die Ägypterstraße in Kauf. Jeder Haushalt erhielt einen Flyer; mit drei-vier Bewohnern kam ich sogar kurz ins Gespräch.

So hatte ich ein gutes Gefühl, dass am Renntag alles glatt laufen würde.

Wenige Tage vor dem Lauf machte ich abermals von meinen Freiheiten als Veranstalter Gebrauch und gestattete meiner Schwester Nicole sowie ihrem Mann Tobi einen Frühstart am Vorabend. Da deren Samstagspläne es nicht zugelassen hätten, dass Nicole den gewünschten Ultrahalbmarathon absolviert, sollte kurzerhand schon am Freitagabend gelaufen werden.

Um 17:40 Uhr startete ich zunächst mit der Streckenmarkierung, die aus dem Start-Ziel-Bereich, mehreren Pfeilen und dem 2,81 km entfernten Wendepunkt bestand. Dabei fiel mir bei KM 1 auf, dass unser beliebtes Fotomotiv – das Ägypten Ortsschild – abhandengekommen ist. Ein Bewohner teilte mir daraufhin mit, dass es gestohlen worden sei und dass dies nicht zum ersten Mal passiert sei. Wie ärgerlich! Mir tat es besonders für die Teilnehmer leid, die morgen teilweise von weit her anreisen und sicher gern ein Selfie vor dem Ortsschild geschossen hätten.

Nach 38 Minuten hatte ich die Wendepunktstrecke einmal in beide Richtungen zurückgelegt und mit Straßenkreide ausreichend Pfeile auf dem Boden aufgebracht. Da die Wetterprognose durchweg Trockenheit ankündigte, war ich zuversichtlich, dass die Markierungen bis morgen früh halten würden. Die paar Frühstarter, die angekündigt waren, dürften keine Probleme mit dem Finden der Strecke haben.

Um 18:20 Uhr erschienen auch Nicole und Tobi zu ihrem geplanten Start. Während Nicole vier Mal hin- & zurücklaufen würde, reichte Tobi die kürzeste Distanz mit 5,62 km. Nachdem wir kurz gequatscht und rumgealbert hatten, wurde es höchst ernst und die Startpositionen wurden eingenommen :-)

Um 18:27 Uhr setzten wir drei uns in Bewegung und liefen die Ägypterstraße zunächst von West nach Ost ab. In einem angenehmen und sehr gleichmäßigen Tempo von 5:33 min/km nahmen wir zwei Männer die führende Frau zwischen uns und eskortierten sie. Natürlich war es für mich noch nicht das eigentliche Rennen, sondern eine Art Warmlaufen, sodass ich auch die Paparazzi-Funktion einnahm.

Als die erste Wendepunktrunde nach 31:14 min geschafft war, entsendeten wir Nicole allein auf ihre zweite. Tobi fuhr unterdessen mit dem Auto weiter zu meinen Eltern und hatte Feierabend, während ich noch ein wenig herumlungerte und die morgigen Teilnehmer auf Facebook über die Neuigkeiten im Zusammenhang mit dem Ortsschild-Diebstahl informierte.

Um 19:29 Uhr hatte Nicole die Hälfte geschafft und lag gut in der Zeit (Runde 2 in 5:27 min/km). Von nun an gesellte ich mich wieder zu ihr und begleitete sie fortan bis ins Ziel. Ihre dritte Runde schien allerdings die schwierigste zu werden, denn die Müdigkeit in den Beinen setzte ein und womöglich fehlte auf der langen Geraden doch ein wenig Konkurrenz.

Nach Runde 3 im Schnitt von 5:47 min/km spornten wir uns nochmal gegenseitig an und motivierten uns mit dem Gedanken, gleich zu Hause eine ordentliche Portion Pasta aufgetischt zu bekommen. Es lagen nur noch 5,62 km vor uns und Nicole hatte noch Chancen, den Ultrahalbmarathon-Streckenrekord aus dem Vorjahr (02:08:04 Std.) zu knacken.

Zwar wurde es nicht mehr so schnell wie auf der ersten Hälfte, doch schneller als in Runde 3. Am Ende legte Nicole noch eine Schippe drauf und beendete Runde 4 in einem Schnitt von 5:38 min/km, was insgesamt zu einem neuen Streckenrekord von 02:06:17 Std. reichte. Gratulation!

Erst kurz vor 21 Uhr erreichten wir unser Elternhaus und hüpften flott unter die Dusche. Nebenbei bereitete ich meine Klamotten für den morgigen Tag vor, an dem ich gern schon um 7 Uhr im Start-Ziel-Bereich sein wollte.

Nach einem leckeren Pasta-Abendessen mit meinen Eltern und Nicole & Tobi ging es irgendwann zeitig ins Bett, wo ich sehr schnell einschlief. Sophie hatte ich heute Nacht nicht an meiner Seite, da sie erst morgen früh mit einem Teil ihrer Familie zum Start anreisen wollte.

 

Sobald der Wecker mich um kurz vor 6 Uhr wach geklingelt und ich mir ein kleines Frühstück bereitet hatte, war ich kurz vor 7 Uhr abfahrbereit. Wie schon im Vorjahr fuhr ich mit dem Fahrrad zum knapp 3 km entfernten Start-Ziel-Punkt. Meine Laufklamotten, Laufschuhe, Verpflegung, Ersatz-Straßenkreide und das Spendenschwein hatte ich in entsprechenden Fahrradtaschen deponiert.

Anhand der zehn Autos, die auf den Grünstreifen neben der Strecke abgestellt waren, erkannte ich, dass bereits knapp die Hälfte aller Teilnehmer unterwegs sein dürfte. In Corona-Zeiten sind Rahmenstartzeiten nicht unüblich, sodass im Startbereich keine Gruppenbildung entsteht und sich das Teilnehmerfeld schneller ausdehnt. Mein Angebot umfasste eine Startzeit zwischen 7 und 9 Uhr morgens, wenngleich Ausnahmen nach vorheriger Ankündigung erlaubt waren.

So ist zum Beispiel mein Namensvetter Patrick aus Münster bereits um 3:45 Uhr mit einer Taschenlampe bewaffnet auf die Strecke gegangen. Um 8:35 Uhr war er im Ziel, kurze Zeit später schon auf seinem Weg zur Arbeit. Wahnsinn!

Außerdem durfte ich eine weitere Schnapszahl-Jubilarin in Ägypten begrüßen, denn neben mir wollte auch Ute heute ihren 99. (Ultra-)Marathon bestreiten. Während meine Nummer 100 erst in vier Wochen anstand, würde sie schon morgen beim Freeden Ultramarathon die Hundert vollmachen. Respekt!

Eine weitere besondere Persönlichkeit ist sicher auch Frank Sommerkamp, der „umme Ecke“ wohnt und hier zum zweiten Mal den Ultrahalbmarathon abwandert. Währenddessen knipst er eine ordentliche Zahl an Fotos, die er in der Regel allen Leuten zur freien Verfügung stellt. Danke dir!

Garantiert könnte ich hier zu jedem Teilnehmer etwas Kurzes berichten, doch dafür reicht die Zeit nicht ;-)

Die zwei Stunden zwischen 7 und 9 Uhr verflogen im Nu. Ständig stießen neue Gesichter hinzu oder beendeten eine ihrer Wendepunktrunden, sodass wir uns ganz angeregt unterhielten. Viele freuten sich über die kreative Startnummer, die bei kleinen lokalen Läufen nicht üblich ist. Für mich vermittelt so ein steifes Stück Pappe am Shirt das Gefühl eines Wettkampfs und außerdem ist es doch ein ganz nettes Andenken an den Tagestrip nach Ägypten, oder?

Während sich fast alle Ultraläufer auf der Strecke befanden, stießen mit meinen Eltern, meinem Onkel, Sophie und ihrer Schwester Lisa auch einige FUN RUNNER zu uns hinzu. Ich durfte gespannt sein, wer wie viele Runden schafft. Die Zeitmessung erfolgt im Übrigen in Eigenregie, das heißt, dass jede/r die Bruttozeit mit einer eigenen Uhr messen und mir nachträglich mitteilen muss. Wer hier mogelt, belügt sich nur selbst, denn es gibt ja nichts zu gewinnen.

Um 9 Uhr herrschte bereits buntes Treiben im Start-Ziel-Bereich und unterwegs. Sobald auch Rosalie, Veranstalterin der Herforder Highway Ultras, als vorletzte Teilnehmerin gestartet war, machte auch ich mich langsam bereit. Das Bereitmachen dauerte jedoch über 30 Minuten, sodass ich erst um 9:36 Uhr soweit war, um das Feld von hinten aufzurollen.

Mein Wunsch war ein möglichst gleichmäßiges Rennen mit einer ambitionierten Zielzeit von unter 3 Stunden. Ich musste somit von Beginn an mit einem Durchschnittstempo von knapp unter 4 Minuten pro Kilometer rechnen. Sollte ich das schaffen, schwor ich mir, hier beim 4. Ägypten Ultra 2022 wieder entspannter loszulaufen.

So, nun war es aber endlich soweit und ich begab mich langsam zur Start-Ziel-Linie, die wenige Meter oberhalb der Brücke lag, die über die Hopstener Aa führte. Hier positionierte ich mich hinter der Linie, legte den rechten Zeigefinger an den Startknopf meiner Uhr und zählte gedanklich von 3 runter … 2 … 1 … Los!

Auf zu (Ultra-)Marathon 99!

 

Der Lauf

Vom ersten Meter an ging es der Sonne entgegen und ich freute mich riesig über das ägyptische Wetter, das wir in den ersten zwei Jahren vermisst hatten. Damals erstreckten sich teils starke Sommergewitter über den Himmel; heute waren es höchstens drei-vier Wölkchen.

Voller Euphorie ballerte ich den ersten Kilometer in zu schnellen 3:51 Minuten, woraufhin ich ein bisschen Tempo rausnehmen musste. Die nahezu neuen Hoka One One Carbon X, die ich heute erst zum zweiten Mal an den Füßen trug, leisteten gute Arbeit. Gefühlt war ich ein paar Prozent leichter und mein Schritt ein paar Zentimeter länger. Wenn dieses Gefühl konstant so bliebe, wäre das der Hammer.

Unterwegs zum ersten Wendepunkt des Rennens begegnete ich allen Teilnehmern und feuerte sie an. Gleichzeitig vernahm ich Sätze, wie „Endlich bist du auch unterwegs.“ oder „Na, rollst du jetzt das Feld von hinten auf?“. Diese Begegnungen und kurzen Dialoge bestätigen mich darin, an einer Wendepunktstrecke in Ägypten festzuhalten. Sie machen die ansonsten so monotone Gerade wunderbar kurzweilig.

Eh ich mich versah, waren die ersten 2,81 km in 10:53 min (3:52 min/km) abgehakt. Der Wendepunkt unmittelbar vor Erreichen der Recker Straße war noch sehr gut zu erkennen, sodass ich mir keine Sorgen mehr um die Streckenmarkierung machen musste. Auf dem Rückweg würde ich nun zuerst die Läufer einholen, die ich soeben zuletzt von vorn gesehen hatte. Auch bei Überholvorgängen musste ich mit Sprüchen wie „Ah, da kommt die Rakete.“ rechnen.

Mit meinem knapp langsameren Rückweg in 11:00 min (3:55 min/km) war ich immer noch leicht zu schnell, aber zufrieden. Die lange Pause zwischen Frühstück um 6:30 Uhr und Start um 9:36 Uhr schien mir nicht geschadet zu haben. Nach der ersten Wendepunktrunde in 21:53 min (3:54 min/km) stellte sich langsam aber sicher eine Laufroutine ein und die Nervosität flachte ab. Ich hatte Gelegenheit, das Organisatorische abzuhaken und die Natur rings um mich zu genießen.

Kilometer um Kilometer ging es erst von West nach Ost und anschließend wieder zurück gen Westen. Dass sich auf der Strecke acht Wiederholungstäter tummelten, bewies doch, dass es sich um eine landschaftlich attraktive Strecke handeln muss. Die bereits angesprochene Hopstener Aa, die wir je Abschnitt zweimal über eine flache Brücke überquerten, wird unter den Bewohnern Ägyptens auch liebevoll Nil genannt. Das allein zeigt, wie besonders die vermeintlichen Kleinigkeiten doch sein können.

© Rosalie Corazza
© Rosalie Corazza

Lässt man den Blick häufiger nach links und rechts schweifen, entdeckt man zudem viele unterschiedliche Tiere, wie zum Beispiel Kühe, Ziegen und Kamerunschafe. Zwischen unserem Start-Ziel-Bereich und dem Hofladen Mersch gibt es sogar ein großes Hühnergehege, in dem ein Emu gehalten wird. Na wenn da jemand behauptet, Ägypten sei langweilig, dann soll er/sie gern nächstes Jahr mitlaufen.

Nach einer minimal langsameren zweiten Runde in 22:00 min (3:55 min/km) folgten drei minimal schnellere (Runde 3 in 21:59 min, Runde 4 in 21:54 min und Rund 5 in 21:59 min). Bedenkt man jedoch, dass mein Tempo auf einer Länge von 5,62 km nur um wenige Sekunden schwankte, kann von ‚schneller‘ oder ‚langsamer‘ kaum die Rede sein. Ich konnte mich nicht daran erinnern, jemals so gleichmäßig gelaufen zu sein.

© Frank Sommerkamp
© Frank Sommerkamp

Zwischenzeitig war für mich auch der Ultrahalbmarathon eingetütet und mit der Zwischenzeit von 01:27:46 Std. durfte ich mehr als zufrieden sein. Natürlich bestand nach wie vor ein Restrisiko, dass hinten raus der Mann mit dem Hammer anklopft; Anzeichen in diese Richtung gab es aber keine.

Für positive Ablenkung war weiterhin gesorgt, denn alle Beteiligten schienen gut gelaunt zu sein. Die Begegnungen und Überholvorgänge wurden zwar nicht mehr jedes Mal kommentiert, aber ein Lächeln oder kurzes Zunicken waren immer noch drin.

© Frank Sommerkamp
© Frank Sommerkamp

Meine im Start-Ziel-Bereich deponierte Trinkflasche blieb übrigens trotz hoher Temperaturen weiterhin unberührt. Noch war ich nicht durstig und im Schatten war es unverhofft kühl, sodass ich mit meinen Ressourcen sehr gut haushalten und mir die kurze Trinkpause ersparen konnte.

Grundsätzlich war ich sehr zufrieden mit den Bedingungen; Mitte Juli hätte es für uns Läufer nicht besser sein können. Der Sommerregen blieb uns erspart und das ägyptische Hitzewetter wollte wohl bis nächstes Jahr auf sich warten lassen.

© Frank Sommerkamp
© Frank Sommerkamp

Aufgrund einiger Frühstarts trudelten die ersten Teilnehmer ins Ziel, während ich mich auf meine Schlussphase begab. Das komplette Feld habe ich somit nicht von hinten aufgerollt, aber das war ja abzusehen.

Während ich so vor mich hinträumte, ging das sechste Achtel rasend schnell rum und ich konnte auf eine neue Rundenbestzeit von 21:42 min (3:52 min/km) zurückblicken. Das bedeutete, dass nur noch ein Viertel vor mir lag und ich mich allmählich mit dem Gedanken anfreundete, hier den Streckenrekord nicht nur zu pulverisieren, sondern auch noch deutlich unter 3 Stunden zu drücken.

Der Spaß blieb trotzdem nicht auf der Strecke … obwohl ja irgendwie schon :-) Denn als ich Frank seine Kamera zücken sah, musste natürlich eine lustige Pose her, und so entschied ich mich für zwei entgegengesetzte, rechtwinklige Arme wie man sie von altägyptischen Bildern her kennt. Passenderweise knipste Frank dieses Foto direkt neben dem Straßenschild „Ägypterstraße“.

In Runde 7 blieb ich mit 21:57 min (3:54 min/km) weiterhin unter der heute magischen 22-min-Marke und war optimistisch, dass es im Anschluss auch ein achtes Mal klappt.

Mittlerweile stand die Sonne noch höher und ein leichtes Anzeichen von Durst machte sich bemerkbar. Da es aber nicht mehr weit bis ins Ziel war, verzichtete ich darauf und freute mich umso mehr auf die anstehende Belohnung.

Außerdem konnte ich gedanklich für ein Jahr Abschied von der Strecke nehmen, da es nun meine letzte offizielle Runde war. Sobald ich jetzt noch einen Kommentar, wie z.B. „Ach, du schon wieder!“ hörte, entgegnete ich, dass es kein weiteres Mal vorkommt. Versprochen!

© Frank Sommerkamp
© Frank Sommerkamp

Am östlichen Wendepunkt zwischen der Ägypterstraße, der Recker Straße und dem Diesholtweg bemerkte ich, dass auf meiner Uhr noch 2,84 km bis zu den angepeilten 45 km fehlten. Exakt 30 Meter würden mir auf der Uhr somit fehlen, wenn ich exakt auf Höhe der Ziellinie abstoppen sollte. Da ich diesbezüglich ein ganz schöner Perfektionist bin, nahm ich mir selbstverständlich vor, die kleine Differenz hinten dranzuhängen.

Ich genoss ein letztes Mal die warme Sonne im Gesicht sowie die schönen Ausblicke über die weiten Felder, bevor die Zielkurve und wenig später die Zielgerade vor mir lag. Ein Blick auf die Uhr verriet mir eine Zeit von 02:55 Stunden und ein paar Zerquetschten. Reicht es noch für eine 02:55:xx Std.?

Am rechten Streckenrand entdeckte ich Sophie, wie sie ein Zielfoto von mir schoss. Währenddessen rief ich ihr nur zu, dass ich ein Stückchen länger laufen muss. Sie sagte sowas wie „Typisch!“, lachte nur und hatte völlig Recht damit.

Nach einer soliden achten Runde in 21:54 min (3:54 min/km) stoppte ich meine Uhr bei einer Gesamtdistanz von genau 45 Kilometern. Hat es gereicht? Leider Nein, aber über die 02:56:04 Stunden war ich alles andere als traurig. Hammer!

Mit 02:59 Std. geliebäugelt und eine 02:56 Std. ergattert. Was will man mehr?!

Diesen Streckenrekord werde ich 2022 nicht wieder angreifen, versprochen.

 

Nachher

Im Ziel erlebte ich zunächst eine Art Temporausch; ähnlich wie das Gefühl, wenn man nach einer langen, schnellen Fahrt auf der Autobahn eben diese verlässt und auf 50 km/h drosselt. Kein Wunder, denn ich hatte doch tatsächlich 45 km ohne Anhalten durchgehalten.

Ich freute mich über die Glückwünsche meiner Freunde & Bekannten, die teilweise ihre Ultramarathons oder FUN RUNs bereits beendet hatten. Wir kamen alle ganz angenehmen ins Gespräch und bei Gelegenheit nutzte ich die Chance und notierte mir die gelaufenen Distanzen und Zeiten der noch anwesenden Teilnehmer. So hatte ich später weniger nachzutragen und konnte somit die Ergebnislisten sowie Urkunden schneller finalisieren.

Natürlich freute ich mich auch auf meine Verpflegung, denn seit über drei Stunden nichts getrunken und seit über sechs Stunden nichts mehr gegessen zu haben, zeigten so langsam ihren Effekt.

Sobald ein Großteil der Teilnehmer im Ziel war und auch Sophie und ihre Family bereits abgereist waren, machte ich mir Gedanken über den Rest meines frühen Nachmittags. Da dieses Mal das Wetter mitspielte und ich hinten raus keine Termine mehr hatte, entschied ich mich spontan dazu, noch eine Runde mit der tageslangsamsten Teilnehmerin Rosalie zu drehen.

Zunächst lief ich jedoch einen Kilometer voraus und plauderte dort noch ein wenig mit einem Bewohner Ägyptens. Anschließend schloss Rosalie auf und ich stieß zu ihrer 6. Runde hinzu. Wir unterhielten uns bei einem entspannten Schnitt von 9:43 min/km über alle möglichen Events und Projekte, die in unserem Läuferleben aktuell präsent waren. So erfuhr ich, wie es ihr bei ihrem ersten Hunderter auf Sylt ergangen war, und gleichzeitig berichtete ich von meinem geplanten Mauerweglauf in vier Wochen.

Nach sehr geselligen 4,62 km verabschiedeten wir uns bereits und ich ließ Rosalie auf ihren letzten zwei Runden zurück. Sie versicherte mir, dass es völlig in Ordnung sei, wenn ich schon die Biege machen würde. Und so sammelte ich meine Sachen zusammen, räumte rings um den Picknick-Tisch ein wenig auf und fuhr mit dem Fahrrad zurück zu meinen Eltern.

Dort erwarteten mich ein kleines Mittagessen, eine warme Dusche und ein entspannter Nachmittag auf der Terrasse. Gleichzeitig trug ich die fehlenden Finisherzeiten zusammen, um spätestens am Folgetag die digitalen Urkunden ausstellen zu können.

Wie schon im letzten Jahr erstellte ich aus vielen Fotos, die viele liebe Menschen heute geschossen hatten, eine Collage aller Teilnehmer. So wurde nochmal sichtbar, wie bunt unsere heutige Truppe war.

Es war ein absoluter Höhepunkt meines bisherigen Laufjahres!

Ägypten macht einfach Bock!

Zahlen & Fakten

Distanz

 

Gelaufene Zeit (Netto)

 

Gelaufene Zeit (Brutto)

 

Altersklasse

 

AK-Platzierung

 

Platzierung (Männer)

 

Gesamtplatzierung

45 km

 

02:56:04 Std.

 

02:56:04 Std.

 

M30 (87-91)

 

1. von 1

 

1. von 11 (9,1 %)

 

1. von 15 (6,7 %)