23. Teekotten-Lauf Emsdetten
30.04.2010
Vorher
Nur zwei Wochen nach Bersenbrück und fünf Wochen nach Lohne war dies heute mein dritter Halbmarathon in diesem Jahr. Die anfängliche Aufregung vor einer solchen Distanz wich diesmal endgültig der Vorfreude, wie ich sie auch vor kürzeren Läufen erlebe.
Nach ordentlichem Pasta-Schauffeln fuhren meine Schwester und ich um 16.30 Uhr los, um noch einen Freund abzuholen, der in Emsdetten die 5 km laufen wollte. Sein Startschuss fiel um 17.45 Uhr und somit genau eine Stunde vor meinem Start. Da es am Vormittag ein wenig geregnet hat, kühlte sich die schwüle Luft ein wenig ab, sodass ich mit dem Wetter eigentlich sehr zufrieden sein konnte.
Den Umfang meines Aufwärmens habe ich nach den guten Erfahrungen vom Paul-Moor-Benefiz-Halbmarathon bewusst reduziert. Vor 21 km braucht man sich - meines Erachtens - weniger intensiv aufzuwärmen, wie vor einem schnellen 5er. Achja, den 5-km-Lauf hat mein Kumpel glücklich in 25:02 min gefinisht.
Nach weiteren zwei-drei Schlucken Wasser habe ich mein Trainingsanzug ausgezogen und bin in Richtung Startlinie gegangen. Den heutigen Lauf wollte ich taktisch ähnlich gestalten wie vor zwei Wochen, nur dass diesmal die 10-km-Läufer gemeinsam mit uns gestartet sind. Sie würden nach einer Runde die Strecke in Richtung Sportplatz verlassen, während wir uns auf die zweite, etwas verlängerte Runde begeben müssen.
Meine Schwester hat sich den Streckenverlauf noch intensiver angeschaut als ich, denn sie wollte heute mit ihren Inline-Skates an so vielen Streckenpunkten wie möglich sein, um Fotos von mir zu machen. Eine superschöne Idee, wie ich finde, vielen lieben Dank dafür!
Nun waren es noch wenige Sekunden bis zum Startschuss und mein einziger Gedanke kreiste darum, nicht zu schnell anzufangen. Diese Gefahr drohte heute besonders, da die 10er - wie schon erwähnt - gemeinsam mit uns starteten.
Der Lauf
Endlich war es 18.45 Uhr und 329 Läufer stürmten los. Zum Glück stand ich recht weit vorne, sodass ich auf den ersten 100 m (auf Rasen) in kein allzu großes Gedränge geraten bin. Am Ausgang des Sportplatzes wartete meine Schwester schon, die Kamera im Anschlag.
Leider waren die ersten 3 km völlig falsch ausgeschildert, wodurch ich nicht wirklich wusste, wie schnell ich gestartet bin (KM 1 in 04:23, KM 2 in 03:50, KM 3 in 03:20). Auf den darauffolgenden 3 km schienen die Schilder dann aber endlich richtig zu stehen, denn ich lief jeweils genau 03:55/km. Diese Geschwindigkeit war perfekt und durfte liebend gern weiter bestehen bleiben. Es sah ganz danach aus, dass ich mich nicht von den 10-km-Läufern mitreißen lassen habe.
Auf den windanfälligen Feldwegen war ich bis KM 10 jederzeit hinter irgendwelchen Läufern unterwegs, um den Windschatten zu nutzen. Es wurde somit nicht langweilig auf der ansonsten sehr eintönigen Strecke. Neben Bäumen und Feldern gab es maximal drei Bauernhöfe, die die Gegend auch nicht viel interessanter gemacht haben.
Am Ende der 2 km langen Zielgerade, auf der wir zum Glück ganz guten Rückenwind hatten, verließen uns die 10-km-Läufer, indem sie nach rechts auf den Sportplatz abgebogen sind. Von da an waren wir Halbmarathonis auf uns allein gestellt und "allein" ist wirklich ernst gemeint. Die Straßen waren (fast) menschenleer.
Was mich nach der Hälfte des Laufes sehr positiv überrascht hat, waren meine Eltern, die spontan nach Emsdetten gekommen sind. So schien es zumindest auf den ersten Blick, jedoch erfuhr ich später den tatsächlichen Grund.
Nach KM 11 fiel mir dann doch noch ein großer Läufer vom LSF Münster auf, der knapp 100 m vor mir lief. Lohnte es sich nun, Kräfte dafür zu vergeuden, um möglichst schnell an ihn ranzukommen oder sollte ich bis zum Ende hin warten? Meine Motivation in den meisten Rennen ist die, dass ich mir einen persönlichen "Hasen" (Tempomacher) herauspicke und mich ein wenig an seinem Tempo orientiere. Die Entfernung zum vor mir Laufenden war hierfür jedoch zu groß. Das hieß, ich musste ein bisschen Gas geben. Umso mehr überraschte es mich, als ich nach nur 2 km problemlos an ihn rangekommen bin (KM 11 in 03:55, KM 12 in 03:58).
Er begrüßt mich und schien sich darüber zu wundern, wie jung ich bin. Außerdem bat er mich, ihm unsere Kilometerzeiten zu nennen, da er keine Uhr bei sich hatte. "KM 13 in 04:01 min" ... "KM 14 in 04:00 min". Für mich wurde es also wieder minimal langsamer. Daraufhin meinte mein Mitläufer, dass der schwarz gekleidete Läufer vor uns spätestens bei km 18 hinter uns sein sollte. Nach nur zwei etwas schnelleren Kilometern (03:55 min) hatten wir ihn bereits überholt. Das lief ja soweit wie am Schnürchen.
Nur wenig später musste der Münsteraner federn lassen und gab mir den Rat, mein eigenes Ding durchzuziehen. Ich vermutete, dass ich durch einen solchen Alleingang auch etwas langsamer werden könnte. Und ich sollte Recht behalten, denn meine Beine wurden mit jedem Meter müder. Bis einschließlich Kilometer 20 lief ich jeden KM über 04:02 min, sodass ich nicht mehr mit einer Verbesserung meiner Bestzeit rechnen wollte. So sollte es immerhin eine gute 01:24-er-Zeit werden, habe ich mir gedacht.
Der letzte 1,1 km lange Abschnitt verlief wie auf der ersten Runde mit Rückenwind und etwas bergab. Vielleicht könnte das ja doch noch was werden. Plötzlich hatte ich wieder Mut und Hoffnung geschöpft und als meine Schwester mich am Eingang des Sportplatzes mit "Super, Patrick!" angefeuert hat und mich auf die letzten 100 Meter gepeitscht hat, dachte ich mir: "Entweder Bestzeit oder Loser!". Obwohl niemand mehr knapp vor oder hinter mir war, sprintete ich wie ein Verrückter über den Rasen. Auf meine Uhr schaute ich gar nicht mehr, die Uhr neben dem Zielbanner habe ich scheinbar auch ausgeblendet, Scheuklappen deluxe! Vollgas, Ziellinie, fertig mit der Welt!
Nachher
Erst hinter der Ziellinie habe ich auf meiner Uhr gesehen, dass ich mit 01:23:52 Std. fünf Sekunden unter meiner Bestzeit von vor zwei Wochen geblieben bin. Punktlandung, super!
Da sich das Feld so sehr in die Länge gezogen hat, habe ich erst nach kurzer Zeit erfahren, dass ich Gesamtfünfter geworden bin. Auch damit hätte ich nicht gerechnet und bin überglücklich. Mein Hase aus Münster, bei dem ich mich für das gegenseitige Pushen bedankte, wurde übrigens 6., während der schwarz gekleidete Läufer auf dem 7. Rang landete. Auch heute belohnte ich mich mit Erdinger Alkoholfrei, was gibt es besseres?
Zurück zu meinen Eltern und dem Grund, warum sie uns nun doch nach Emsdetten gefolgt sind: Nachdem sie vormittags den Flug nach Polen verpasst hatten, haben sie sich zunächst damit abgefunden, zu Hause bleiben zu müssen. Erst als wir mit unserem großen Auto schon in Emsdetten waren, entschieden sie sich, dem Flieger hinterherzufahren. Das heißt, sie mussten mit unserem kleinen Ford Fiesta zu uns rüberfahren, die Autos umtauschen und weiterfahren. Es ist schön, dass sie bis zu meinem Einlauf gewartet und mir gratuliert haben, jedoch weitere anderthalb Stunden bis zur Siegerehrung zu warten, hätte für sie verständlicherweise zu lange gedauert.
Nach einer ordentlichen Dusche und ein bisschen Schokolade wartete ich auf meine Siegerehrung (Zweiter in meiner Altersklasse). Während die Gesamtsieger Pokale, Handtücher, Erdinger-Gläser und Wanduhren bekommen haben, gab es für die Altersklassen-Platzierten jeweils zwei Kugelschreiber ... Jackpot! :-D Aber darum ging es mir nicht, vielmehr freute ich mich auf meine Urkunde, auf der schwarz auf weiß stand, welche super Zeit ich heute erreicht habe.
Als persönliche Belohnung gab es zu Hause exklusiven Döner von Rossini, der sowieso nicht zu toppen ist!!
Zahlen & Fakten
Distanz
Gelaufene Zeit (Netto)
Gelaufene Zeit (Brutto)
Altersklasse
AK-Platzierung
Platzierung (Männer)
Gesamtplatzierung
21,0975 km
01:23:52 Std.
01:23:56 Std.
Männl. Hauptklasse (81-90)
2. von 13 (15,4 %)
5. von 128 (3,9 %)
5. von 144 (3,5 %)