11. Volksbank-Bever-Lauf Ostbevern

08.08.2015

Vorher

In der Nacht von Freitag auf Samstag fiel erst die Entscheidung auf einen Start in dem kleinen Örtchen Ostbevern östlich von Münster. Zwar habe ich mich prophylaktisch für den Halbmarathon vorangemeldet, doch wollte ich den Start vom Wetter und meiner spontanen Lust abhängig machen. Und so entschieden meine Freundin Sophie und ich kurz vor Mitternacht, dass der Samstag einem sonnigen Wettkampf gewidmet werden kann. Zeit zum Ausschlafen gab es trotzdem noch genug, da der Startschuss erst um 17 Uhr fallen sollte.
Nach einem späten Frühstück machten wir uns zunächst zu dritt auf den Weg von Laggenbeck nach Münster, wo wir den Freund von Sophies Schwester an der dortigen Boulderhalle absetzen sollten. Auch er entschied sich ebenso spontan für einen Wettkampf, allerdings in einer völlig anderen Sportart. Danach ging’s die restlichen 22 km zu zweit nach Ostbevern, wo wir dann etwa 16:10 Uhr ankamen.
Während ich meine Startunterlagen abholte, parkte Sophie das Auto hinter dem überfüllten Parkplatz am Wegesrand. Es waren bereits unerwartet viele Menschen im und am Beverstadion, die jedoch auf sechs unterschiedliche Disziplinen verteilt liefen. Hauptlauf war der 30 Minuten nach mir startende 10 km Lauf.
In den letzten Minuten vor dem Start über die halbe Königsdisziplin klapperte ich alle bekannten Rituale ab: Startnummer befestigen, Banane essen, Schuhe fest verschnüren, letzter Toilettengang, Aufwärmen und nicht zuletzt die Konkurrenz abchecken!

In 5 Minuten geht's los!
In 5 Minuten geht's los!

Einziges Manko war jedoch, dass meine Laufuhr seit einigen Tagen spinnt und kein permanentes GPS-Signal aufrechterhalten kann. Der Grund ist, dass sie mir bei einer Fahrradfahrt aus der Tasche auf Asphalt gefallen ist und sich wohl irgendwas gelockert hat. Schade! Aber ich hoffte auf eine richtige Kilometermarkierung am Streckenrand, was für eine Geschwindigkeitskontrolle ausreichen sollte.

Der 10,5-km-Rundkurs kündigte sich abwechslungsreich an, wenngleich man keine Probleme mit langen Geraden haben sollte. Zum Ende der zweiten Runde müsste ich außerdem auf die langsamsten 10-km-Läufer auflaufen, was zum richtigen Zeitpunkt motivierend sein sollte. Wenn es nun statt knapp unter 30°C angenehme 17 wären, könnte man von Idealbedingungen sprechen, aber da bin ich anspruchslos.

Mein Ziel für heute liegt bei einer Zeit von unter 01:20 Std. und einer Top-Drei-Platzierung. Beides nicht unrealistisch, wenn ich auf der ersten Runde nicht zu sehr übertreibe ;-)

Nach einem Abschiedskuss von meiner Freundin ging ich zur Startlinie, reihte mich in vorderster Position ein und freute mich auf den erlösenden Startschuss. Den Radfahrer vor uns im Blick wollte ich die etwa 100 Läufer von Beginn an hinter mir lassen und den Landschaftslauf einfach nur genießen. Pünktlich um 17 Uhr war es dann soweit und mein 15. Halbmarathon war gestartet.

Der Lauf

Mit dem Ziel, ein Tempo von 03:47 min/km zu halten, ging’s los und schon nach den ersten 50 Metern konnte ich mich ein wenig absetzen. Links am Beverstadion vorbei schaute ich ein letztes Mal zu Sophie rüber und verabschiedete mich von dem Gedanken, von nun an vielen Zuschauern zu begegnen. In einer langgezogenen Linkskurve ging es zwischen den ersten Feldern hindurch und an kleinen Waldstücken vorbei. Alle folgenden kreuzenden Straßen und auch die Straße, auf der wir uns befanden, hießen hier „Überwasser“ – da hat man sich’s wohl einfach gemacht.

Nach den ersten beiden Kilometern merkte ich dann, dass das Tempo bei unter 03:40 min/km lag und somit doch etwas zu schnell war. Abbremsen war jetzt zwingend nötig, sonst würde mich auf der zweiten Runde der Mann mit dem Hammer holen kommen. Die Schritte meines direkten Verfolgers konnte ich aber noch hören, sodass mir das Abbremsen doch sehr schwer fiel. Nach einer Links- und zwei Rechtskurven bog ich dann kurz vor KM 3 scharf links ab und befand mich dann noch mehr im Wald, als ohnehin schon. Zum Glück war die Straße noch asphaltiert, aber ich ahnte schon, dass auch Schotter auf uns Läufer zukommen wird. Bei KM 3,5 folgte dann auch schon der erste etwa 300 Meter lange Abschnitt auf gut zu laufendem Kies.

Um auf die exakt 10,55 km lange Runde zu kommen, gab es bei KM 4 ein kurzes Wendepunkt-Stück (ca. 200 m lang), welches beide Mal absolviert werden musste. Hier konnte ich sehen, dass der Zweitplatzierte lediglich 200 Meter hinter mir lag. Das ist bei knapp 4 km zwar recht komfortabel, aber ich durfte mich nicht darauf ausruhen.

Bevor es auf die längste Geradeaus-Passage des Kurses ging, stand auf halber Höhe des Wendepunkt-Stücks auf der rechten Seite der erste Versorgungstisch. Bei besagtem Wetter griff ich natürlich zu dem ersten Becher Wasser, der mir liebenswerterweise gereicht wurde und kippte die erste Hälfte in die Kehle, die zweite ins Gesicht.

Ohne meinem Verfolger bei der Wende in die Augen zu schauen ging’s für mich auf die 2 km lange und nur zum Teil asphaltierte Gerade durch die Schirlheide, ein recht großes Waldstück südlich von Ostbevern. Meine Geschwindigkeit pendelte sich im Bereich zwischen 03:40 – 03:45 min/km ein, was mir recht gut tat.

Bei KM 6,3 ging es vorerst raus aus dem Wald und über eine geschlängelte Straße namens „Schirl“ zurück Richtung Norden. Ich lief wieder vorbei an weiteren Wiesen, Feldern und Bauernhöfen, die mich allesamt an die Trainingstrecken in meiner Heimat Hopsten erinnern. Erst bei KM 9,2 wurde es wieder etwas spannender, als der Streckenverlauf nach rechts abbog und uns Läufer über einen schmalen Schotterpfad durch eine parkähnliche Anlage führte. Unter anderem wurde bei KM 9,5 der kleine Fluss Bever überquert, woraufhin eine scharfe Linkskurve folgte. Direkt auf dieser Höhe stand ein Verpflegungstisch so weit in der Außenkurve, dass ich diesen nicht mehr erwischte. Schade!

Ein Gutes hatte dieser Abschnitt aber, denn die Zuschauer wurden wieder zahlreicher. Und da immer noch der Radfahrer mit fast 100 Metern Abstand vor mir herfuhr, wussten viele von denen, dass ich der Führende meines Laufs bin. Der Applaus war dann entsprechend noch enthusiastischer und hat mich sehr motiviert.

Nachdem der kleine Schwanensee halb umrundet war und es unter der Bundesstraße B51 hindurch ging, lief ich bei KM 10,2 ein zweites Mal über den Fluss Bever und näherte mich fortan wieder dem Veranstaltungsgelände. Ich freute mich, dass wieder mehr Menschen am Streckenrand standen und hoffte, dass auch Sophie auf mich warten würde. Nach einer letzten Rechtsabbiegung befand ich mich dann wieder auf der Startgeraden und sah von weitem das Zielbanner. Nur leider musste ich daran vorbeilaufen und mir den Moment für später bewahren. Da es mir noch recht gut ging, war das aber kein Problem und schnell vergessen.

Meine Durchgangszeit nach genau der Hälfte der Strecke betrug ungefähr 39:00 Minuten, was auf eine Endzeit von 01:18:00 Stunden hindeutete. Somit lag ich voll im Plan und hab mir ein theoretisches Polster von 2 Minuten erarbeitet.

Von meiner Freundin erfuhr ich nach dem Rennen, dass das Foto von mir am Horizont (siehe rechts) entstanden ist, als der Zweitplatzierte noch nicht am Start-Ziel-Gelände war. Puuh! Also lag ich mit meiner Annahme richtig, dass auch die zweite Runde ein einsames Rennen bleiben würde.

Und so spulte ich Kilometer für Kilometer zwischen Wiesen und Feldern ab und genoss die Ruhe so gut es ging. Leider wurden diese einsamen Kilometer zunehmend langsamer und ich bewegte mich Richtung 03:50 – 03:55 min/km. Bloß keinen Kilometer-Abschnitt unter 4 Minuten lautete nun mein Ziel, also Zähne zusammenbeißen und weiterlaufen!

Bei dem kurzen Wendepunkt-Stück bei KM 14,4 war ich gespannt, ob mein Verfolger zu sehen sein würde. Wie erwartet und erhofft, weit und breit nichts zu sehen.

Entsprechend meiner eintretenden Müdigkeit zog sich nun die gut 2 km lange Gerade wie Kaugummi. Eigentlich mag ich solche Passagen, wo das Ende nur zu erahnen ist, aber nicht bei diesem Tempo. Jede weitere Kurve der Strecke, jeder einzelne – meist unfreiwillige – Zuschauer und jedes Kilometerschild boten mir nun die nötige Ablenkung, die ich brauchte.

Bei KM 19,8 erreichte ich dann endlich wieder den kleinen Park mit den Schotterwegen. Wie anfangs vermutet, trafen hier nun die schnellen Halbmarathonis und langsamen 10-km-Läufer aufeinander, sodass ich für den Rest des Rennens noch eine Vielzahl von Läufern einsammeln konnte. Diese staunten oftmals nicht schlecht und gratulierten mir im Voraus, sehr cool!

Beim Abbiegen auf die vorletzte Gerade wurde uns von einem Streckenposten signalisiert, dass wir nicht über den Gehweg laufen, sondern auf die Straße ausweichen sollten. Grund hierfür war ein Rettungswagen, der den Gehweg blockierte. Wie sich später herausstellte, hatte ein Läufer einen Schwächeanfall erlitten, was mitunter den Temperaturen geschuldet sein musste.

Nach der letzten Rechtskurve schaute ich nochmal auf meine Uhr und sah 01:18:50 aufleuchten. Also das nenne ich Maßarbeit, denn bis ins Ziel sind es nur noch knapp 30 Sekunden.

Im Pulk der vielen 10-km-Läufer wurde es zum Ende hin nochmal etwas unruhig. Während der Radfahrer bereits vorgefahren ist, um mich als einlaufenden Sieger anzukündigen, zog ich das Tempo nochmals an und suchte im Zuschauerreichen Zielkanal nach meiner Freundin. Da ich sie nirgends sah, vermutete ich ihr Gesicht hinter einem der Smartphones und riss dennoch die Arme in die Höhe.

Yaaay! Mein erster Halbmarathon-Sieg! Ziemlich aus der Puste, aber nicht völlig k.o. freute ich mich über diesen Moment und den Sieg gegen das Wetter. Mit 01:19:21 Std. für diesen spontanen Halbmarathon durfte ich zufrieden sein und war es auch!


Nachher

Hinter der Ziellinie zog es mich zunächst zum Getränkestand, wo ich mir neben einem Iso-Getränk auch einen Becher Cola schnappte. Als beides geleert war, griff ich natürlich noch zum alkoholfreien Pott’s Bier, das es hier in zwei verschiedenen Geschmacksrichtungen gab, und wartete dann auf den Zweitplatzierten. Währenddessen hat auch Sophie sich den Weg durch die Finisher-Meute gebahnt und beglückwünschte mich. Gemeinsam gingen wir zum Sportplatz, um uns auf den Rasen zu setzen und uns etwas auszuruhen. Bei einem Bierchen und Sonnenschein erzählte ich von meinem Rennverlauf und Sophie von den großen Abständen zwischen den ersten drei-vier Läufern.

Um am Abend nicht zu viel Zeit zu verlieren, bin ich noch vor der Siegerehrung schnell duschen gegangen. Die erste von zwei Ehrungen erfolgte eine gute Stunde nach meinem Zieleinlauf um 19:30 Uhr und betraf die drei Gesamtsiegerinnen und -sieger. Als sehr schönen Preis gab es für mich eine große Läuferfigur – in der Tat ein Exemplar, das mir in meiner Sammlung noch fehlte. Gut 10 Minuten später erfolgte dann auch die Ehrung der Altersklassensieger, die allesamt einen kleinen Pokal in Form eines Laufschuhs erhielten.

Da das Veranstaltungsgelände nach der letzten Ehrung immer leerer wurde, holten Sophie und ich uns noch eine Bratwurst auf die Hand und machten uns kurz vor 20 Uhr auf den Heimweg mit erneutem Zwischenstopp an der Boulderhalle in Münster.
Mein Fazit des heutigen Tages fällt durchweg positiv aus. Ostbevern ist einen Besuch wert, wenn man als Läufer auf Zuschauer am Streckenrand verzichten und die vielen Wiesen und Wälder genießen kann!

Zahlen & Fakten

Distanz

 

Gelaufene Zeit (Netto)

 

Gelaufene Zeit (Brutto)

 

Altersklasse

 

AK-Platzierung

 

Platzierung (Männer)

 

Gesamtplatzierung

21,0975 km

 

01:19:21 Std.

 

01:19:21 Std.

 

Männl. Hauptklasse (86-95)

 

1. von 17 (5,9 %)

 

1. von 77 (1,3 %)

 

1. von 104 (1,0 %)