31. Marathon International de Marrakech

26.01.2020

Vorher

Üblicherweise beschäftige ich mich im November eines jeden Jahres mit der Marathonplanung für das kommende Jahr und so entstehen häufig sehr schöne Ziele, an denen ich mich über die zwölf Monate hinweg orientieren kann. So hatte ich mir beispielsweise für das Jahr 2017 vorgenommen, 17 Marathons zu laufen, was auch ganz wunderbar funktioniert hat.
Für 2020 stehen endlich wieder mehr Marathons im Ausland auf dem Programm, worauf ich mich schon sehr freue. Während ich in meinen ersten neun Jahren insgesamt elf Marathon-Länder gesammelt habe, wünsche ich mir für dieses Jahr, dass mindestens sechs neue Länder hinzukommen. Und den Anfang macht Marrakesch in Marokko, was zugleich meiner ersten Königsdistanz auf afrikanischem Boden entsprechen sollte.
Warum meine Wahl auf Marokko fiel, ist schnell erklärt. Nirgends war ein Kurztrip so günstig zu organisieren, wie hier, womit ich sogleich auch meine Freundin Sophie überzeugt hatte. Am 05.11.2019 buchten wir unsere Flüge mit Ryanair und bezahlten für den knapp vierstündigen Flug sage und schreibe 12,99 € pro Person (25,98 € für hin und zurück). Dass wir beim Komfort Abstriche machen und unsere Klamotten auf kleine Rucksäcke verteilen mussten, nahmen wir damit gern in Kauf. Auch dass wir am entlegenen Flughafen Weeze starten sollten, akzeptierten wir gern.

 

Mittwoch, 22.01.2020

Unsere knapp fünftägige Reise startete am Mittwochmorgen, indem wir ganz entspannt mit unserem Auto nach Wemp bei Weeze gefahren sind. In diesem kleinen Örtchen parkten wir das Auto am Straßenrand und spazierten zu Fuß zum etwa 2,5 km entfernten Flughafen. So ging unsere Sparfuchs-Art weiter.

Wie sich schnell herausstellte, machte uns der leichte Nieselregen nichts aus, sondern er untermalte die gruselige Atmosphäre zusätzlich, die das ehemalige Militärgelände rund um den Flughafen versprühte. Ich wusste zwar, dass dieser Ort entlegen war, aber dass er noch dazu so verlassen und heruntergekommen war, überraschte mich.
Durch das ständige Anhalten, Gucken und Fotografieren verloren wir einige Zeit und kamen erst 1,5 Stunden vor Abflug an (geplant waren 2 Stunden). Da an diesem Tag aber nur eine Handvoll Flugzeuge starten sollten, war kaum eine Menschenseele zu sehen. Schnell waren alle Formalitäten und Kontrollen erledigt und nachdem wir mit unseren etwas zu großen Rucksäcken dennoch aufs Rollfeld gelassen wurden, saßen wir um 14:30 Uhr pünktlich im Flieger.
Sobald wir in der Luft waren und die Gurte gelöst werden durften, machte sich Sophie auf die Suche nach zwei freien Sitzplätzen nebeneinander. Sie wurde im hinteren Teil des Fliegers fündig, sodass wir uns schnell umsetzten - manchmal muss man einfach stumpf sein und spart auch hier ein paar Euros. Da ich uns den Stress am Rückflugtag ersparen wollte, hatte ich den Check-In samt Sitzplatzauswahl für zusätzliche 7 € je Platz bereits erledigt.

Nachdem wir etwas gelesen und geschlafen hatten, kamen wir noch rechtzeitig vor Sonnenuntergang im kühlen Marrakesch an. Sophie bemerkte schnell, dass sie mit wärmerem Klima gerechnet hatte, und wies darauf hin, dass sie zu wenige warme Klamotten eingepackt hatte. Da unsere Rucksäcke eh nicht mehr verkraftet hätten, müssen wir uns wahrscheinlich nach einem rotierenden Zwiebelschichten-Prinzip einkleiden. Not macht erfinderisch.
Sobald die Stempel im Reisepass waren und wir die ersten 100 € in 1.031 marokkanische Dirham gewechselt hatten, verließen wir das Flughafengebäude und stapften zunächst Richtung Taxi-Stand. Dabei entdeckten wir weiter hinten einen normalen Linienbus und siehe da: der freundliche Busfahrer verkaufte uns Hin-und-Rücktickets für nur 30 DH pro Person (2,91 €). Ein Taxi hätte hingegen knapp 10 € pro Fahrt gekostet.
Am Anfang der knapp 20-minütigen Fahrt unterhielten wir uns mit einem jungen Deutschen, der uns den Tipp gab, die Google Offlinekarte von Marrakesch herunterzuladen. Für solche Tipps waren wir dankbar, denn es erleichterte uns die Reise in dieser chaotischen Stadt enorm.
Als wir in der Nähe des belebten Platzes Jemaa el Fna angekommen sind, waren wir erst mal sprachlos. „Chaotische Stadt“ war noch zu untertrieben, denn es war der Teufel los. Menschen aller Länder liefen laut umher und nahmen keine Rücksicht auf den Verkehr - oder andersrum. Wir wurden gleich angesprochen und uns wurde Hilfe angeboten, doch aus Internetrecherchen wussten wir, dass es die Hilfe hier selten kostenlos gab. Wir vertrauten somit auf unser selbst mitgebrachtes Kartenmaterial und fanden den Weg zu unserem kleinen Riad auch alleine recht schnell.
Dort bezahlten wir wie vereinbart 75 € und freuten uns nochmals über dieses super Schnäppchen. So wenig hatten wir bisher noch nirgends für vier Übernachtungen inklusiv reichhaltigem Frühstück bezahlt.

Nach dem Einchecken in unserem kleinen, bunt gekachelten Zimmer zogen wir unsere Pullover und Jacken wieder an und begaben uns zurück ins Getümmel. Da der große Marktplatz Jemaa el Fna nur wenige hundert Meter entfernt lag, würde das für die nächsten Tage unser Dreh- und Angelpunkt werden.
Wir bummelten durch die vielen bunten Stände hindurch und gönnten uns neben einem frisch gepressten Orangensaft auch ein kleines Brötchen mit gemischtem Fleisch. Beides kostete umgerechnet jeweils nur 50 Cent und wir merkten recht schnell, dass in diesem Kurzurlaub die kulinarischen Genüsse nicht zu kurz kommen werden.
Zum Abendessen gönnten wir uns schließlich Reis mit Gemüse und einen Wrap mit Hähnchenfleisch und Pommes. Anschließend gab es leckeren Schwarztee mit frischer Minze, bunte Oliven und süßes Gebäck. Wir kamen aus dem Schwärmen nicht mehr heraus und der meist-ausgesprochene Satz lautete: „Krass, ist das lecker!

Die Nacht in unserem recht offenen und nicht isolierten Riad – einem traditionell marokkanischen Haus mit Innenhof – war leider recht ungemütlich. Nachts wurde es bis 5°C kalt, sodass wir im Zimmer kaum mehr als 10°C hatten. All unsere Jogginghosen und langen Oberteile kamen zum Einsatz und Erinnerungen an unsere Camping-Tour entlang der Mosel kamen auf. Damals war der deutsche Hochsommer aber noch angenehmer, als der marokkanische Januar.

 

 

Donnerstag, 23.01.2020

Nachdem wir mit leichten Halsschmerzen um 09:00 Uhr wach geworden sind, gingen wir auf die Dachterrasse, wo uns bei schönster Aussicht ein großes Frühstück geboten wurde. Es war zwar nicht sonderlich gesund, aber satt wurden wir allemal. Und der frisch gepresste Orangensaft? – Einfach nur herrlich!

Während des Frühstücks wurden wir von einem Reiseanbieter angesprochen, der uns einen kurzen Tagestrip ins Ourika-Tal schmackhaft gemacht hat. Spontan entschieden wir uns dafür, am morgigen Freitag mitzufahren, um noch eine andere Seite von Marrakesch und der Umgebung kennenzulernen. Die ausgesprochenen 20 € pro Person kamen uns zwar fair vor, doch da auf deren Homepage von nur 15 € die Rede war, konnten wir den netten Herrn zum Glück noch runterhandeln.
Anschließend stapften wir los, um die große 1-Millionen-Einwohner-Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Dabei gerieten wir an den Souvenirständen immer wieder ins Staunen und ärgerten uns ein wenig, dass wir keinen größeren Koffer für den Rückflug gebucht hatten.

Doch nicht nur Souvenirs zogen unsere Aufmerksamkeit auf sich; auch die kleinen und großen Kleinigkeiten einer solchen Stadt waren mindestens ein Foto wert. So knipsten wir Bilder von marokkanischen Flaggen, die vielerorts stolz ausgehängt waren, von streunenden Katzen, die überall geduldet wurden, von alten und neuen Stadtmauern, durch die wir manches Mal hindurch mussten, und nicht zuletzt von Moscheen und schönen Minaretten, wie zum Beispiel der Koutobia Moschee, die als architektonisches Wahrzeichen von Marrakesch gilt.

Als uns nach einigen Stunden der erste Hunger wieder einholte, wurde meine Vorfreude auf ein leckeres Hauptgericht größer. Wir entschieden uns erstmals für eine sogenannte Tajine, ein Gericht, das in einem aus Lehm gebrannten Schmorgefäß mit spitzem Deckel zubereitet wird.
Auch der Ort, an dem wir unser Mittagessen genießen wollten, war sehr besonders, denn wir saßen auf der Dachterrasse eines Restaurants mit grandiosem Ausblick auf den Platz Jemaa el Fna. Wir bestellten eine klassische Tajine mit Gemüse und dazu Blätterteighäppchen mit Fleisch-, Käse- und Spinatfüllung. Selbstverständlich durfte der duftende Minztee nicht fehlen.

Die zweite Tageshälfte wollten wir mit Shopping verbringen und da unser Platz im Rucksack eingeschränkt war, schaute Sophie zunächst nur nach Ohrringen und sonstigem Schmuck für sich und den weiblichen Teil ihrer Familie. Mein Wunsch wäre es gewesen, einen großen marokkanischen Wollpullover zu kaufen, doch von diesem Gedanken konnte ich mich wohl verabschieden.
Stattdessen machte ich weitere Fotos und entdeckte unter anderem auch sehr unschöne Dinge. Beispielsweise wurden viele Tiere, wie Geckos und Schildkröten, auf engstem Raum gehalten und zum Verkauf angeboten. Sobald wir mit Stirnrunzeln in die jeweilige Richtung schauten, wurde uns versichert, dass diese nicht zum Verzehr verkauft werden. Na, als ob das das einzige Problem dieser armen Tiere sei …

Sobald es etwas zu regnen anfing, verzogen wir uns in die schmalen überdachten Gassen des unüberschaubaren Marktes. Zum Glück hatten wir die Google Offlinekarte parat, denn so konnten wir uns zwar ab und zu verlaufen, liefen aber letztlich doch in die richtige Himmelsrichtung.
Am spektakulärsten waren hier die kleinen Läden mit den Messingfarbenen Lampen und entgegen unserer Erwartungen war es im schönsten dieser Läden erlaubt, kostenlos Fotos zu machen. Es war tatsächlich einer der wenigen Orte, wo uns keine Ware angedreht worden ist.

Abends waren wir entsprechend platt und so gönnten wir uns zum Abendessen nur zwei Kleinigkeiten auf die Hand. Für mich gab es ein Brötchen mit gemischtem Fleisch, während Sophie sich für eine vegetarische Falafel-Rolle entschied. Gegessen wurde verbotenerweise in unserem Zimmer im Bett, während wir uns am Handy ein paar YouTube-Filmchen anschauten.

Freitag, 24.01.2020

Am nächsten Morgen waren wir überpünktlich um 08:30 Uhr auf der Dachterrasse unseres Riads und bestellten als erste Gäste unser Frühstück. Geplant war nämlich, dass wir ebenso pünktlich um 09:00 Uhr unten an der Rezeption warteten, um zum Tageausflug ins Ourika-Tal abgeholt zu werden.
Es hätte uns ehrlicherweise nicht wundern dürfen: Unser Fahrer hatte beinahe eine Stunde Verspätung! Wortlos führte er uns schnellen Schrittes zu einem komfortablen Kleinbus, der bereits auf dem Platz Jemaa el Fna wartete. Von dort wurden wir noch zu zwei weiteren Orten gefahren, bis der Kleinbus komplett gefüllt war.
Bis unser heutiges Tagesziel, der Ourika Wasserfall, nach einer gut zweistündigen Fahrt durch das Tal erreicht war, wurden zwei ganz bewusste Stopps eingelegt. Am ersten Ort wurde uns ein traditionelles Berber-Haus präsentiert, in dem zwei Frauen – wahrscheinlich nur zu Showzwecken – auf herkömmliche Weise Essen zubereiteten. Die primäre Absicht war jedoch, dass wir Touristen im dortigen Souvenirshop zulangten. Und was soll ich sagen: ehe ich mich umsah, war ich im Besitz eines neuen, dicken Wollpullovers. Der Verkäufer startete bei umgerechnet 55 € und als ich spaßeshalber mit 15 € dagegenhielt, ahnte ich noch nicht, dass mir der Pullover Sekunden vor der Weiterfahrt für eben diesen Preis in die Hände gedrückt wurde.

Der zweite Halt erfolgte vor einem Gebäude, in dem mehrere Frauen live Arganöl fertigten. Dass diese Präsentation quasi in einen Souvenirshop mit unzähligen Arganöl-Fläschchen eingebettet war, verwunderte uns nicht. Doch diesmal blieben wir standhaft und ließen die Geldbörsen in den Taschen.

Als wir am Zielort angekommen waren, wurde unsere Gruppe einem Touristenführer zugeordnet, dem wir von nun an für die nächsten anderthalb bis zwei Stunden folgen sollten. Das nächste Ziel unserer Wanderung durch teilweise recht steiles Terrain war der gut 45 min entfernte Wasserfall, auf den wir schon ganz gespannt waren.
Natürlich wanderten wir auch hier an mehreren Souvenirläden vorbei, die Schmuck, Arganöl, aber auch Teppiche verkauften. Besonders schön fand ich die Berber-Art der Getränkekühlung, bei der Gebirgswasser wasserfallähnlich über die Flaschen läuft.

Oben angekommen wunderten wir uns ein wenig über den bescheidenen Ourika-Wasserfall, den wir imposanter erwartet hätten. Aber nun gut, wir befanden uns ja nach wie vor in einer wüstennahen Region Marokkos und dafür war der Anblick schon nicht schlecht.
Wir ließen ein Foto von uns knipsen und freuten uns nach einer kurzen Verschnaufpause auf den nächsten Wanderabschnitt, der auf der Sonnenseite des Berges lag und uns noch schönere Aussichten auf das Tal bescherte. Mein persönlicher kleiner Höhepunkt war, dass ich hier echten Schnee entdeckte … in Afrika … Wahnsinn :-)

Gegen 14 Uhr kamen wir wieder in dem Dörfchen im Tal an und wurden sogleich zu einem Restaurant geleitet, wo schon ein großer Tisch für die ganze Gruppe gedeckt wurde. Sophie und ich kapselten uns lieber etwas ab und bestellten statt des vorgeschlagenen 3-Gänge-Menüs lediglich eine Tajine mit Zitronenhähnchen und Pommes, die wir uns teilten. Mit umgerechnet 8 € war es hier beinahe doppelt so teuer, wie in der Innenstadt, aber natürlich immer noch gerechtfertigt.
Nach dem Mittagssnack spazierten wir noch ein wenig umher und versuchten, die Kamele unauffällig zu fotografieren, die hier auf zahlende Touristen warteten. Außerdem nutzten wir die bunte Kulisse aus unzähligen Plastikstühlen und die süßen kleinen Brücken, die über den Gebirgsbach führten, für weitere schöne Urlaubsfotos.

Nach einer anderthalbstündigen Rückfahrt, die Sophie und ich zum größten Teil verschlafen hatten, erreichten wir gegen 17 Uhr die wuselige Innenstadt. Hier liefen wir nochmals ein wenig über den Marktplatz und stellten erschüttert fest, unter welch schlechten Bedingungen seltene Tiere wie Affen und Kobras gehalten und den Touristen präsentiert werden. Uns blutete das Herz und das versuchten wir, durch besorgte und verärgerte Blicke kundzutun.
Zum Abendessen entschieden wir uns heute für einen großen Teller Couscous mit Gemüse und eine Tajine mit Rindfleisch, Datteln und Mandeln. Klassischerweise gab es dazu knuspriges Brot und Oliven. Bei umgerechnet 10 € kann man nicht meckern.

Samstag, 25.01.2020

Am heutigen Samstag stand zunächst wieder Ausschlafen auf dem Programm, sodass es erst gegen 10 Uhr Frühstück für uns gab. Anschließend galt der Vormittag den organisatorischen Dingen, was in erster Linie das Abholen meiner Marathon-Startunterlagen umfasste. Den Fußweg zur 2,5 km entfernten Marathonmesse im nördlich gelegenen Stadteil Guéliz gestalteten wir uns dennoch spannend, indem wir rechts und links der Hauptstraße nach Besonderheiten Ausschau hielten. Unter anderem wählten wir einen leichten Umweg durch den Arsat Moulay Abdeslam Cyber Park, einen sehr gut gepflegten botanischen Garten.

Als wir gegen 12:30 Uhr am „Place du 16 Novembre“ angekommen waren, begrüßte uns laute spanische Musik, die aus den Lautsprechern dröhnte. Sophie war schon mal begeistert und so nahmen wir die Wartezeit in der langen Warteschlange zunächst mal gern in Kauf. Als wir jedoch nach 45 Minuten mitgeteilt bekommen haben, dass wir zu einem anderen Zelt hätten gehen müssen, war die Laune im Keller. Doch auch am zweiten Zelt schienen wir falsch zu sein, denn dort schickte man uns auf die gegenüberliegende Seite des Platzes. Den Grund für dieses Durcheinander kenne ich nicht genau, aber es wird entweder mit den Online-Anmeldeportalen oder mit den Marathon-Zielzeiten zu tun haben. Hauptsache, ich hielt endlich meine Startnummer und ein leider etwas zu großes Teilnehmer-Shirt in der Hand.

Sowohl die Startnummer als auch das Shirt wurden von mir direkt mal auf den nächsten Fotos präsentiert. Wir blieben noch ein paar Minuten auf dem belebten Platz, studierten kurz den morgigen Streckenverlauf und schlenderten anschließend zum benachbarten McDonald’s, wo wir uns jeweils ein Eis kauften.

Ganz entspannt spazierten wir weiter durch breite Straßen und schmale Gassen, bis wir gegen 16 Uhr wieder die Innenstadt erreichten. Unterwegs konnten wir es nicht unterlassen, ein Mitbringsel für unsere neue Wohnung zu kaufen. Bereits seit Beginn des Urlaubs gefielen uns die kleinen, verzierten Wandspiegel mit zwei Türchen. Nun war es soweit, dass wir ein Exemplar gefunden hatten, das uns gefiel, und bei dem der Händler sich von anfangs knapp 30 € auf 7,50 € runterhandeln ließ.

Noch vor dem eigentlichen Abendessen gönnten wir uns am Nachmittag einen Zwischensnack. Dazu gingen wir zu einem etwas kleineren Marktplatz, der von charmanten Restaurants mit Dachterrassen umgeben waren. Die Aussicht war super und die gesunden Brote und der Minztee einfach nur köstlich.
Weitere drei Stunden später galt unser Shopping-Abenteuer in Marrakesch als abgeschlossen und wir widmeten uns mehr und mehr dem Thema Marathon. Während es in Deutschland meistens eine ordentliche Portion Nudeln für mich gab, entschied ich mich hier in Marokko aus gegebenem Anlass für eine Tajine mit Couscous und Gemüse. Sophie wählte Reis mit Falafel-Bällchen und Humus, wovon ich später auch noch etwas abbekommen habe.

So waren wir am heutigen Tag zeitig wieder im Hotel, wo wir unsere Rucksäcke bereits für die bevorstehende Rückreise packten. Direkt nach dem Marathon durfte ich zwar noch unter die Dusche hüpfen, aber der Check-Out wäre dann schon durch. Ein sportlicher Sonntag mit Marathon und Rückflug stand uns also bevor.

 

Sonntag, 26.01.2020

Nachdem wir leider doch recht spät eingeschlafen sind, weckte mich der Wecker erbarmungslos um 06:30 Uhr. Ich richtete mich im Bett auf und zog den kleinen Nachttisch zu mir heran. Dort lagen zwei Brötchen und eine Banane bereit, die ich gestern Abend noch schnell auf unserem Rückweg gekauft hatte. Zu den beiden Brötchen gab es Schmelzkäse, den ich am Vortag vom Frühstückstisch mitgenommen hatte. Die Banane sparte ich mir für den Fußweg zum Startbereich auf.
Um 7 Uhr zog ich mir die ersten Laufklamotten an, bevor ich eine Viertelstunde später Sophie weckte. Sie brauchte auch nur 15 min, um angezogen auf den Beinen zu sein, sodass wir kurz nach 7:30 Uhr das Hotel verließen und in die kühlen, dunklen und noch ruhigen Gassen Marrakeschs hinausgingen.
Auf das Angebot eines Taxifahrers, uns zum Start zu bringen, gingen wir nicht ein. Vielmehr nutzte ich die ersten Minuten des Tages, um mich warmzulaufen – immer rauf und runter – während Sophie hinter mir her stapfte.

Am Horizont ging langsam die Sonne auf und mit zunehmender Zeit wurden auch die Nervosität und Vorfreude größer. Langsam wurde mir wieder bewusst: Patrick, du läufst gleich deinen ersten Marathon auf afrikanischem Boden! Und plötzlich war ich nur noch nervös …
Obwohl die marokkanischen Flaggen überall präsent waren, handelte es sich um einen der internationalsten Läufe, bei denen ich jemals am Start stand. Die meisten Teilnehmer schienen zudem erfahrene Marathonis zu sein, denn es herrschte nirgends Stress und alle warteten entspannt, dass es losging.

Das erste Mal, dass ich etwas Hektik verspürte, war beim Betreten des Startblocks. Dieser war nach vorne durch zig Security-Männer abgesichert, die in drei kompletten Reihen vor uns standen. Als ich einen von ihnen fragte, ob dies der vorderste Startblock sei, gab es nur ein zustimmendes Murren. Zu allem Überfluss hat meine Laufuhr gesponnen, sodass ich nicht so recht wusste, wie viele Minuten noch zum Start blieben. Als plötzlich erstmals eine Drohne am Himmel zu sehen war, zog ich meine wärmenden Sachen aus und übergab sie an Sophie, die auf der anderen Seite des hohen Zauns stand.
Nachdem wir uns verabschiedet hatten, machte sie sich auf den Weg zur 50 Meter vor uns liegenden Startlinie, von wo aus sie gleich ein paar Fotos knipsen wollte.

Und dann geschah etwas Merkwürdiges. Auf einmal rauschten über 100 Läufer aus einer Seitenstraße auf die Startgerade und sortierten sich vor uns ein. Na toll, war mein erster Gedanke, nun befinde ich mich doch nicht im vordersten Startblock und habe gleich ziemlich viele Läufer im Zickzack zu überholen. Dass ich den schnellen Ostafrikanern den Vortritt lasse, war keine Frage, aber es waren unter anderem viele ältere Teilnehmer im Feld, die langsamer zu sein schienen. Nunja, immerhin gab es eine elektronische Zeitmessung, sodass ich mir einer Netto-Marathonzeit gewiss sein konnte.
Eine Minute später setzten sich die drei Reihen an Security-Männern langsam in Bewegung. Es war soweit, es konnte losgehen. Langsam aber sicher reduzierte sich die Zahl der starken Männer, doch nach vorne stürmen durften wir noch nicht. Wenige Augenblicke vor dem Starsignal hatten wir immer noch gut 30 Meter bis zur Startlinie. Und dann ging schlagartig alles ganz schnell …
Der Countdown schien heruntergezählt zu sein, denn die gut 100 Menschen vor uns liefen schon los. Auch wir mogelten uns zwischen den Security-Männern hindurch und liefen auf das große Startbanner zu.
Ja, jetzt ging’s endlich los!

 

Der Lauf

Beim Übertreten der Startlinie drückte ich auf das Knöpfchen meiner Laufuhr und suchte anschließend die rechte Tribüne nach Sophie ab. Da sie morgens meinen auffälligen marokkanischen Pullover angezogen hatte, entdeckte ich sie recht schnell und winkte wie wild in die Kameralinse des Handys. Vielleicht habe ich ihr noch etwas zugerufen, aber daran kann ich mich nicht mehr erinnern.

Die ersten 500 Meter verliefen über die breite Avenue Prince Moulay Rachid geradewegs auf den Flughafen zu, bevor es nach rechts auf den noch breiteren Boulevard Mohamed VI ging. Diese mehrspurige Straße war für uns Läufer komplette gesperrt und alle paar hundert Meter von bewaffneten Sicherheitsleuten bewacht worden. Mit solch einer Kulisse hatte ich bereits gerechnet.
Der 1. Kilometer (in 04:03 min) war noch etwas hektisch, denn es gab unterschiedliche Läufer mit unterschiedlichen Ambitionen. Jeder musste seinen Rhythmus erst noch finden und so fragte mich ein netter Franzose, welche Zeit ich laufen wolle. Während ich „Unter 3 Stunden“ antwortete, teilte er mit, sein Ziel sei „2:45 Stunden“. Um es vorweg zu nehmen: Einer von uns beiden schaffte sein Ziel leider nicht.
Da der Franzose schnell davon war, suchte ich nach einer neuen Läufergruppe, an deren Fersen ich mich heften konnte, und wurde bald fündig. Schulter an Schulter liefen wir nun fast 9 km geradeaus Richtung Norden, ohne dass etwas Nennenswertes passierte (KM 2 bis 10 in durchschnittlich 04:06 min/km). Man könnte sogar behaupten, dass es mit zunehmender Zeit langweilig wurde. Ich war sehr froh darüber, dass diese lange Gerade am Anfang abgehakt war und wir sie nicht am Ende völlig erschöpft laufen mussten.
Am nördlichsten Punkt der Route war beinahe der Fluss Tensift erreicht und von einer pulsierenden Großstadt war nicht mehr viel zu spüren. Auch das Teilnehmerfeld hatte sich Stück für Stück auseinandergezogen, sodass ich seit einiger Zeit allein auf weiter Flur war. Die breite Asphaltstraße und das immer selbe Bild vor mir machten mich etwas mürbe und so kam mir die scharfe Rechtskurve kurz vor KM 10 sehr gelegen. Die Kulisse änderte sich zum Positiven, denn von nun an sah ich das schneebedeckte Atlas-Gebirge am Horizont. Weit vor mir diese großen Berge, rechts und links von mir Palmen und von oben schien die warme Sonne. Ab jetzt machte es wieder Spaß!
Bis KM 20 würde sich das Bild nun kaum noch ändern, doch auf diesem Abschnitt war es zumindest etwas kurvenreicher. Zudem stieg die Zahl der Mofa- und Autofahrer, die leider nicht nur die Luft verpesteten, sondern mit ihrem meist sinnlosen Hupen auch einen Höllenlärm machten. Ich versuchte, diese nervenden Einflüsse auszublenden und als Teil des marokkanischen Lebensstils abzustempeln. Immerhin hatten alle Läufer die gleichen Bedingungen.
Leider büßte ich nun etwas an Tempo ein und pendelte mich bei durchschnittlich 04:10 min/km ein. Das war zwar immer noch ganz ordentlich, aber ich merkte, wie meine Beine schnell ziemlich müde wurden. Außerdem war ein kontinuierlicher Anstieg spürbar, der die Ursache für die leichte Erschöpfung gewesen sein könnte. Wie ich später überprüfte, lagen zwischen KM 10 ganz im Norden und KM 20 im Südwesten tatsächlich 80 Höhenmeter.

Doch die Belohnung für den ersten von zwei Halbmarathons folgte sogleich, indem wir durch die großen schattigen Gärten „Jardins de l’Agdal“ laufen durften. Es war zwar auch hier eine breite Asphaltstraße, doch zumindest gab es etwas frischere Luft und Ruhe vom marokkanischen Verkehr.
Die Hälfte erreichte ich nach 01:27:10 Std., womit ich sehr zufrieden sein konnte. Mein Wunsch war es nun, für die zweite Hälfte nicht länger als 01:30 Std. zu benötigen, was ein ordentliches Stück Arbeit werden dürfte.
Ab sofort wurde es etwas lebendiger und wir näherten uns wieder touristischeren Orten. Unter anderem wurden bei KM 24 ein ansehnliches 5-Sterne-Hotel und bei KM 27 ein kleiner Golfplatz umrundet, woraufhin wir bei KM 30 dem Flughafen sehr nahekamen. Den dritten 10-km-Abschnitt absolvierte ich in 41:42 min, was genau dem Tempo des zweiten Abschnitts entsprach (04:10 min/km).
Um keinen Einbruch zu erleiden, entschied ich mich vor der sechsten Verpflegungsstelle bei KM 30 dafür, ein Energiegel zu mir zu nehmen. Manchmal versuche ich, Marathons ohne diese Zusatzenergie zu Ende zu laufen, doch hier ging es erneut um die magische 3-Stunden-Barriere, die ich sehr gerne knacken wollte.
Bevor es auf die letzte Etappe zuging, merkte ich, wie meine Beine noch schwerer wurden und ich kurz davor war, in ein kleines Motivationsloch zu fallen (KM 31 bis 33 in 04:13 min, 04:19 min und 04:18 min). Auf der Straße „Route de l’Aéro-Club“ durchquerten wir eine weitere, luxuriöse Golfanlage, von denen es in dieser Ecke mehr zu geben schien.
Und wen entdeckte ich auf diesem Abschnitt plötzlich vor mir? – Den ambitionierten Franzosen von heute Morgen, der leider nicht mehr lief, sondern langsam gehend unterwegs war. Bei ihm hat der Mann mit dem Hammer so richtig zugeschlagen.
Mir und meiner Motivation kam diese Überholung natürlich sehr gelegen und so wurde ich glücklicherweise wieder etwas schneller. Doch auch ich wurde von einem drahtigen Marokkaner überholt, dessen Windschatten ich nun gern nutzen wollte. Nach KM 34 in 04:15 min folgte somit ein schneller KM 35 in 04:06 min. Obwohl er etwas fitter zu sein schien und bald ein paar Meter Vorsprung gewonnen hatte, konnte ich den Kontakt zu ihm aufrechterhalten. Ich war mir nun sicher, dass ich die letzten 7 km auch noch gut über die Bühne bringen würde und dass einer Zielzeit von unter 3 Stunden nichts im Wege stand.

Auf dem folgenden Abschnitt kam schlagartig etwas Hektik auf, weil wir Marathonis uns plötzlich im großen Teilnehmerfeld der Halbmarathonis befanden. Diese sind später als wir gestartet und waren auf Straßen unterwegs, die wir nun ebenfalls nutzten. Das bedeutete in erster Linie, wieder zickzack laufen zu müssen, was zwar etwas mühsam, aber ebenso motivierend war (KM 36 bis 38 in 04:14 min, 04:09 min und 04:17 min).
Doch was bei KM 39 passierte, raubte mir kurzzeitig jede Freude: Hier befanden wir uns wieder recht zentral und teilten uns die bereite Straße mit unzähligen alten Autos, die hupend im Stau standen. Da ich bereits ganz schön erschöpft war, atmete ich schneller und tiefer, als zu Beginn. Und in genau diesem Moment lief ich durch eine stinkende, warme Abgaswolke, die mich sogar zum starken Husten brachte. Mein Gott, war das ekelig!
Zum Glück wurde es bei KM 40 (in 04:18 min) wieder etwas ruhiger und wir liefen auf derselben Straße, die früh morgens die ersten 2 km ausmachte. Doch dieses Mal zogen sich die letzten 2 km ganz schön in die Länge und das merkte ich besonders an meinem Trödeln (KM 41 in 04:27 min). Tatsächlich hätte ich bereits den Turbo zünden können, doch irgendwie geriet ich ins Träumen.
Nun gut, auf die paar Sekunden kam es auch nicht mehr an!
Nach der letzten Linkskurve sah man gut 500 Meter vor sich schon das Zielbanner. Es war ein tolles Gefühl, denn an beiden Seiten der Strecke wurden auch die Zuschauer endlich wieder zahlreicher. Der Applaus wurde lauter, ich etwas schneller und die Gänsehaut kehrte zurück – bloß diesmal nicht vor Kälte.
Bei KM 42 (in 04:15 min) mussten wir uns in den rechten Zielkanal einordnen, damit die Marathonis von den Halbmarathonis sichtbar getrennt waren. Dabei entdeckte ich zwei Männer vor mir, die ich noch locker überholen konnte. Ich legte somit einen Zahn zu und sprintete an ihnen vorbei. Das war ein geiles Gefühl!

Leider konnte ich mich währenddessen nicht auf die Tribüne konzentrieren und so übersah ich Sophie. Ich wusste jedoch, dass sie da war, und das tat sehr gut! Ich freute mich auch schon auf den Moment im Zielbereich, wenn ich ihr von meinen Erlebnissen berichten kann.
Doch zuerst war ich überwältigt von einem sehr schönen Finish nach einem eher monotonen Marathon.
Und die Zielzeit?! Mit 02:56:09 Std. war ich sogar 35 Sekunden schneller, als vor 8 Tagen in Melle, und mächtig stolz darauf. Die zweite Streckenhälfte (01:28:59 Std.) war nur 01:49 min langsamer, als die erste, und auch damit war ich mehr als zufrieden.

 

Nachher

Wenige Meter hinter der Ziellinie wurden wir weitergescheucht und erhielten bald eine hübsche Medaille überreicht. Diese gab es am roten oder grünen Band und da es sonst keinen Unterschied gab, entschied ich mich für die grüne Variante.
In der Verpflegungstüte befand sich neben einer Mandarine, einer Banane und einer Flasche Wasser auch ein Protein-Milch-Getränk, das wie gelegen kam. Selten habe ich Appetit auf sowas, aber jetzt schon!

Noch bevor Sophie mich am Ende des Zielbereichs in den Arm nehmen konnte, fotografierte sie mich durch den Absperrzaun hindurch. Die Aufregung war noch ganz groß und ich wollte unbedingt alles berichten, was ich erlebt hatte. Diese positive Aufregung vor und nach einem Marathon ist einfach einzigartig und der Grund, warum ich so viel laufe.
Natürlich durften anschließend unterschiedliche Fotos mit Medaille nicht fehlen, wie zum Beispiel vor wehenden marokkanischen Flaggen oder vor der Koutobia Moschee. Der gesamte Rückweg zu unserem Hotel bestand aus Fotos knipsen und Erzählen.

An unserem Riad angekommen gratulierte mir der Rezeptionist und freute sich für mich mit. Sehr gern durfte ich noch die Dusche nutzen, um mich für unsere Rückreise nach Deutschland frisch zu machen, obwohl Sophie heute Morgen bereits fristgerecht ausgecheckt hat.
Danach nutzten wir die letzten zwei bis drei Stunden, um noch ein ordentliches Mittagessen zu uns zu nehmen. Die Entscheidung fiel erneut auf leckere Tajinen mit Couscous, Gemüse und zwei Kannen Minztee dazu. Zudem gönnten wir uns all das in einem Restaurant mit Dachterrasse und Ausblick über den Jeema el Fna.
Ein rundum schönes Ende eines wundervollen Kurzurlaubs mit gelungenem Marathon!

Auf unserem entspannten Fußmarsch zum Bus kaufte ich mir von unserem letzten marokkanischen Geld noch ein Brötchen mit einer Fleischfüllung. Ganz genau wusste ich nicht, was sich darin befand, aber die Nachfrage unter den Einheimischen war riesig. Und ich muss sagen, dass sich die 20 Minuten Warten echt gelohnt hatten.
Knapp drei Stunden vor Abflug erreichten wir die Hauptstraße nahe der Koutobia Moschee, von wo aus uns ein Linienbus zum Flughafen brachte. Dank unserer bereits gekauften Tickets drehte uns kein Marokkaner neue, teure Tickets an.
Die Abwicklung am Flughafen funktionierte ebenfalls einwandfrei und unsere etwas zu großen Rucksäcke fielen dem Ryanair-Personal zum Glück nicht auf. Pünktlich kurz vor 19 Uhr saßen wir schließlich in unserem Flieger und hofften auf ein wenig Schlaf.
Nachdem wir um 22:45 Uhr in Düsseldorf-Weeze gelandet sind, schnappten wir uns für den 3 km kurzen Weg zu unserem Auto ein 15 € teures Taxi. Willkommen zurück in Deutschland, dachten wir uns da nur. Der Taxifahrer wünschte uns Glück, dass das Auto noch intakt sei, denn in dem Örtchen Wemp soll es schon häufiger dazu gekommen sein, dass Autoscheiben eingeschlagen oder Scheibenwischer abgebrochen wurden. So äußerte sich wohl der Unmut der Einheimischen über wild parkende Touristen wie uns.
Am Anfang unserer Autofahrt funktionierte noch alles tip-top. Doch als nach einer halben Stunde Fahrt die Batteriewarnleuchte anging und wenig später die Motorwarnleuchte folgte, während die Batterieleuchte wieder ausging, wurden wir sehr nervös. Mit dem ADAC am Telefonhörer hatten wir die mögliche Ursache bald gefunden: die Lichtmaschine konnte defekt sein. An eine Weiterfahrt bis nach Melle (noch über 150 km) war absolut nicht zu denken. Als die Scheinwerfer plötzlich pulsierend heller wurden und mehrere Warnleuchten mehrmals für einen Augenblick angingen, fuhren wir bei Reken in eine Nothaltbucht.
Dort sollte uns der Abschleppdienst zeitnah abholen, doch wie es der blöde Zufall will, kommt ein Unglück selten allein. Der ADAC hat uns zweimal nicht richtig erfasst, sodass wir fast zwei Stunden auf Hilfe warteten. In der Zwischenzeit kamen sogar 5-6 junge Leute in drei Autos vorbei, die im Nachbarort von unserem Liegenbleiben mitbekommen hatten. Das nenne ich Hilfsbereitschaft, die es wohl nur auf dem Land gibt.
Als wir kurz nach 2 Uhr nachts endlich von einem freundlichen Abschlepp-Mitarbeiter abgeholt wurden, der das Auto sogar noch schnell überprüft hat, hatten wir um 3 Uhr folgende Gewissheit: Wir konnten die Nacht in einem Hinterzimmer der Rekener Werkstatt verbringen und hoffen, dass der Schaden am nächsten Morgen um 8 Uhr entdeckt und behoben wird.
Gesagt, getan – damit uns nicht zu kalt wird, zogen wir mehrere Klamotten übereinander an, legten uns auf das alte Ledersofa und deckten uns mit einer alten Decke zu. Ganz ehrlich: wir kamen uns wirklich erbärmlich vor. Immerhin gab es ein kleines Bad mit Toilette, das wir benutzen durften.
Am nächsten Morgen ging plötzlich alles ganz schnell, denn bereits um 8.30 Uhr wussten die Mechaniker, dass die Ursache in der Korrosion einer Kabelverbindung lag. Es war also nur Kleinvieh, das uns insgesamt 260 € und mich einen Urlaubstag gekostet hat, den ich für diesen Montag leider einreichen musste.
So wurde aus einem überaus günstigen Urlaub leider ein recht teurer. Sophie und ich waren uns einig, dass wir die letzten Stunden dieses Urlaubs lieber schnell vergessen wollen!
In einem entspannten Tempo ging es schließlich zurück nach Melle, wo wir mittags ankamen und wo vor allem endlich eine heiße Dusche auf uns wartete.

 

Zahlen & Fakten

Distanz

 

Gelaufene Zeit (Netto)

 

Gelaufene Zeit (Brutto)

 

Altersklasse

 

AK-Platzierung

 

Platzierung (Männer)

 

Gesamtplatzierung

42,195 km

 

02:56:09 Std.

 

02:56:34 Std.

 

M30 (86-90)

 

?. von ?

 

99. von 1.194 (8,3 %)

 

115. von 1.371 (8,4 %)