38th SSE Airtricity Dublin Marathon

29.10.2017

Vorher

Ein kleiner Traum geht in Erfüllung: Patrick läuft im St.-Patrick’s-Land. Genauer gesagt in Dublin, der Hauptstadt Irlands. Und selten zuvor durfte ich mich so lange in Geduld üben und die Vorfreude genießen, wie vor diesem europäischen Hauptstadtlauf. Die Entscheidung fiel nämlich bereits am 22. Januar 2017. In den über neun Monaten zwischen Anmeldung und Wettkampftag fanden noch 13 weitere Marathons statt, die mich mein Herbst-Highlight manches Mal vergessen ließen. Aber das Thema Dublin kam dennoch regelmäßig auf den Tisch und ich freute mich einfach unheimlich auf diese kurze Reise – natürlich wieder mit meiner Freundin Sophie an meiner Seite.
Am 22.01. buchten wir zunächst die beiden Flüge und entschieden uns natürlich für die günstigste Variante: ab Hamburg sollte es für uns erstmals mit der irischen Fluggesellschaft AerLingus direkt nach Dublin gehen, während wir für den Rückweg wieder Ryanair wählten. Preislich lagen wir damit bei 104,18 € pro Person für hin und zurück, was unserem persönlichen Maximum für ein Reise-Wochenende entsprach. Um keine Anmeldefrist zu verpassen, sicherte ich mir gleich im Anschluss auch den Marathon-Startplatz für insgesamt 70 €. Darin enthalten sind alle Vorzüge, die ein Marathon von diesem Format zu bieten hat: ein einmaliges Sightseeing durch wunderschöne Stadtteile, gesperrte Straßen auf einem großen Ein-Runden-Kurs, eine gut organisierte und sehr unterhaltsame Marathon-Messe und nicht zuletzt ein Finisher-Shirt von Asics mit obligatorischer Finisher-Medaille nach Beendigung des Laufs.
Ich wiederhole mich sehr gern: die Vorfreude auf das Event war unglaublich! Dazu kommen die wirklich wichtigen Dinge eines solchen Trips: die Wahrzeichen der Stadt, die wir nach Möglichkeit alle abklappern wollten. Allem voran buchten wir am 20.09. eine etwa zweistündige Tour durch das Guinness-Museum, die wir für den späten Nachmittag nach dem Marathon als eine Art Belohnung einplanten. Außerdem wollten wir einzelne Stadtteile fußläufig erkunden und entschieden uns somit dafür, eine Unterkunft in Innenstadtnähe zu suchen. Zu guter Letzt wollten wir auch das Umland in Richtung Küste erkunden, sodass wir uns den Montag für den Natur-Teil reservierten, bevor es am Dienstag wieder zurückgehen sollte.
Für die drei Nächte von Samstag bis Dienstag hatte ich Ende Januar bereits zwei Hostel-Zimmer gebucht, die sich beide kurzfristig stornieren lassen konnten. Wir entschieden uns aber frühzeitig gegen die Unterkunft weiter im Süden der Stadt und buchten diese im Frühjahr ab. Leider wurde mein E-Mail-Postfach zum Herbst hin so unübersichtlich, dass ich die Buchungsbestätigung des zweiten Hostels aus den Augen verlor. Das führte dazu, dass wir uns nicht mehr sicher waren, ob wir ein halbes Jahr zuvor überhaupt etwas gebucht hatten oder nicht. Was nun? Um nicht in irgendeinem teuren Hotel zu landen (der Marathon mit seinen 20.000 Startplätzen war in der Zwischenzeit ausgebucht), suchte ich uns schnell eine neue Bleibe. Auf der Seite hostelworld.com fanden wir Ende September eines der letzten freien Hostel-Zimmer der Stadt, das mit sage und schreibe 277 € (138,50 € p.P.) ganz schön zu Buche schlug. Zwar hatten wir ein privates Zimmer in guter Lage bekommen, aber für einen solch kurzen Zeitraum und die Nutzung eines Gemeinschaftsbads war das doch recht viel.
Naja, einfach nicht mehr daran denken, lautete die Devise. Aber Moment mal … war da nicht noch etwas? Eher per Zufall entdeckte ich Anfang Oktober auf der Seite booking.com, dass ich mit meiner E-Mail-Adresse doch noch eine Buchung in Dublin offen hatte. Wenige Tage, bevor die kostenlose Stornierungsmöglichkeit endete, fiel mir die Kinnlade runter: wir hatten im Frühjahr doch ein Hostel-Zimmer gebucht! Und beinahe hätten wir für unseren Aufenthalt in Dublin fast doppelt so viel zahlen müssen. Das Glück ist mit den Dummen! Natürlich stornierte ich das Zimmer, da die neue Unterkunft bereits anteilig bezahlt war. Mann, Mann, Mann, sowas darf mir nicht nochmal passieren, ansonsten geht es irgendwann schief.

 

Ende Oktober war es dann soweit: das kleine Abenteuer Dublin konnte endlich starten. Am Samstagmorgen um kurz nach 8 Uhr brachen wir in meiner Wohnung auf und fuhren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln Bus und S-Bahn zum Flughafen, wo wir kurz vor 9 Uhr ankamen. Auf dem Weg zur Sicherheitskontrolle leerten wir noch die letzten beiden Flaschen Wasser und kamen anschließend ohne Probleme durch den sogenannten Nacktscanner. Im Gate-Bereich gab es dann noch ein zweites Frühstück in Form von Broten, die wir uns zu Hause noch geschmiert hatten, bevor es pünktlich um 10 Uhr zum Boarding ging. Am Fuße des Rollfelds wurden wir in einen Bus gebeten und zum Flieger gefahren – und was für ein Flieger! Die irische Fluggesellschaft schien keinen Hehl daraus zu machen, stolzer Sponsor der irischen Rugby-Nationalmannschaft zu sein, denn der Flieger war mit drei riesengroßen Rugby-Spielern bedruckt.
Während wir um 10:30 Uhr starteten, war es in Dublin erst 09:30 Uhr, sodass wir nach einem gut zweistündigen Flug um 11:35 Uhr landeten. Dort angekommen suchten wir nach einer Verkaufsstelle der sogenannten Leap-Card und wurden in einem kleinen Spar-Supermarkt fündig. Für 17,50 € pro Person durften wir insgesamt 72 Stunden alle öffentlichen Verkehrsmittel der Stadt nutzen, auch den Flughafen-Shuttle-Bus, der ohnehin schon 7 € pro Fahrt gekostet hätte. Im Vorfeld rechnete ich aus, dass wir exakt 73 Stunden in Dublin verbringen würden und sich somit der Kauf dieser Leap-Card voll und ganz lohnte – vorausgesetzt, dass wir am Dienstag eine Stunde vor Abflug zum Flughafen aufbrechen.
Um kurz nach 13 Uhr erreichten wir mit dem Doppeldecker-Bus die Innenstadt und nach weiteren 5 Minuten zu Fuß auch unser wunderschönes Isaacs Hostel. Spätestens an der Rezeption merkten wir, auf welch besonderes Wochenende wir gestoßen sind und dass Dublin und Halloween unweigerlich zusammengehörten. Die ganze Stadt stand Kopf, mehrere Grusel-Paraden und unzählige Partys waren angekündigt, Häuser und Schaufenster waren dekoriert und die Rezeptionistin fragte uns, ob auch wir wegen Halloween gekommen wären. Nein, nicht dass wir wüssten, aber warum eigentlich nicht? Das eine schließt das andere ja nicht aus. Uns wurde natürlich auch schnell klar, dass neben dem Marathon auch dieses Fest der Grund für die teuren Hostel-Preise sein konnte. Naja, ändern ließ es sich eh nicht mehr.

Nach einer kurzen Verschnaufpause in unserem sehr spartanischen und hellhörigen Zimmer im dritten Stock brachen wir um 14:30 Uhr zur Marathonmesse auf. Geplant war, dass wir den Zug nehmen und auf dem Rückweg längere Passagen zu Fuß gehen, um bereits die ersten paar Sehenswürdigkeiten abzuhaken. Leider war der Hinweg nicht so komfortabel und schnell, wie ich gedacht hatte, aber das tat der Unternehmung keinen Abbruch. Spazierend sieht man eh viel mehr, als Zug-fahrend.

Nach gut 40 Minuten war die Marathon-Messe im Süden der Stadt erreicht. Der Grund, warum diese so weit außerhalb lag, hing sicher mit der Logistik zusammen, denn 20.000 Menschen mussten innerhalb kürzester Zeit mit Startnummern und all dem anderen Marathon-Krimskrams versorgt werden.
Besonders beeindruckt war ich von der Art und Weise der Nummernvergabe, denn hier wurden wir durch einen Zickzack-Kurs wie am Flughafen geleitet und einzelnen Schreibtischen zugewiesen. Es war laut, es wurde geschrien, aber es ging rasend schnell und nach nur zwei Minuten war ich im Besitz meiner Startnummer. Diese waren hier in Dublin allerdings nicht personalisiert, also nicht mit Vornamen versehen, aber das konnte ich verkraften.

Mit der Nummer in der Hand gab es anschließend einen Beutel mit mehreren Leckereien, wie z.B. Milchreis von Müller, Energieriegel, einer Dose Red Bull, Chips und sogar einem kleinen Handtuch.
Mit all dem Gepäck am Rücken wurden wir wieder in die große Messehalle geleitet, in der wir uns von Stand zu Stand bewegten und überall wo möglich eine Kleinigkeit zum Naschen abgriffen. Es machte richtig Spaß, denn so stillten wir unseren Hunger und Durst auf ungewöhnliche, aber sehr lustige Weise. Unter anderem gab es kleine Käse- und Salami-Stückchen, Trockenmüsli, Schokolade, Energieriegel, kleine Cracker mit Kresse und Smoothies.

Eine weitere Besonderheit war eine riesige weiße Wand in der Mitte des Messegeländes, die bereits vollgekritzelt war. Jeder war dazu eingeladen, sich zu verewigen, und so lagen unzählige Filzstifte auf dem Boden rum. Da Sophie und ich fast alles mitmachten, was dieses Event zu bieten hatte, unterschrieben natürlich auch wir.
Wenige Stände weiter lud eine große Post-It-Wand dazu ein, seine Geschichte zu teilen („Share your story“). Und so schrieb ich voller Stolz, dass ich in Dublin meinen 42. Marathon laufen würde und hierbei am Streckenrand von meiner wundervollen Freundin begleitet werde.

Da wir im Anschluss an die Marathon-Messe auf dem Rückweg noch weitere Dinge der Stadt sehen wollten, brachen wir bereits nach anderthalb Stunden auf und nahmen zunächst den Bus. Auf dem Weg Richtung Innenstadt fuhren wir auf der morgigen Marathon-Route, was zusätzlich zu Vorfreude und Nervosität führte. Wenige Stationen später, in der Nähe des Merrion Square und damit auch in unmittelbarer Nähe des Start-Ziel-Geländes, stiegen wir aus und gingen zu Fuß weiter Richtung Trinity College. Das große Universitätsgelände mit schönen, gregorianischen Gebäuden durchkreuzten wir von hinten, sodass uns der imposante Haupteingang erst am Ende erwartete.
Sophie hatte großes Interesse an der Besichtigung der weltberühmten Bibliothek dieser Uni, doch leider erreichten wir diese nur wenige Minuten vor der heutigen Schließungszeit. Zu schade, denn hätten wir gewusst, dass bereits um 17 Uhr Schicht im Schacht ist, hätten wir unsere Route etwas anders geplant. Danach ging es für uns auf den großen Platz vor den Toren des Colleges und ich muss sagen, dass mich dieser Ort ganz schön beeindruckt hat. Erinnerungen an britische Filme, mitunter an Harry Potter, wurden wach.

Daraufhin verließen wir das Gelände durch den eigentlichen Haupteingang und tauchten in die bunt erleuchteten Gassen der Stadt ein. Geplant war ein Fußmarsch zum berühmten Viertel Temple Bar, wo sich unzählige Irish Bars befinden und wo wir den Anreisetag auch entspannt ausklingen lassen wollten. Zuvor gönnten wir uns aber noch eine Pommes auf die Hand, die den großen Hunger etwas hinauszögern sollte.

Gegen 18 Uhr war dann nicht nur das Viertel Temple Bar, sondern auch der gleichnamige Pub erreicht – DAS Wahrzeichen Dublins. Auf keiner Postkarte durfte die rote, mit Pflanzen bewachsene Fassade fehlen und auch die Selfie-knipsenden Menschen machten einem deutlich, wie bekannt dieser Fleck doch ist. Da Samstag war und zudem Halloween kurz bevorstand, waren die Touristen auch in den umliegenden Gassen zahlreich vertreten.

Die Straße rauf und runter laufend suchten wir bereits nach einem geeigneten Örtchen, wo wir unsere Portion Pasta bekommen könnten. Leider war die Auswahl viel kleiner, als wir gedacht oder gehofft hatten. Nirgends ein Italiener oder Asiate, nur Burger-Imbisse und Restaurants mit Fleischgerichten. Beinahe hätten wir die Suche aufgegeben und uns für ein kleines Nudelgericht in einem teuren Lokal entschieden, doch plötzlich entdeckten wir in einer Seitenstraße das Restaurant ‚La Gondola‘. Dieses war sehr gut besucht und schien moderate Preise zu haben, sodass wir die 15 Minuten Wartezeit im Eingangsbereich gerne in Kauf nahmen. Anschließend gab es für uns zwei einfache Nudelgerichte für jeweils etwa 9 € und eine Extraportion gekochter Nudeln für mich für 5,50 €.

Nach dem entspannten und leckeren Abendessen schlenderten wir zwar noch ein wenig durch die Innenstadt und besuchten ein-zwei Souvenir-Shops, orientierten uns aber immer weiter Richtung Hostel. Am heutigen Anreisetag wollten wir nicht zu spät ins Bett kommen, zumal der morgige Tag für beide ganz schön anstrengend werden würde.
In unserem Hostel angekommen, entdeckten wir an einer Zwischentür eine sehr lustige Botschaft. Auf einem weißen Zettel stand geschrieben, dass doch bitte an das Zurückstellen der Uhr in der Nacht gedacht werden sollte. Das hieß, dass eine Stunde länger geschlafen werden dürfe. Das Wort ‚geschlafen‘ war jedoch durchgestrichen und durch ‚gefeiert‘ ersetzt.

Unser Feiern vertagten wir auf den Folgetag und lagen um kurz vor 23 Uhr in unserem Bett. Bereits um 06:30 Uhr klingelte mein Wecker und riss mich aus einem viel zu kurzen Schlaf. Ich schmiss mich in meine vorbereiteten Laufklamotten und schlüpfte in meine knapp ein Jahr alten Hoka One One Clifton 2. Ich hoffte, dass dieser stark gedämpfte Schuh die vielen Sightseeing-Kilometer von gestern kompensiert und mich gut über den schnelle Marathon-Kurs bringt.
Voll eingekleidet ging ich runter in die Hostel-eigene Gemeinschaftsküche, wo ich ein kleines, spartanisches Frühstück für Sophie und mich vorbereitete. Es gab lediglich Toast, Butter, Marmelade, Orangensaft, Milch und Kaffee. Mit diesem kleinen Angebot fand ich mich schnell ab und ärgerte mich nicht weiter darüber.

Nachdem wir in unserem Zimmer fertig gegessen hatten und Sophie einigermaßen wach war, konnte es auch schon losgehen. Die knapp 1,5 km bis zum großen Startgelände wollten wir ursprünglich mit Bus oder Bahn fahren, entschieden uns aber kurzerhand um. Als wir nämlich draußen sahen, dass die frische Luft guttat und es bereits viele kleine Läufergrüppchen gab, die zum Start pilgerten, reihten wir uns einfach mit ein. Für den Weg und die ganze Prozedur im Startbereich planten wir eine gute Stunde ein. Während des Spaziergangs diskutierten wir – wie schon am Abend zuvor – wo Sophie nach dem Startschuss und einmal während des Rennens auf mich warten würde. Es wird an eine logistische Meisterleistung grenzen, wenn Sophie unsere Pläne so umsetzen kann, denn das Gelände rund um den Marathon sollte großflächig gesperrt sein und nicht alle Busse würden fahren können.
Aber wir wollten uns nicht unnötig stressen lassen, sodass es für beide okay gewesen wäre, wenn wir uns in den großen Menschenmassen übersehen. Nur ein Treffpunkt musste verpflichtend vereinbart werden: ein Notfall-Treffpunkt etwa vier Stunden nach dem Startschuss, wo wir aufeinander warten würden, wenn wir uns verlieren. Hierfür wählten wir eine Straßenlaterne mitten auf einer Kreuzung, die gleichzeitig unseren Abschiedsort symbolisierte. Hier standen nämlich Zäune, durch die nur noch Teilnehmer hindurch gelassen wurden. Für uns beide kamen der Zeitpunkt und Ort unerwartet früh, aber wenn ich an den riesigen Startbereich beim Berlin Marathon zurückdenke, erscheint es wohl nötig, sich so früh zu verabschieden.

Sophie wartete noch so lange, bis sie mich nicht mehr sah und ich in der Läufermenge verschwunden war. Von nun an hatte sie noch knapp 40 Minuten Zeit, den Weg bis vor die Startlinie zu finden und zurückzulegen. Diese Zeit erscheint ausreichend, war jedoch recht knapp bemessen, wie Sophie mir später berichtete. Die gesperrten Wege machten es erforderlich, einen noch größeren Umweg auf sich zu nehmen.
Währenddessen schlenderte ich mit meinem Kleiderbeutel auf dem Rücken Richtung Gepäckaufbewahrung. In diesen Beutel steckte ich schließlich meinen wärmenden Trainingsanzug, bevor es für die letzten 20 Minuten im knappen Wettkampf-Outfit weiter Richtung Startlinie ging. Viele Male musste an Kreuzungen links und rechts abgebogen werden und das große Startbanner kam immer noch nicht zum Vorschein. Die langen Wege überbrückte ich mit Warmlaufen und ein paar Dehnübungen und da weit und breit keine Dixi-Klos mehr zu sehen waren, musste eine kleine Baustelle vor einem Wohnhaus herhalten. Ich war im Übrigen nicht der Einzige, der sich solche Notlösungen suchte.

Etwa 10 Minuten vor dem geplanten Start erreichte ich dann meinen Startblock und kämpfte mich so gut es ging nach vorne durch. Natürlich erreichte ich nicht die erste Reihe, aber diese war auch den internationalen Topläufern überlassen. Vielmehr platzierte ich mich so, dass ich innerhalb weniger Sekunden nach dem Startschuss über die Startlinie laufen müsste. In diesen Augenblicken wurde die Aufregung spürbar größer und Gänsehaut kam auf. Diese hing zwar auch mit den kühlen Temperaturen zusammen, war aber vor allem auch auf die atemberaubende Atmosphäre zurückzuführen.
Gleich sollte es starten, mein 42. Mal über 42 Kilometer. Ein schönes Zahlenspiel. Und das Ganze im St. Patrick’s Land, wie ich zu Beginn schon geschrieben habe. Stark! Ich war nervös und vorfreudig zugleich. Wie so häufig bei solch großen Veranstaltungen.
Und nachdem wenige Minuten vor unserem Start eine Charity-Gruppe mit Kinderwagen losgelaufen ist, wurde auch unser Countdown angestimmt. Als der laute Schuss ertönte, atmete ich noch einmal tief durch und hoffte, dass ich gleich noch einen kurzen Blick auf Sophie erhaschen dürfte.

Wie geplant übertrat ich nur 2 Sekunden nach dem Startschuss die Zeitmessmatte unter dem Startbanner. Jetzt lief für mich die offizielle Zeit. Jetzt war’s endlich soweit. Marathon!

Der Lauf

Mit großem Lärm vom Streckenrand wurden wir über die ersten 200 Meter der Strecke gepeitscht. Wo sollte ich in diesem Trubel bloß meine Sophie entdecken? Als die erste scharfe Rechtskurve erreicht war, lief ich absichtlich in der Außenkurve, um sie nicht zu verpassen. Innen würde sie nicht stehen, denn da geht es zumeist rasant her.
Und knapp 100 Meter weiter war sie plötzlich zu sehen, wie sie in ihrer großen gelben Jacke schon beinahe mitten auf der Straße stand. Die ganze Kulisse hatte eine gewisse Tour-de-France-Atmosphäre. Alle Zuschauer wollten uns Läufern so nah wie möglich sein, so auch Sophie. Schnell knipste sie ein paar Fotos und rief mir sicher etwas Motivierendes zu, während ich ihr zwei Kusshände zuschickte. So schnell ich angelaufen kam, so schnell war ich wieder weg. Das nächste Wiedersehen war für die Halbmarathonmarke geplant.

Auf gerader Straße ging es für uns am Park „St. Stephen’s Green“ vorbei dem 1. Kilometer entgegen (in 03:49 min), der wie erwartet recht schnell war. Erst kurze Zeit später merkte ich, dass hier ja nicht in Kilometern, sondern in Meilen gemessen wird. Muss ich also umdenken? Nein, ich ignorierte die Meilenangaben und vertraute meiner GPS-Uhr, die mir wie gewohnt die Kilometerzeiten ausspucken würde.
Über einige Schlenker durch typisch irische Straßen näherten wir uns langsam aber sicher dem Fluss „Liffey“ (KM 2 in 03:53 min), den wir schließlich bei KM 3 (in 03:52 min) über die Jamey Joyce Brücke überquerten. Auf dem bisherigen Abschnitt galt meine Konzentration dem Finden einer schönen Laufgruppe, die konstant mein gewünschtes Tempo von etwa 04:00 min/km laufen würde. Das war gar nicht so einfach, denn gerade bei solch großen Städtemarathons herrscht zu Beginn immer viel Betrieb. Die meisten Läufer überschätzen sich am Anfang und fallen nach wenigen Kilometern wieder zurück, während ein kleiner Teil von hinten angerauscht kommt und mit großen Schritten zur Überholung ansetzt. So war es nun mal auch hier, aber ich versuchte mich nicht aus dem Rhythmus bringen zu lassen.

Auf der nördlichen Seite des Flusses verlief die Strecke über die breite Blackhall Place und Manor Street, bevor es links ab Richtung Dublin Zoo ging (KM 4 in 03:56 min, KM 5 in 03:58 min). Auf das bevorstehende Highlight freute ich mich besonders und hoffte, ein paar Tiere zu Gesicht zu bekommen. Beim Betreten des Zoos passierten wir ein großes weißes Eisentor und befanden uns plötzlich in einer ganz anderen Welt. Nach grauer Großstadt lag uns nun grüne Natur bevor.
Doch von Tieren war leider weit und breit nichts zu sehen. Vielleicht war es zu früh oder gar zu kalt für die meisten von ihnen. Oder ich war einfach jedes Mal zu schnell an den Gehegen vorbei, als dass ich nach Tieren Ausschau halten konnte (KM 6 in 03:52 min).
Auf breiten Parkwegen führte uns die Strecke an kleinen Teichen und großen Bäumen vorbei, bevor nach einem letzten Rechtsschlenker die lange Gerade „Chesterfield Avenue“ vor uns lag (KM 7 in 03:53 min). Diese verlief über die Länge von 3 km quer durch den Phoenix Park und war lediglich einmal durch einen kleinen Kreisverkehr unterbrochen. Auch diese Gerade hatte etwas sehr besonderes an sich und sorgte sogar für Gänsehaut.

Auf dieser langen Passage war es für mich erstmals möglich, mich hinter eine kleine Laufgruppe zu klemmen und in deren Windschatten locker mitzulaufen. Hoffentlich konnte ich dieses gleichmäßige Tempo möglichst lang mithalten und so auf eine starke Zielzeit hoffen (KM 8 bis 10 in 03:57 min, 03:55 min und 03:56 min).
Nach Herauslaufen aus dem Park war mit dem Stadtteil Castleknock der nordwestlichste Punkt der Route erreicht (KM 11 in 03:53 min). Hier bog die Strecke links ab und passierte eine Getränkestation, an der ich mich erstmals bediente. Zwei-drei kleine Schlucke Wasser später merkte ich, wie die ansonsten sehr flache Straße in ein leichtes Gefälle überging (KM 12 in 03:50 min). Ich ahnte, dass es noch steiler werden würde, und war mir gleichzeitig darüber im Klaren, dass es sicher auch noch ein paar Anstiege geben müsste.
Wie erwartet ging es zunächst noch steiler bergab, sodass ich einen Rekordabschnitt hinlegen musste, um an meiner Gruppe dranzubleiben (KM 13 in 03:37 min). An diesem Punkt bogen wir mit Schwung erneut in den Phoenix Park ab und befanden uns auf einer breiten, recht kurvenreichen Straße, die über gut 2 km stark an den Central Park in New York erinnerte. Obwohl ich dort nie gewesen bin, hatte es für mich zumindest den Anschein.
Bis einschließlich der erneuten Überquerung des Flusses „Liffey“ war die Gruppe um mich herum sehr schnell unterwegs (KM 14 bis 16 in 03:40 min, 03:41 min und 03:42 min). Ich bekam es mit der Angst zu tun, denn die letzten 4 km würden sich nicht positiv auf meinen Zustand während der zweiten Streckenhälfte auswirken. In Läuferkreisen spricht man von „Körner verbraucht“. Ich hoffte inständig, dass Tempo gleich wieder ruhiger werden würde.

Die folgenden 4 km führten über recht unspektakuläre Straßen konstant Richtung Osten. Das Unspektakuläre sorgte jedoch für keine ruhigeren Laufrhythmus, denn nachdem es bei KM 17 und 18 etwas langsamer geworden ist (in 03:58 min und 03:50 min), drehten wir bei KM 19 und 20 wieder mehr auf (in 03:43 min und 03:47 min). Natürlich trage ich eine Teilschuld an dem Ganzen, denn auch ich bin Teil der flotten Gruppe, aber irgendwie war mir das Risiko stets zu groß, aus der Gruppe rauszufallen und alleine laufen zu müssen.
Und so konzentrierte ich mich mehr auf die positiven Dinge, die mir bevorstanden, wie zum Beispiel das Wiedersehen mit Sophie bei der Halbmarathonmarke. Diese erreichte die afrikanische Spitze nach etwas mehr als 01:05 Stunden, während die ersten Frauen nach starken 01:11 Stunden hindurchliefen.

Nach Überqueren der Dolphin’s Barn Brücke, die über den Grand Canal führte, erblickte ich immer mehr Menschen und schließlich auch Sophie, die am rechten Straßenrand stand und mir zuwinkte. Ich hob nur beide Daumen und freute mich darüber, dass sie es pünktlich zum Treffpunkt geschafft hat. Mit einer Durchgangszeit von 01:21:26 Stunden bei der Hälfte des Rennens steuerte ich schnurstracks auf eine Bestzeit zu. Bloß ob das so unverhofft klappt, wagte ich noch nicht zu behaupten.
Sophie rief ich im Vorbeilaufen nur zu, dass ich zu schnell sei. Mehr konnte ich in der kurzen Zeit nicht loswerden. Und schon ging die Reise durch Dublin weiter.

Schlagartig war die Luft raus, hatte ich plötzlich das Gefühl. Mir fehlte der Antrieb und die Motivation, weiter so schnell zu laufen wie zu Beginn. Außerdem ist auf Höhe des Halbmarathons meine kleine Gruppe auseinander gerissen, sodass nun doch jeder für sich alleine lief (KM 22 bis 24 in 04:02 min, 03:59 min und 04:01 min).
Auf dem Weg zum südwestlichsten Punkt konnte ich zwar immer noch nicht von einem Einbruch oder gar dem Mann mit dem Hammer sprechen, aber die ersten Anzeichen waren zumindest da. Auf den folgenden 3 km in Richtung des im Süden gelegenen Bushy Parks konnte ich den Trend ein wenig stoppen und wieder etwas Tempo aufnehmen (KM 25 bis 27 in 03:55 min, 03:55 min und 03:56 min).
Einen Blick für die reizende Umgebung hatte ich leider nicht mehr so sehr. Ich bin nun mal so gepolt, dass mich der Kampf um Sekunden mehr beschäftigt, als der Genuss von Sehenswürdigkeiten. Das ist im Übrigen bei Naturläufen mit Höhenmetern oder nicht vermessenen Marathons anders. Aber in Dublin sollte eine ordentliche Zeit her, habe ich mir nun in den Kopf gesetzt.
Zum Glück machte Sophie auf ihrem Weg zu unserem Treffpunkt und zurück fleißig Fotos, die das Stadtbild Dublins sehr gut wiedergeben. Unter anderem war auffällig, wie viele schöne Kirchen und religiöse Bauten unterwegs zu sehen waren. Die St. Patrick’s Cathedral stand auch noch auf unserer morgigen To-Do-Liste.

Bis einschließlich KM 30 kämpfte ich erneut vergeblich gegen die 4-min-Barriere an und musste mir zu diesem Zeitpunkt schon eingestehen, dass es wohl keine Bestzeit mehr werden würde (KM 28 bis 30 in 04:08 min, 04:01 min und 04:02 min). Der letzte erfolgreiche Versuch an diesem Tag war dann bei KM 31 (in 03:53 min), soviel kann vorweggenommen werden.
Ich wollte mich doch auf das letzte Viertel des Rennens freuen, zumal es um das University College Dublin herum und am Elm Park Golf Course vorbei ging. Für beide Dinge würde mir jeglicher Blick oder gar das Interesse fehlen, sobald ich dort angekommen bin.
KM 32 (in 04:04 min) und KM 33 (in 04:00 min) waren noch verhältnismäßig flott, bevor die folgenden 4 km im Bereich zwischen 04:14 min und 04:20 min lagen. Schon war eine Minute von meinem Puffer futsch und es sollte noch wesentlich härter werden.
Gleichzeitig versuchte ich meine Energietanks an den Getränkestationen im wahrsten Sinne des Wortes wieder aufzutanken, aber auch das hat scheinbar keine Wunder bewirkt. Die Atmosphäre am Streckenrand war derweil ganz große Klasse, bloß Schade, dass die Zuschauer uns aufgrund fehlender Vornamen auf den Startnummern nicht persönlich anfeuern konnten. Das ist der einzige kleine Kritikpunkt an dieser bislang erstklassigen Veranstaltung.

KW 38 (in 04:38 min) und 39 (in 04:33 min) lagen Tempo-technisch im Bereich meiner lockeren Trainingsläufe. Und auch damit hätte ich noch einigermaßen leben können, wenn ich nicht noch Schlimmeres vermuten müsste. Lange Zeit ist es her, dass ich ein Zusammentreffen mit dem Mann mit dem Hammer hatte. Die wohl schmerzlichsten Male waren 2011 in Berlin und 2012 in München, aber soweit sollte es hier bitte nicht kommen.
Am großen College-Gelände und kleinen Golfplatz war ich beinahe vorbei und nichts von alledem ist mir in Erinnerung geblieben. Echt schade, aber so knallhart kann der Marathonlauf nun mal sein. Das zeigt sich schließlich anhand meiner letzten 3 km, die voll und ganz in der Hand des Hammermanns lagen. Er hat ein weiteres Mal gesiegt, dieser Idiot (mir schwirren weitaus bösere Bezeichnung im Kopf umher).
KM 40 bis 42 joggte ich förmlich in 05:28 min, 05:46 min und 05:36 min. Das ist das, was mein Körper maximal hergibt, und es wäre völlig in Ordnung gewesen, wenn denn nicht zig oder gar hunderte von Läufern an mir vorbeiliefen und mir ungewollt die Laune vermiesten. Auch wenn ich mir kein konkretes Platzierungsziel vorgenommen hatte, so wäre es doch schön gewesen, wenn mein Name weiter oben gestanden hätte.

Wenige hundert Meter vor dem lang ersehnten Ziel entdeckte mich Sophie, während ich sie wieder an der gelben Jacke erkannte. Ob sie wusste oder ahnte, wie es mir ging, weiß ich nicht, aber versuchte dennoch bestmöglich zu lächeln. Ich durfte stolz auf mich sein, immerhin hatte ich in wenigen Augenblicken meinen 42. Marathon in der Tasche. Ob nun mit ein paar Minuten mehr auf dem Konto, interessiert auch mich bald nicht mehr.
Der stimmungsvolle Zieleinlauf entlockte mir einen kurzen Moment der Freude, ich riss ganz kurz die Arme hoch und ließ sie genauso schnell wieder sinken. Die große Digitalanzeige über der Ziellinie offenbarte eine Zeit von 02:53:21 Stunden. Super! Immerhin noch mit ordentlichem Puffer unter 3 Stunden!

Nachher

Relativ schnell erhielt ich eine wirklich sehr schöne Finisher-Medaille um den Hals gehängt, mit der ich stolz weiter Richtung Getränkestand und Shirt-Ausgabe stapfte. In der Startgebühr inbegriffen war nämlich ein hochwertiges Langarm-Funktionsshirt, das ich mir in der Größe S auswählt. Erst geraume Zeit später stellte ich fest, dass die Ärmel definitiv zu kurz ausfielen. Bloß waren die Beine so müde und die Lust zurückzukehren so gering, dass ich die Größe S einfach behielt.
Der Weg bis zum Ausgang des Nachzielbereichs war nämlich in der Tat etwa genauso lang wie der lange Weg am Morgen. Unterwegs sammelte ich noch meinen Kleiderbeutel ein und war letztlich knapp 20 Minuten nach Zieleinlauf bei Sophie angekommen. Endlich! Ich drückte sie ganz fest und freute mich, dass wir den anstrengenden Teil unseres Kurzurlaubs überstanden hatten.

 

Im Anschluss an den Lauf spazierten wir entspannt zurück zu unserem Hostel, in dem ich mir zuallererst eine warme Dusche gönnen wollte. Beim Betreten der Rezeption erblickte der junge Mann hinter dem Tresen meine Medaille und fragte, ob und in welcher Zeit ich den Marathon gelaufen sei. Außerdem verkündete er, dass alle bei ihm einquartierten Finisher im Laufe des Tages eine Dose Guinness erhalten würden. Ich solle doch bitte nachher nochmal runterkommen. Mega coole Aktion, wie ich finde! Bier ist immer super!
Nach der wohlverdienten Dusche und einer Stärkung in Form von Süßigkeiten und Bier zog es uns wieder nach draußen. Ein besonderes Highlight stand uns heute nämlich noch bevor: der knapp zweistündige Besuch des Guinness Museums im Südwesten der Stadt. Den Weg dorthin bewältigten wir mit der Straßenbahn und einigen hundert Metern Fußmarsch. Um kurz vor 16 Uhr erreichten wir das großräumige Brauerei-Gelände, das eher etwas unscheinbar in einem grauen Stadtteil gelegen war.

Schon nach Betreten des Guinness Storehouse fing der Spaß an und man befand sich in einer meist dunklen Erlebniswelt. Zusätzlich zu den 20 € Eintritt pro Person, die am Ende auch jeweils ein Bier abdeckten, holten wir uns für einen geringen Aufpreis zwei Audio-Geräte, sodass wir nicht ganz ungebildet rausgehen mussten.
Wir versuchten, von Beginn an alle Stationen abzuklappern und empfanden die Informationsfülle und Häufigkeit der Stationen als sehr angenehm. Zudem gab es überall etwas zum Anfassen und Ausprobieren. Ganz besonderen Spaß hat uns natürlich das Guinness Tasting aus kleinen Guinness Gläsern gefallen, die wir natürlich auf gaaar keinen Fall mitnehmen durften. Neeein, das haben wir natüüürlich nicht getan ;-)

Im zweiten Teil der Tour ging es noch mehr um die grandiose Werbung rund um diese Marke. Auch hier konnte viel erlebt und ausprobiert werden. Unter anderem gab es eine Foto-Box, lebensgroße Maskottchen und alte Werbefilme, die einen nicht selten zum Schmunzeln brachten.

Das große Finale fand schließlich im obersten Stockwerk statt. Bevor wir in den Aussichtsturm hinauffuhren, besorgten wir uns unsere zwei versprochenen Gläser Bier und dazu eine kleine (teure) Tüte Chips. Alles schmeckte vorzüglich, stieg uns aber gleichzeitig ganz schon zu Kopf. So ist das nun mal, wenn man auf fast leeren Magen ein großes Guinness genießt.
Doch das war es wert und die Aussicht über Dublin bei Nacht war phänomenal. Gerne hätten wir hier den Museumsrundgang noch länger ausklingen lassen, doch um 19 Uhr wurde pünktlich geschlossen und wir wurden rausgebeten. Unten im Fanshop machten wir noch letzte Besorgungen und kauften Mitbringsel für unsere Familien, bevor es dann wieder zurück zum Hostel ging.

Im Hostel angekommen machten wir uns schnell an die Arbeit und kochten uns in der Gemeinschaftsküche einen großen Topf Nudeln mit Tomatensoße. Nur das war für unser schmales Portemonnaie bezahlbar und bei unserem großen Hunger lohnte es sich, aufs Geld zu achten.

Die weiteren Pläne des Abends sahen vor, dass nun auch wir in die Halloween-Party einsteigen wollten. Uns war bewusst, dass wir heute Abend – immer noch am Marathon-Tag – nicht sehr lang durchhalten dürften. Aber wir sind nur einmal jung und so entschieden wir uns sehr spontane für eine schnelle „Verkleidung“: Sophie malte uns Spinnenweben ins Gesicht!

Bestens ausgestattet und mit einigen Bieren im Magen und der Leber ging es abermals raus auf die Straßen. Wir klapperten einige Irish Pubs ab, genossen die viele Live-Musik, tranken noch mehr Bier und gönnten uns auf dem nächtlichen Rückweg noch Pizza-Brötchen vom Fast-Food-Laden von nebenan.

Am nächsten Morgen durften wir endlich mal so richtig ausschlafen, wenngleich es bei der extremen Hellhörigkeit des Hostels kaum möglich war. Immerhin war das Bett bequemer, als es aussah. Nach einem stressfreien, sehr spartanischen Frühstück stand uns heute der Tag in der Natur bevor. Es zog uns raus aufs Land; genauer gesagt auf die Halbinsel Howth, nordwestlich der Stadt. Diese erreichten wir ebenfalls mit der Bahn, die wir mit unseren Leap Cards bis zur Endstation Howth Railway Station nutzen durfte.
Um 13:30 Uhr dort angekommen standen uns knapp 3 Stunden zur Verfügung, bevor es dunkel werden würde. Wir entschieden uns also für einen kurzen Rundwanderweg mit einigen Höhenmetern, der uns um die halbe Halbinsel herumführen würde. Dafür sollte meine Beinkraft noch ausreichen.
Trotz vieler Touristen genossen wir den Abstand zur Metropole und knipsten viele Bilder, von denen ich nicht weiß, welche die schönsten sind.

Um 16:30 Uhr waren wir bereits wieder auf dem Weg zur Howth Railway Station, wo wir recht knapp einen Zug erwischten, auf den der nächste erst 40 Minuten später gefolgt wäre. Da es mittlerweile zu regnen anfing, hatten wir mit dieser Verbindung zurück in die Stadt sogar Glück gehabt. So saßen wir nicht auf der Halbinsel fest und konnten die St. Patrick’s Cathedral noch bei Tageslicht bestaunen.
Direkt im Anschluss an unsere Ankunft in Dublin wurde es aber minütlich dunkler und das Ambiente passte immer mehr zum Thema Halloween. Insgesamt hatten Sophie und ich häufig den Eindruck, in einer ganz anderen Welt zu sein. Nicht selten war es bewölkt, grau und düster, jedoch zu keinem Zeitpunkt hässlich. Das Ambiente war genau richtig so. Eben passend zur Jahreszeit.

Als letzten Tagesordnungspunkt hatten wir den entspannten Rückweg zum Hostel inklusive Abendessen und letzter Besorgungen für die Liebsten daheim. Auf der Suche nach einem bezahlbaren Angebot, um unseren Magen zu füllen, entschieden wir uns für einen kleinen, aber sehr gut besuchten Burger Laden. Hier mussten wir sogar gut 20 Minuten warten, wurden jedoch per SMS informiert, sobald unser kurzfristig reservierter Tisch frei wurde. So schlenderten wir noch durch die bunt geschmückten Straßen der Fußgängerzone und stießen unter anderem auf sehr kuriose Schaufenster-Dekorationen, die besonders Sophie sehr gut gefielen.
Nach dem leckeren und kalorienreichen Essen, machten wir uns noch flott auf den Weg zu einem Whiskey-Geschäft, wo gleich mal ein paar kleine Fläschchen eingekauft wurden. Größere Mengen hätten wir aufgrund der Handgepäck-Bestimmungen nicht mitnehmen dürfen.
Was uns plötzlich auffiel, ist, dass wir selbst bisher noch nicht in den Genuss von Whiskey gekommen sind. Und das in dieser Stadt, welch Sünde.

Nachdem wir wieder im Hostel angekommen sind und uns völlig übermüdet ein letztes Mal hinauf in unser spartanisches Zimmer quälten, dauerte es nicht mehr lange, bis wir eingeschlafen sind.
Nach einem entspannten Morgen am eigentlichen Halloween-Tag (31. Oktober) machten wir uns ganz ohne Stress auf den Weg zurück zum Flughafen. Unsere Abflugzeit lautete 13:40 Uhr, sodass wir damit planten, noch einige Zeit im Duty-Free-Bereich zu verbringen und dann die wirklich allerletzten Kleinigkeiten einzukaufen.
Unter anderem hatten wir das Glück, dass uns gratis ein kleiner Whiskey angeboten wurde, der in einem Shop groß beworben wurde. Genial, denn so haben wir auch das letzte To-Do abhaken können. Dass es ausgerechnet mittags sein musste, machte uns nichts mehr aus.

Zwei Stunden Flugzeit und eine Stunde Zeitverschiebung später landeten wir pünktlich um 16:40 Uhr am Hamburger Flughafen, woraufhin es zurück in meine Wohnung ging. Dort ließen wir den Abend in Ruhe ausklingen und feierten in meinen Geburtstag rein, für den Sophie mir einen großen Geschenkkorb vorbereitet und Muffins „backen lassen“ hat. Dankeschööön!

Dass ich direkt am nächsten Morgen wieder zurück zur Arbeit musste – in Hamburg gilt Allerheiligen nicht als Feiertag – ärgerte mich recht wenig. Immerhin lagen nur 3 Tage Arbeit vor mir, bevor es für Sophie und mich am Samstag (04. November) wieder in den nächsten Flieger ging. Dieses Mal sollte die Reise über Porto weiter in den verspäteten Jahresurlaub nach Ponta Delgada auf den Azoren gehen.
Und da ich doch tatsächlich nur 7 Tage nach dem Dublin Marathon auch noch den Porto Marathon laufen durfte, gibt es hierzu einen separaten Reise- und Laufbericht.
Viel Spaß beim Lesen!

Zahlen & Fakten

Distanz

 

Gelaufene Zeit (Netto)

 

Gelaufene Zeit (Brutto)

 

Altersklasse

 

AK-Platzierung

 

Platzierung (Männer)

 

Gesamtplatzierung

42,195 km

 

02:53:21 Std.

 

02:53:23 Std.

 

MS (bis 34)

 

53. von 2.269 (2,3 %)

 

212. von 10.699 (2,0 %)

 

222. von 15.893 (1,4 %)