30. Aaseelauf Ibbenbüren

02.08.2013

Vorher

Vier ganze Jahre nach meinem ersten Halbmarathon kehrte ich an den Ort meines Debüts zurück und wollte bei ähnlichen Temperaturen wie damals – gut 35°C und Windstille – knapp 9 Minuten schneller laufen. Mein Ziel war ursprünglich eine überaus optimistische Zeit von unter 01:18:00 Stunden über die 21,1 km lange Distanz. Ein läuferfreundlicheres Wetter wäre wünschenswert gewesen, aber was soll’s? So schraubte ich meine Erwartungen ein wenig runter und rechnete mit einer Zeit von mindestens 01:19:59 Std. und einer Top-3-Platzierung. Immer noch mutig, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Während ich die längste Distanz des Aaseelaufs in Angriff nehmen wollte, startete meine Schwester über die 5 km, die ebenfalls um den schön gelegenen Aasee führten. Ich drückte ihr beide Daumen und schaffte es nach meiner Arbeit gerade noch rechtzeitig zu ihrem Start um 17.00 Uhr. Das Start-Ziel-Gelände war noch überschaubar gefüllt und die wenigen Zuschauer versteckten sich im Schatten der Bäume. Nach dem Startschuss für die insgesamt 88 Läufer über 5 km gingen meine Eltern und ich über die Fußgängerbrücke Richtung Aasee.

Dort angekommen wartete ich noch ein wenig, bevor ich den Läufern entgegenlief. Nach knapp 1,3 km entdeckte ich meine Schwester, kehrte auf der Stelle um und begleitete sie auf ihrem letzten harten Stück bis ins Ziel. Unterdessen konnte ich ihr die gute Nachricht mitteilen, dass sie sich auf einem sicheren dritten Platz in der Damenwertung befand. Das machte nicht nur sie selbst, sondern auch mich stolz. Im Ziel freute sie sich in einer Zeit von 24:06 min über das Erreichen ihres Vorhabens (Sub 25:00). Glückwunsch!

Bis zu meinem Start hatte ich noch gut 30 Minuten Zeit, jedoch war an ein richtiges Aufwärmen nicht zu denken. Ich band mir die Schuhe nochmal zu, befestigte meinen Zeitmesschip und trank noch etwas Wasser. Cappy ins Gesicht gezogen und auf zur Startlinie. Da auch hier ein überschaubares Starterfeld herrschte (104 Läufer), stand ich direkt in der ersten Reihe und war dann bereit für die Quälerei.

Der Lauf

Nachdem am Start noch kurz über die mittlerweile 37°C gewitzelt wurde, folgte der erste Startsprint die bereits erwähnte Fußgängerbrücke hinauf. Auf der anderen Seite ging es ebenso steil wieder runter und wir näherten uns schnellen Schrittes der Uferpromenade des Aasees. Während ein mir unbekannter Läufer wie von der Tarantel gestochen lossprintete, versuchte ich, mich an zwei Münsteraner zu hängen, die ungefähr mein Tempo liefen. Nichtsdestotrotz absolvierten wir den ersten Kilometer viel zu schnell (03:25 min). Der zweite Kilometer war dann nach 03:43 min beendet und der Abstand zu meinen beiden Konkurrenten wuchs mit jedem Schritt ein paar Zentimeter. Den dritten Kilometer, der vorerst der letzte am Aasee war, lief ich in mein anvisiertes Minimum-Tempo (03:49 min). Somit war mir bereits jetzt klar, dass heute keine Zeit unter 01:20:00 Std. möglich ist.

Der Aasee wurde am Anfang & am Ende jeweils einmal umrundet
Der Aasee wurde am Anfang & am Ende jeweils einmal umrundet

Bevor es links um das Aaseebad herum auf die Wendepunktstrecke ging, traf ich bei KM 3 noch einen guten Freund, der in wenigen Minuten sein 10-km-Rennen beginnen sollte, und meine Family, die mich auch nochmal kräftig anfeuerte. Die Abstände zu den anderen Läufern wurden nach vorne und nach hinten hin immer größer. Um jetzt nicht allzu früh einzubrechen und unmotiviert weiterzulaufen, musste ich mir ein neues Ziel formulieren. Dieses war schnell gefunden und lautete, mindestens unter 04:00-min-Schnitt pro KM zu bleiben.

Bei KM 3 noch schnell wie der Wind
Bei KM 3 noch schnell wie der Wind

Bei KM 4,5 gab es die erste Wasserstelle, an der ich mir zwei Becher Wasser schnappte und leertrank. Hiernach überquerten wir den Ostring und liefen durch eine 25 m lange Autobahnunterführung, in der es schön kühl war. Es folgte eine Schotterweg-Passage entlang des Flüsschens ‚Ibbenbürener Aa‘ und dann schon die zweite Wasserstelle bei KM 5,5. Da die beiden Münsteraner an beiden Getränkestellen Gehpausen einlegten und ich nicht, war hier der erste und einzige Punkt gekommen, an dem ich für zwei Minuten vor ihnen lag. Bereits bei KM 6 lag ich wieder an vierter Position und musste alleine weiterkämpfen.

Meine Kilometerzeiten pendelten sich mittlerweile im schmerzhaften 04:00- bis 04:10-min-Bereich ein und ich musste beten, dass es nicht noch langsamer werden würde. Auf der Strecke gab es überwiegend Schattenpassagen, allerdings waren es selbst im Schatten über 30°C und Anzeichen auf baldige Abkühlung des Wetters gab es zu dieser frühen Uhrzeit leider noch nicht.

Nach weiteren Wasserstellen bei KM 7 und KM 9,5, wo ich jeweils wieder nach zwei Bechern griff, lief ich durch das Aatal langsam dem Wendepunkt entgegen. ‚Langsam‘ ist beinahe wörtlich zu nehmen, denn keinen der letzten X Kilometer konnte ich unter die 04:00-min/km-Marke drücken.

Bevor bei KM 11,5 der Wendepunkt erreicht war, kam mir der Führende kurz nach KM 11 entgegen. Er hatte somit schon gut 700-800 Meter Vorsprung vor mir. Es folgten ihm die beiden Münsteraner, die knapp 200 Meter vor mir waren. Nach dem Passieren der Kontrollmatten bei KM 11,5 ging’s dann endlich auf den langen Rückweg. Von nun an konnte ich beobachten, welcher Läufer in welchem Abstand hinter mir war und wie fit dieser aussah. Mein direkter Verfolger befand sich auch nur 200 Meter hinter mir machte in seinem Oberkörperfreien Lauf-Outfit noch einen recht fitten Eindruck. Die Konkurrenz schläft nie!

In Vorfreude auf die Getränkestellen bei KM 13,5 und KM 16 lief ich denselben Weg wieder zurück. Die Läufer, die mir entgegenkamen, wurde immer mehr und viele hatten trotz der Bedingungen gute Laune und einen netten Anfeuerungsspruch auf den Lippen. Bei unserem 16. Kilometer gesellten sich außerdem viele 10-km-Läufer auf die Strecke hinzu, die später gestartet sind und von dort an noch 3 km bis ins Ziel hatten. Besonders auf dem Schotterweg wurde es dadurch etwas eng.

Kurz hinter KM 18 erreichten die Halbmarathonis dann endlich wieder den Aasee, um diesen ein zweites und letztes Mal im Uhrzeigersinn zu umrunden. Dieses Stück konnte ich einigermaßen genießen, denn ich merkte, dass ich nicht langsamer geworden bin. Unter 04:00 min/km zu bleiben war zwar weiterhin fast unmöglich, aber durch meinen Puffer vom Beginn war mein Ziel durchaus erreichbar.

Als ich bei KM 19,5 den westlichen Zipfel des Sees umlaufen habe, konnte ich den großen Abstand zum Fünftplatzierten sehen. Im Ziel hatte dieser einen 03:38-minütigen Rückstand auf mich. Mein Abstand nach vorne ist ebenfalls weiter gewachsen, sodass ich nach erneuter Überquerung der steilen Fußgängerbrücke in 01:23:33 Stunden und mit einem 01:25-minütigen Rückstand ins Ziel gelaufen bin. Glücklich und zufrieden war ich in Anbetracht des Wetters aber trotzdem. Leider ist keine Top-3-Platzierung rausgesprungen, die sogar zu einem kleinen Preisgeld geführt hätte, aber darüber schaue ich hinweg und genieße das Beenden meines zwölften Halbmarathons!

Nachher

Mein kurzes Auslaufen bestand darin, zum Getränkestand hinter der Ziellinie zu joggen. Dort habe ich mindestens 2 Liter Wasser und kalten Zitronentee in mich hineingekippt und mich dann noch mit Orangen- und Bananen-Stücken gestärkt. Es tat gut, all die verlorene Energie wieder aufzutanken, und dennoch wurde mir für einen kurzen Moment etwas schwindelig.

Während die Musikband ‚Samba Patu‘ rhythmisch trommelte, erzählte ich meiner Family von meinem Lauf. Wie ich erfahren habe, musste auch mein Kumpel leiden und lief über 10 km weitaus langsamer, als er unter Topbedingungen imstande gewesen wäre. In späteren Onlineartikeln war sogar die Rede von 40°C und da das alles andere als läuferfreundlich ist, dürfen wir dennoch mit unseren Leistungen zufrieden sein.

4 Jahre nach meinem HM-Debüt bin ich nun an gleicher Stelle 03:17 min schneller gewesen, passt schon! ;-)

Um 21.30 Uhr erfolgte erst die Siegerehrung für den Halbmarathon und da ich Altersklassen-Erster geworden bin, erhielt ich - wie schon vor 4 Jahren - ein weißes Aaseelauf-Handtuch. Danach sind meine Schwester und ich noch zu Freunden zum Grillen gefahren und haben auf diese Weise den wohl heißesten Tag des Jahres ausklingen lassen.

Zahlen & Fakten

Distanz

 

Gelaufene Zeit (Netto)

 

Gelaufene Zeit (Brutto)

 

Altersklasse

 

AK-Platzierung

 

Platzierung (Männer)

 

Gesamtplatzierung

21,0975 km

 

01:23:33 Std.

 

01:23:34 Std.

 

Männl. Hauptklasse (84-93)

 

1. von 10 (10 %)

 

4. von 84 (4,8 %)

 

4. von 104 (3,8 %)