2. Medio Maratón Zacatecas
21.04.2013
Vorgeschichte
Ursprünglich wollte ich während meines Auslandssemesters in Mexiko einen ganzen Marathon laufen. Da der einzig geeignete - und zwar in Torreón - allerdings sehr schnell ausgebucht war und ich die letzten Plätze verpasst habe, musste es doch "nur" ein Halbmarathon sein. Dieser hat es allerdings in sich: Trotz des Starts um 07:38 Uhr durfte zum Ende hin mit Sonne und Hitze gerechnet werden; eine permanent hügelige Strecke erwartet mich Flachländler; und Zacatecas liegt auf einer Höhe von 2200 Meter üNN. Zudem war meine Vorbereitung alles andere als ideal: Nur eine einzige Woche mit 100 Trainingskilometern; ansonsten sehr sehr bescheidene Laufumfänge; und der Versuch, in den letzten Tagen viel zu schlafen, scheiterte an zu vielen Partys. Mein heimliches Ziel ist es trotzdem, unter der Marke von 01:30:00 Std. zu bleiben. Außerdem will ich diesen Lauf und die wunderschöne Landschaft einfach nur in vollen Zügen genießen.
Samstag, 20.04.2013
Ankunft
Nach der - für mich nüchternen - Eröffnungsparty der Feria Nacional de San Marcos in Aguascalientes am Freitagabend, hieß es für mich am Samstagmorgen nach einer kurzen Nacht früh aufzustehen und zum Busbahnhof zu fahren. Mein komfortabler Reisebus verließ die Stadt um 9.00 Uhr und erreichte Zacatecas nach zwei Stunden, in denen ich durchgehend geschlafen habe. Vom dortigen Busbahnhof fuhr ich mit einem klapprigen Bus in die Innenstadt und fragte mich zur Kathedrale durch, wo eine sehr kleine, süße Marathonmesse stattfand. Dort holte ich zunächst meine Startunterlagen und das schöne, rote Laufshirt ab und bummelte danach ein wenig zwischen den Ständen herum.
Gegen Mittag machte ich mich auf den Weg zu meinem Hostel, welches überraschenderweise nur 200 Meter von der Marathonmesse entfernt war. Für die eine Nacht, die ich dort vor dem Lauf verbringen sollte, gönnte ich mir ein schönes großes Bett in einem Einzelzimmer. Nachdem ich mich einquartiert habe, bin ich nochmal zur Messe und danach in die kleine Innenstadt gelaufen. Die kleinen, schmalen Straßen und die noch kleineren Läden haben es mir in diesem großen Dorf echt angetan. Nach einem ausgedehnten Spaziergang bin ich um 18.00 Uhr zum einzigen Asiaten gegangen und bestellte mir gebratene Nudeln mit Gemüse - leider etwas zu fettig das Ganze.
Später am Abend legte ich noch die Beine hoch, schaute mir einen Film an, stellte den Wecker auf 5.00 Uhr und schlief dann irgendwann gegen 22.00 Uhr ein.
Sonntag, 21.04.2013
Vorher
Als ich wach wurde, war es noch totenstill im Hostel, obwohl ich wusste, dass noch weitere Läufer einquartiert waren. Nach einem leichten Frühstück (Toast mit Käse und Honig) hörte ich dann die ersten Läufer ihre Taktiken durchsprechen. Kurz nach 6.00 Uhr verließ ich das Hostel Richtung Kathedrale und freute mich, als mir eine kühle, stille Dunkelheit erwartete. Es war die berühmte Ruhe vor dem Sturm und ich genoss und fotografierte sie.
Langsam aber sicher füllte sich der Platz, der am Tag zuvor noch durch die kleinen Messestände besetzt war, mit vielen bunten Läufern. Viele fingen an, im Kreis zu laufen und sich aufzuwärmen. Auch ich machte ein paar Treppenstufen-Läufe und Dehnübungen, bevor es mich ein letztes Mal auf's Dixi-Klo zog.
Die Taschenabgabe war ca. 15 min vor dem Start und nachdem Schnürsenkel, Sicherheitsnadeln & Co. gecheckt waren, war ich bereit für den Startschuss. Dieser erfolgte nach einer Schweigeminute für die Opfer des Anschlags beim Boston-Marathon pünktlich um 7.38 Uhr. Bis zur Startlinie benötigte ich 5 Sekunden und dann ging's endlich los! Mein erster Wettkampf in Mexiko, mein erster außerhalb Europas!
Der Lauf
Ich befand mich gefühlt mitten im Läuferfeld, die Straße war gut gefüllt und man musste hin und wieder abbremsen, weil irgendjemand von links oder rechts vor einem einscherte. Zudem verlief der erste Kilometer leicht abfällig, wodurch alle mächtig Tempo machten. Für mich war dieser Abschnitt in 4:00 min absolviert, jedoch blieb dies der mit Abstand schnellste Kilometer – so viel vorweg. Der zweite Kilometer ging dann schon knackig bergauf und mich überholten Seniorinnen, die in Deutschland nicht mal halb so schnell gewesen wären, wie ich ;-)
Bis KM 3,5 ging es nur hoch und runter, auf 100 m Anstieg folgten 100 m Abstieg usw. Dann kam das erste kleine Highlight der Strecke: ein kleiner See, den wir bei KM 4 im Süden der kleinen Stadt umrundeten. Dass ich die Parklandschaft dennoch nicht ganz genießen konnte, lag an meinem plötzlichen Toilettendrang, den ich hier zum ersten Mal verspürte. Nach einer lang gezogenen, ansteigenden Brücke folgten bei KM 5 ein Wendepunkt und somit auch die erste offizielle Zeitmessmatte (22:18 min). Nach Überqueren des Mittelstreifens ging es auf der anderen Straßenseite wieder ein Stück zurück. Hier sah ich dann, wie viele Läufer noch hinter mir liefen. Da es nicht allzu wenige waren, stieg meine Motivation wieder ein wenig.
Nach weiteren zwei Kilometern mit Up’s and Down’s ging es ab KM 8 endlich ein wenig gleichmäßiger und ruhiger zu, d.h. es ging stetig bergab ;-) Die Strecke wurde weniger kurvenreich, die Anzahl der Läufer um mich herum geringer und die Sonne stieg über den Häuserdächern empor und hüllte die alten Fassaden und die Berglandschaften dahinter in ein wunderschönes Licht. Da es noch nicht viel wärmer wurde, genoss ich die Ausblicke sehr und ließ meine Beine einfach rollen. Das einzig Störende war nur leider immer noch Toilettendrang und da keine Dixis am Streckenrand standen, hieß es Zähne Zusammenbeißen und Durchhalten.
Kurz vor KM 10 kam dann mein ganz persönliches Streckenhighlight: der Einlauf ins Leichtathletik-Stadion von Zacatecas und die 400 Meter auf der Tartanbahn. Die hellen Bergspitzen waren immer noch hinter den Rängen zu sehen und die Sonne leuchtete schräg mitten auf die grüne Rasenfläche. Das Ambiente des Stadions war überraschenderweise viel schöner, als erwartet. Nach 200 m auf der Bahn lagen die Zeitmessmatten für den 10-km-Punkt aus (letzter 5-km-Abschnitt in 22:57 min). Bald ist Bergfest!
Nach dem Stadion liefen wir 2 km Richtung Innenstadt, bevor es nach einer 360°-Kurve auf einer zweiten Straße wieder zurück Richtung Osten ging. Bei KM 14 soll angeblich der niedrigste Punkt der Strecke liegen. Da die Strecke jedoch zwischen KM 12 und KM 17 wieder eine lange Wendepunkt-Passage war (Wendepunkt bei KM 14,5), konnte ich sehen (und fühlen), dass es hier im Großen und Ganzen eben war. Somit keinen Grund zur Sorge, dass es von nun an wieder ordentlich bergauf geht. Mein letzter 5-km-Abschnitt bis KM 15 betrug übrigens langsame 24:30 min.
Zwischen KM 16 und KM 19 ging es schnurstracks Richtung Innenstand und endlich Richtung Ziel. Nachdem ich schon bei KM 13 kurz anhalten und … nunja, etwas wieder reinpressen musste, folgten auf diesem Streckenstück weitere zwei oder drei ungewollte Steh- und Gehpausen. Das Traurige war ja, dass meine Beine recht fit waren und schneller hätten laufen können. Das brachte mich sogar so weit, dass ich in einem Kiosk nach einer Toilette fragte – leider erfolglos. Die letzten drei Kilometer wurden diesbezüglich die schlimmsten. Mein letzter 5-km-Abschnitt macht dies zusätzlich deutlich: 26:47 min.
Diejenigen, die mich überholten, riefen mir lauthals „Animo! Animo!“ zu, was so viel bedeutet wie „Komm schon! Gib nicht auf!“. So auch während meiner letzten, kurzen Stehpause bei KM 20. Allerdings holte ich diese zwei-drei Läufer mit einem „schnellen“ letzten Kilometer (04:34 min) wieder ein und überholte sie zum Schluss auch noch. Der Zieleinlauf lag dort, wo der Start stattgefunden hat. Die Straße war breit und mit bunten Ballons geschmückt. Zuschauer standen rechts und links, allerdings waren sie mir viel zu leise. Das spornte mich dazu an, den „Flieger“ zu machen. Das heißt die Arme ausbreiten, den Kopf ein wenig nach vorne neigen und auf der Zielgeraden von links nach rechts und wieder nach links zu rennen. Auf die paar Sekündchen kam es dann am Ende eh nicht mehr an. Der Spaß stand an erster Stelle und den hatte ich definitiv, als ich hörte, wie laut der Applaus plötzlich wurde. Die Zuschauer jubelten mir zu … Wow … DAS hat Spaß gemacht!
Beim Überschreiten der Ziellinie hörte ich dann auch meinen Namen durch die Lautsprecher ertönen – richtig ausgesprochen sogar :-)
Nachher
Im Nachzielbereich plagten mich zwei Bedürfnisse: Durst und … das andere eben! Durch die Sonne wurde es zum Ende hin knackig warm und der Durst wurde größer. Nachdem ich die Verpflegungstüte und die schöne, große Medaille überreicht bekommen habe, verließ ich den Zielkanal Richtung Dixi-Klo.
Wesentlich erleichterter genoss ich die Stimmung noch weitere 30 Minuten, ließ mich fotografieren bzw. fotografierte mich selbst und flüchtete mich in den Schatten. Ausgeruht machte ich mich um 10.30 Uhr auf zum Hostel, um ausgiebig zu duschen. Da ich um 12.00 Uhr auschecken musste, mein Bus zurück nach Aguascalientes aber erst am frühen Abend fahren sollte, ließ ich mein ganzes Läufergepäck zunächst noch an der Rezeption. In der Innenstadt wollte ich erst mal ordentlich was essen und eventuell noch ein paar Andenken kaufen. Aus Letzterem wurde leider nichts, weil Ersteres zu lange dauerte ;-)
Achja, meine erlaufene Zeit war 01:41:33 Std. und somit alles andere als vorzeigbar. Aber es hat trotz Höhen und Tiefen Spaß gemacht, an dieser großen, typisch mexikanisch-freundlichen Laufveranstaltung teilgenommen zu haben. Ich würde so einen anstrengenden, aber aufregenden Wettkampf jederzeit wieder auf mich nehmen!
Zahlen & Fakten
Distanz
Gelaufene Zeit (Netto)
Gelaufene Zeit (Brutto)
Altersklasse
AK-Platzierung
Platzierung (Männer)
Gesamtplatzierung
21,0975 km
01:41:33 Std.
01:41:38 Std.
Varonil 2BV (20-24)
10. von 26 (38,4 %)
116. von 479 (24,2 %)
143. von 606 (23,6 %)