4. Paul-Moor-Benefiz-Halbmarathon Bersenbrück

17.04.2010

Vorher

Der gute Ruf des Paul-Moor-Benefiz-Laufs warf - auch durch die gelungene Organisation und das perfektes Ambiente im Vorjahr - seine Schatten voraus. Ich freute mich schon seit Anfang des Monats auf diesen Lauf, nachdem ich 2009 den 11-km-Lauf als Fünfter beendet hatte. Als dann das Wetter von Tag zu Tag besser wurde, stieg unsere Vorfreude (meine Mutter und meine Schwester haben sich vorgenommen, die 11 km zu walken).

Am Samstagmorgen konnten wir ganz in Ruhe ausschlafen, sind dann um 10.30 Uhr Richtung Bersenbrück losgefahren, haben dort sofort einen Parkplatz gefunden und sind zum Zielgelände bei der Paul-Moor-Schule gegangen. Noch bevor ich meine Startnummer abgeholt habe, treffe ich den einen oder anderen Läuferkollegen, der zusammen mit mir den Halbmarathon in Angriff nehmen wollte. Unter anderem treffe ich einen Lehrer von meiner Schule, der uns 10 Tage zuvor beim Sportschulcross in Warendorf begleitet hat und selbst mitgelaufen ist. Er wird hier sein Halbmarathon-Debüt geben.

Da es sich bei diesem Lauf um eine Punkt-zu-Punkt-Strecke handelt, wurden 6 Busse organisert, die uns um 11.30 Uhr vom Ziel- zum Startpunkt bringen sollten. Kurz vor Abfahrt habe ich mich mit Kleiderbeutel und einer Flasche Wasser bewaffnet von meiner Family verabschiedet und bin mit Vorfreude in den zweiten Bus gestiegen. Während der Fahrt habe ich mich mit einigen anderen Läuferinnen und Läufern unterhalten, die mir von verschiedensten Marathongeschichten erzählten. Um 12.15 Uhr - 15 min vor dem Start - kamen wir in Lappenstuhl (bei Bramsche) an. Die vielen Bäume und Sträucher am Wegesrand wurden großzügig von fast allen Läufern genutzt, um sich noch ein wenig zu entleeren.

In den letzten 10 min vor dem Start kamen 3-4 Marathonis an uns vorbeigelaufen, die 1,5 Stunden zuvor genau 21,1 km weiter südlich gestartet sind und sich nun auf unserer Strecke befanden. Natürlich wurden die führenden Marathonis von uns 252 Wartenden laut angefeuert.

Langsam aber sicher positionierten wir uns an der Startlinie. Ich hatte mir für diesen Tag zwar kein konkretes Zeitziel gesetzt, konnte aber aufgrund gesunder Beine mit einer Verbesserung meiner Bestzeit rechnen. Zudem war ich weniger nervös, als die beiden Halbmarathons zuvor. Es konnte also endlich losgehen!

 

Der Lauf

Nach dem Start-Ruf des Moderators stürmten mindestens 15 Läufer an mir vorbei. Mein spontaner Gedanke war: "Leute, denselben Fehler habe ich in Lohne vor drei Wochen auch gemacht. Heute nicht! In einer Stunde kriege ich euch und wenn nicht dann, dann schon viel früher."

Meine kleine Laufgruppe habe ich schnell gefunden, nur war ich etwas überrascht, dass meine Uhr beim 1. Kilometerschild 04:36 min anzeigte. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass die Organisatoren die restlichen 100 Meter (genau genommen 97,5 m) nicht hinter dem 21. Kilometer, sondern schon vorne angehängt haben. Also Ruhe bewaren und weiter geht's.

In der fünfköpfigen Gruppe hat von Beginn an jeder von uns ein wenig Führungsarbeit geleistet, doch das richtige und vor allem gleichmäßige Tempo haben wir bis KM 5 noch nicht wirklich gefunden (KM 2 in 03:48, KM 3 in 03:58, KM 4 in 03:45, KM 5 in 04:00). Eigentlich sind solche sprunghaften Kilometerzeiten die Vorboten eines sehr anstrengenden Laufes, aber bisher habe ich mich noch sehr wohl auf der durchgehend flachen Strecke gefühlt.

Zwischen KM 6 und 12 konnte ich ein sehr gleichmäßiges Tempo laufen (zw. 03:56/km und 04:00/km). Alles war soweit super, kaum Gegenwind, die Sonne schien und es war nicht zu warm. Einen kurzen Schock erlebten wir allerdings bei KM 8,5, als 50 Meter vor uns die Bahnschranke zuging. Ich hörte irgendjemanden neben mir nur "Scheiße!" rufen und musste direkt reagieren. Mir stellte sich die Frage, ob ich zum Sprint ansetzen sollte, um es noch vor dem Zug zu schaffen, oder ob das Risiko zu groß wäre. Die Entscheidung fiel in dem Moment, als meine Mitläufer rechts und links an mir vorbeizogen. Mein Herz pochte, mir wurde kurzzeitig richtig heiß, aber ich musste hinterher, um den Anschluss nicht zu verlieren. Natürlich schafften wir es deutlich bevor der Zug überhaupt zu hören war, aber der Adrenalinschub war dennoch gewaltig.

Nach 2 Minuten haben wir unser Tempo wieder gefunden. Als wir den Alfsee passiert hatten, führte ich die mittlerweile nur noch dreiköpfige Gruppe zu einem erneut schnellen Kilometer (KM 13 in 03:47). Zu diesem Zeitpunkt wurde es erstmals richtig windig, denn wir liefen über eine kurze Steigung auf den Damm um das Reservebecken des Alfsees hinauf. Die Aussicht auf den kleinen See war schön, aber nur von kurzer Dauer, denn nach wenigen hundert Metern ging es wieder hinunter.

Von nun an wollte ich mich wieder ein wenig ziehen lassen, um Kräfte für einen eventuellen Schlussspurt zu sparen. Folglich brauchten wir für KM 14 ganze 04:05 min, was mir persönlich nach erst 2/3 der Strecke etwas zu langsam war. Die Lösung musste ein 7 km langer Alleingang bis ins Ziel sein. Den vor mir Laufenden habe ich auf langen Geraden zwar gesehen, aber er schien genauso schnell unterwegs gewesen zu sein wie ich, denn ich kam nicht mehr näher an ihn heran. Die folgenden 5 km spulte ich - nun alleine laufend - in Zeiten zwischen 03:54 min und 03:59 min ab. Es gefiel mir ganz gut und mit solch einem KM-Schnitt (03:58/km) hätte ich heute nicht gerechnet, perfekt!

Die letzten 3 km meiner Strecke ensprachen der Walkingstrecke und da meine Mutter und meine Schwester erst um 12.45 Uhr gestartet sind, haben wir schon zuvor berechnet, wann wir uns auf der Strecke begegnen würden. Unsere Prognose stimmte völlig, sodass ich die beiden ca. bei KM 19 überholt habe. Ich habe den Ladies zugerufen, dass ich mich unter dem magischen 04:00-min-Schnitt befinde, während sie mir hinterhergrufen haben, dass ich unheimlich schnell bin und noch frisch aussehe. Perfekte Motivation für das härtesten Stück eines Halbmarathons. Vielen Dank!

Nur wenige Hundert Meter später treffe ich auf meinen Vater, der eigentlich schon im Zielbereich hätte sein sollen, um Finisherfotos von mir zu machen. Nunja, da scheint auch er nicht mit einer solch schnellen Zeit gerechnet zu haben. Aber das war kein Problem.

Den vorletzten Kilometer lief ich aufgrund zunehmender Erschöpfung und immer wärmeren Temperaturen in 04:05 min und ich merkte, dass auch der letzte KM nicht mehr unter 04:00 min zu drücken ist. Aber ein superschönes Ziel blieb mir noch: das Finishen unter 01:24:00 Std. und somit ein Durchschnittstempo von unter 04:00/km. Sowohl vor, als auch hinter mir waren große Abstände zu den anderen Läufern enstanden, d.h. dass mein einziger Konkurrent die Zeit war. Zum Schluss ging es durch einige Bersenbrücker Siedlungen, bevor man rechts auf die letzte, ca. 100 m lange Zielgrade abbiegen musste. Von dieser Kurve aus sah ich schon die große Digitaluhr am Zielbanner, die mir noch ein Puffer von 22 Sekunden signalisierte. Nun aber flott, die Beine in die Hand nehmen, Zähne zusammenbeißen und ins Ziel fliegen ... 9 ... 8 ... 7 ... Puuh, es wird eng ... 6 ... 5 ... 4 ... nur noch wenige Zentimeter, YES! Ganze 3 Sekunden blieben mir noch, 01:23:57 Std. über 21,1 km ... traumhaft!

 

Nachher

Im Ziel gab es eine kleine, goldene Finishermedaille und - was mir mittlerweile noch viel mehr wert ist - ein frisches, kühles Erdinger Alkoholfrei. Als meine Läuferkollegen nacheinander hinter mir ins Ziel kamen, bedankte ich mich für die gemeinsame Tempoarbeit auf den ersten 14 km. Solche "Hasen" sind schon was Feines. ;-)

Dann endlich ist auch mein Vater im Zielberech angekommen, hat mir gratuliert und musste sich auch erstmal ein Erdinger gönnen. Immerhin ist er heute knapp 8 km hin und her gejoggt, um von uns Dreien Fotos zu machen. Umso enttäuschender war es dann, als wir feststellen mussten, dass die SD-Karte in der Kamera fehlte.

Meine Mutter und meine Schwester waren im Ziel genauso glücklich wie ich, da sie mit ihren gewalkten 11 km ihren eigenen Distanzrekord von 10 km überboten haben.

Nachdem ich wenig später meinen blauen Kleiderbeutel abgeholt und noch einige Worte mit ein paar anderen Läufern gewechselt habe, kauften wir uns Bratwürste mit Pommes und zum Nachtisch ein Softeis (hat überhaupt nicht geschmeckt). Gut gesättigt, sehr gut gelaunt und mit drei Medaillen dekoriert sind wir zurück zum Auto gegangen. Nach knapp 35 km waren wir zu Hause und konnten den heutigen Tag als wunderbares Frühlingsmärchen bezeichnen!

 

Zahlen & Fakten

Distanz

 

Gelaufene Zeit (Netto)

 

Gelaufene Zeit (Brutto)

 

Altersklasse

 

AK-Platzierung

 

Platzierung (Männer)

 

Gesamtplatzierung

21,0975 km

 

01:23:57 Std.

 

01:23:57 Std.

 

Männl. Hauptklasse (81-90)

 

1. von 19 (5,3 %)

 

6. von 190 (3,2 %)

 

6. von 253 (2,4 %)