42. Medibank Melbourne Marathon
13.10.2019
Der Lauf
Der allererste Höhepunkt des Laufs war, dass ich tatsächlich nochmal Sophie am rechten Streckenrand entdeckte. Sie war weit über die Absperrung gelehnt und schoss fleißig Serienfotos von uns Dreien. Von mir gab es diesmal zwei Daumen-Hoch.
Auf dem ersten Kilometer (in 04:25 min) ging es auf die gigantischen Hochhäuser der Stadt zu, die wir jedoch nicht durchquerten, sondern rechts hinter uns ließen. Anfangs ist es bekanntlich noch etwas hektisch, da jeder sein Wohlfühltempo und seine persönliche kleine Läufergruppe finden will. Hier war es nicht anders und so wählte ich die denkbar einfachste Variante. Ich suchte nach den offiziellen Tempomachern mit der Zielzeit 02:59 Std., die hoffentlich ein konstantes Tempo laufen würden. So konnte ich mich an ihnen orientieren und gleichzeitig die Umgebung genießen.
Die folgenden vier Kilometer Richtung Süden verliefen auf der St. Kilda Road praktisch nur geradeaus und waren trotz Tempomacher etwas sprunghaft (KM 2 bis 5 in 04:10 min, 04:04 min, 04:13 min und 04:11 min). Noch war die Gruppe um uns herum sehr groß, sodass diese Tempowechsel wohl unvermeidbar waren.
Rechts und links von uns waren relativ viele Grünflächen, wie ich sie in dieser Häufigkeit nicht erwartet hätte. Grundsätzlich wirkt diese Metropole dank ihrer Parks sehr lebenswert und so freute ich mich im Nachhinein sehr darüber, dass Sophie auch hiervon ein paar Erinnerungsfotos gemacht hatte.
Die nächsten fünf Kilometer verliefen gegen den Uhrzeigersinn um den kleinen See namens Albert Park Lake herum. Weiterhin waren die kompletten Straßen für uns Läufer gesperrt und wir konnten die Ruhe und die frische Luft in vollen Zügen genießen. Tatsächlich war es für einen Stadtmarathon dieser Größenordnung fast zu ruhig, was wiederum an der frühen Uhrzeit gelegen haben mag.
Die aufgehende Sonne machte sich ans Werk und heizte uns langsam aber sicher ein. Ich machte mir Gedanken, wann ich das erste Mal zu einem Becher Wasser greifen würde, und entschied mich für KM 10. Bis dahin waren wir nach wie vor mit kleinen Temposchwankungen unterwegs (zwischen 04:03 min/km und 04:13 min/km). Alle Kilometer waren - zum Teil deutlich - unter der Durchschnittsgeschwindigkeit, die für eine Zeit unter 3 Stunden nötig war. Noch konnte ich damit gut umgehen und hoffte nur, dass sich das später nicht rächen würde.
Bevor ich mir zu viele Gedanken über die Zeit machen konnte, wurden wir von einem absoluten Höhepunkt abgelenkt. Bei KM 10 bogen wir auf die offizielle Formel-1-Rennstrecke von Melbourne ein und befanden uns plötzlich in der Boxengasse. Auf dem Boden vor einer geschlossenen Garage entdeckte ich sogar den Namen des einzigen polnischen Rennfahrers Robert Kubica. Gänsehaut kam auf!
Die nächste Getränkestation, die thematisch passend in dieser Boxengasse positioniert war, durfte ich natürlich nicht auslassen. In der Tat fühlte ich mich für einen Augenblick wie ein Rennfahrer. Oder wie ein Rennläufer … der ich ja sowieso war. Einfach Hammer!
Nach einem 180-Grad-Wendepunkt ging es wieder gen Süden in den Stadtteil St. Kilda West hinein, von wo aus wir nach einer Rechtskurve auf die berühmte Bucht Port Phillip Bay zuliefen. Nun standen unserer großen Gruppe zwischen KM 12 und 30 zwei recht monotone Wendepunkt-Abschnitte bevor, die nur dadurch aufgewertet wurden, dass es permanent Blick aufs Wasser gab.
Der erste Abschnitt verlief Richtung Nordwesten und immer am städtischen Strand entlang, der zu dieser frühen Uhrzeit immer noch menschenleer war. Auch rechts und links der Strecke befanden sich lediglich ein paar Anwohner und Betreuer von Läufern. Unter anderem entdeckte ich plötzlich eine ehemalige Tchibo-Arbeitskollegin aus Hamburg, die sportlich ebenfalls sehr aktiv ist, auf dem begrünten Mittelstreifen stehen. Oh mein Gott, welch ein Zufall, dass man sich hier am anderen Ende der Welt begegnet, dachte ich mir. Wir hatten zuvor nie über meine Reise nach Australien und die Teilnahme am Melbourne Marathon gesprochen. Wir sahen uns in die Augen, begrüßten uns kurz und schon war ich wieder weg.
Nachdem KM 15 passiert war, befasste ich mich mal wieder mit dem Tempo und war wegen der häufigen Rhythmuswechsel immer noch etwas überrascht (KM 11 bis 15 in 04:04 min/km bis 04:15 min/km).
Da das erste Drittel bereits geschafft war, entschied ich mich spontan dazu, der großen Pacemaker-Gruppe ein wenig zu entfliehen. Ich mogelte mich zwischen einigen Läufern hindurch und vergrößerte den Vorsprung fortan kontinuierlich. Ich orientierte mich an der Geschwindigkeit von 04:10 min/km und schaffte es, bis einschließlich KM 30 darunter zu bleiben. Schön gleichmäßig in einem Tempokorridor von 04:04 min/km bis 04:09 min/km unterwegs zu sein, machte mir richtig Spaß.
Nachdem bei KM 17 der westlichste Punkt der Route erreicht war, ging es über 8 km nur geradeaus Richtung des südlichsten Punkts (Elwood Beach). Die Halbmarathon-Marke passierte ich unterdessen nach exakt 01:27:57 Std., was genau im Plan lag. Insgesamt befand ich mich zu diesem Zeitpunkt auf Position 353, womit ich ebenfalls zufrieden sein konnte.
Der zweite, südlich gelegene Wendepunkt-Abschnitt bestach durch ein welliges Profil, was die Läufer erstmals ein wenig mehr forderte. Die ersten Sportler mussten kurze Gehpausen einlegen und nur sehr wenige überholten mich noch. Umso glücklicher war ich mit dem soeben beschriebenen, gleichmäßigen Tempo.
Als wir erneut am St. Kilda Pier angekommen waren, bogen wir nach rechts auf die Fitzroy Street ein. Während der Formel-1-Kurs nun links liegengelassen wurde, stand uns die fast 5 km lange St. Kilda Road Richtung Innenstadt bevor. Es fiel mir nicht ganz leicht, doch mit KM 31 bis 35 in 04:03 min/km bis 04:15 min/km konnte ich immer noch sehr zufrieden sein.
Nachdem ein kurzer Tunnel mit nur leichtem Ab- und Anstieg gemeistert war, sah ich unweit vor mir das monumentale Melbourne Cricket Ground Stadion, in dem sich 7 km später die Ziellinie befand. Doch zuvor stand der Endgegner bevor: der recht hügelige Royale Botanische Garten!
Bei KM 35 holte ich mir eine Extraportion Motivation von Sophie ab, die an dieser Stelle schon lange Zeit auf mich wartete. Sie befand sich in der Außenkurve, fotografierte mich von dort aus und rief mir irgendwas zu. Ich weiß nicht mehr genau was, freute mich aber schon sehr darauf, sie später länger für mich zu haben und ihr alles ausführlich erzählen zu dürfen.
Die ersten Meter im Park verliefen zunächst leicht bergab, sodass wir richtig in Schwung kommen konnten. Daraus resultierte schließlich nicht nur der schnellste Kilometer des Tages, sondern auch der einzige unter der 4-min-Marke (KM 36 in 03:40 min).
Doch die knüppelharte Antwort folgte sehr bald in Form von drei sehr hügeligen Kilometern durch den besagten Park. Bereits Tage zuvor stellte ich mich psychisch auf diese finale Herausforderung ein, denn das Höhenprofil in der Ausschreibung sollte Recht behalten. Dementsprechend folgten nach dem kurzen Zwischensprint die drei langsamsten Kilometer des Rennens und das in aufsteigender Reihenfolge (KM 37 bis 39 in 04:20 min, 04:26 min und 04:29 min).
Obwohl ich noch weit weg von einem Einbruch war und nur noch gut 3 km vor mir lagen, hatte ich plötzlich etwas Angst davor, von den Tempomachern eingeholt zu werden. Diese Angst war natürlich völlig unbegründet und mein Puffer auf die 3-Stunden-Marke betrug immer noch ungefähr drei Minuten. Ich hätte also theoretisch jeden der letzten drei Kilometer in über fünf Minuten laufen dürfen.
Doch daran dachte ich nicht. Sobald wir die hügeligen Passagen verlassen hatten, ging es wieder auf die Innenstadt Melbournes zu, vor der wir rechts abbogen und schnurstracks auf das große Stadion zuliefen. Der letzte flache Abschnitt war zum Genießen da! Und so konnte ich noch ein paar Läufer überholen, bevor es für mich in wenigen Augenblicken durch ein großes Tor ins Stadion hineinging (KM 40 bis 42 in 04:05 min, 04:18 min und 04:07 min).
Im Inneren des Kricket Stadions angekommen, überkam mich eine Gänsehaut und der Atem stockte mir. Solch große Zuschauerränge kannte ich bisher nur aus dem Berliner Olympiastadion. Nur hier war das Stadion etwas geschlossener und die einmalige Atmosphäre und lauten Beifallrufe verblieben gewissermaßen im Inneren. Ich kam einfach aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Recht bald wurde ich mit Hinweisschildern auf meine rote Bahn geleitet. Insgesamt drei unterschiedlich farbige Bahnen symbolisierten die Zieleinläufe der Marathonis, Halbmarathonis und 10-/5-km-Läufer. So wurde nochmal deutlich, welche Teilnehmer um mich herum im Prinzip keine Konkurrenten waren. Auf meiner Bahn hatte ich zum Schluss recht viel Platz, um mich auszutoben, mit den Armen zu winken, ins Publikum zu blicken und mir Applaus einzufordern. Es war einfach nur hammergeil!
Und dann war die Ziellinie übertreten und die Erschöpfung wandelte sich schnell in absoluten Stolz um. Ich hatte es trotz verhältnismäßig wenig Trainings geschafft, hier einen soliden Marathon in einer grandiosen Stadt und in einer guten Zeit von 02:56:50 Std. abzuspulen. Auch mit dem 250. Gesamtplatz war ich sehr zufrieden.
Nachher
Als ich wieder zu Atem gekommen war und diese grandiose Stimmung ein wenig verarbeitet hatte, suchte ich im Publikum nach Sophie. Sie winkte mir bereits mit beiden Armen zu und stieg in die unterste Zuschauerreihe hinab, während ich ebenfalls den Weg zu ihr suchte. Sie gratulierte mir und wir quatschen etwas, bevor ich alleine durch die Katakomben des Stadions zu meiner lang ersehnten Finisher-Medaille geleitet wurde.
Zudem griff ich zu einer Wasserflasche und machte mich auf den recht langen Fußweg nach draußen. Erst als ich nach über zehn Minuten vor dem offiziellen Haupteingang des Stadions angekommen war, bemerkte ich, dass Sophie und ich keinen konkreten Treffpunkt ausgemacht hatten. „Wir treffen uns dann vor dem Stadion“ war leider unterschiedlich zu interpretieren, da dieser Bereich sehr groß und über unterschiedliche Ebenen verteilt war.
Nach einigem Warten fragte ich einen jungen Sportler, ob ich sein Handy für einen kurzen Anruf nutzen dürfte. Zum Glück war er hilfsbereit und so konnte ich Sophie wenige Minuten später in den Arm nehmen.
Gemeinsam mit Lisa und Kai spazierten wir schließlich zurück zum KM 35, wo wir einige Zeit später Sophies Eltern erwarteten. Dank einer Marathon-App, die wir alle auf den Handys installiert hatten, wussten wir recht genau, wo die beiden sich befanden. Während Sophies Mutter noch recht fit aussah und bei KM 35 eine Banane und ein paar Getränke von uns gereicht bekam, hatte der Vater es etwas schwerer. Er hing einige Minuten zurück und musste mittlerweile häufiger Gehpausen einlegen. Wir machten beiden nochmal Mut und versicherten, dass wir im Stadion auf sie warten werden. Die Zielzeit ist egal, Hauptsache wir haben am Ende des Tages drei Finisher zu verbuchen!
Nachdem wir erneut einen 20-minütigen Fußmarsch zurück zum Stadion hingelegt hatten, war es soweit: die beiden Zielankünfte standen kurz bevor. Dank der App wussten wir, dass das erste Finish kurz vor der 5-Stunden-Marke zu erwarten war. Und so kam es dann auch: Sophies Mutter beendete ihren dritten Marathon in einer Zeit von 04:59:44 Stunden, Respekt! Ihre bessere Hälfte folgte mit leichtem Rückstand nach insgesamt 05:24:03 Stunden. Gratulation!
Da dieser Tag für uns Drei unvergessen bleiben soll, begab ich mich nochmal zurück in den Zielbereich, sodass Sophie ein gemeinsames Finisherfoto knipsen konnte. Es war ein schöner Moment, auch wenn wir bereits ganz ordentlich erschöpft waren.
Mit unseren drei treuen Fans auf der Tribüne vereinbarten wir, dass wir uns vor dem Stadion wiedersehen und uns dort in Ruhe alles vom Lauf erzählen. Und natürlich durfte auch dort ein Finisherfoto nicht fehlen – nur diesmal mit fetten Medaillen um den Hals.
Bevor es in einem Uber-Taxi zurück ins Appartement ging, gab uns jemand aus der Familie spontan eine Runde Pommes und Cola aus, was eine sehr willkommene Abwechslung zur üblichen Läuferverpflegung war. Wir genossen das Mittagessen bei Sonnenschein, während drei von uns sechs beim Ändern der Sitzposition oder Aufstehen jedes Mal fürchterlich stöhnten.
Im Appartement folgte endlich die erfrischende Dusche, nach der wir uns schon lange sehnten. Für den Nachmittag und Abend planten wir anschließend noch einen kurzen Spaziergang durch das Italienische Viertel, in dem wir vom Familienoberhaupt auf sehr köstliches Eis und leckere Pizza mit gutem Bier eingeladen wurden.
Am nächsten Morgen verabschiedeten sich Sophies Eltern, Lisa und Kai von uns, während Sophie und ich noch einen weiteren ganzen Tag zu zweit in Melbourne verbrachten. Der Rückflug nach Deutschland stand uns morgen Nachmittag bevor.
Da meine Marathon-geplagten Beine etwas steif waren, kam uns die sogenannte „Free Tram Zone“ wie gerufen. Der nördlichste Zipfel dieser besonderen Zone war für uns fußläufig erreichbar, sodass wir dort in die Tram steigen und mehrere Stationen kostenlos befahren durften. Das nenne ich mal fortschrittlich.
Unser erstes Tagesziel war der berühmte Yarra River, den wir bereits gestern mehrmals überquert hatten. Rechts und links dieses zentral verlaufenden Flusses ragten die Hochhäuser empor und das war nun mal das, was mich an einer Metropole mitunter am meisten begeistert.
Als das Glitzern aus meinen Augen immer noch nicht verschwand, schaute ich im Internet nach einem möglichen Aussichtspunkt über ganz Melbourne. Und siehe da: schnell wurde ich fündig, denn das höchste Gebäude der Stadt bot auf seiner obersten Etage eine 360°-Aussicht und wir standen praktisch einen Steinwurf davon entfernt. Sophie und ich entschieden uns recht bald dafür, uns diesen Höhepunkt doch noch zu erlauben. Urlaubsbudget hin oder her – mir waren die 12,50 € p.P. allemal wert.
Wir spazierten zunächst zu dem 297,3 m hohen Gebäude names „Eureka Tower“ und buchten vor Ort die etwas günstigeren Onlinetickets für das Skydeck. Mit 9 Metern pro Sekunde rauschte der Fahrstuhl mit uns nach oben und erreichte das 88. Stockwerk nach nur 40 Sekunden. Das nenne ich mal Tempo! Ein weiterer interessanter Fakt über dieses 2006 fertiggestellte Hochhaus ist, dass sich in den beiden Stockwerken über uns ein Wassertank mit 300.000 Litern befand. Dieser stabilisiert das zweithöchste Gebäude Australiens beispielsweise dann, wenn Starkwind zu einer Schwankung von bis 30 cm führt.
Und der Ausblick? – einfach nur atemberaubend! Ich persönlich machte lange Zeit große Augen und kam aus dem Staunen einfach nicht mehr heraus. Unendlich viele Fotos und Selfies wurden geknipst und aus jedem erdenklichen Blickwinkel waren neue Dinge zu entdecken. Autos erschienen wie Ameisen, Menschen gar wie Flöhe, ich hatte einfach mega viel Spaß auf dieser Aussichtsplattform.
Natürlich war auch das Melbourne Cricket Ground Stadion zu sehen, in das wir gestern eingelaufen sind, und auch weitere Streckenabschnitte, wie zum Beispiel die Tunnelunterführung, unser Treffpunkt bei KM 35 und der Botanische Garten, waren sehr gut auszumachen.
Als wir nach einer guten Stunde und einer kleinen Picknickpause in luftiger Höhe genug hatten, fuhren wir wieder geschwind hinab und suchten uns ein neues spannendes Ziel. Unsere Wahl fiel auf die Suche von coolen Graffitis, die in mehreren, schmalen Gassen der Stadt zu finden sein sollen. Natürlich half uns hierbei wieder das Internet.
An mindestens vier unterschiedlichen Orten, die wir sowohl zu Fuß als auch mit der Tram erreichten, befanden sich wahre Kunstwerke an den Wänden. Mancherorts gab es sogar so viele Touristen in den Gassen, dass es schwierig war, ein menschenleeres Foto zu schießen.
Nicht nur gemalte oder gesprayte Bilder, sondern auch meterhohe und dreidimensionale Kunstwerke konnte man entdecken.
Als letzten Tagespunkt wählten wir die St. Patrick's Cathedral, die uns zumindest namentlich an unseren Kurzurlaub in Dublin erinnerte. Auch dort fuhren wir mit der Tram hin und spazierten ein wenig umher, bevor die Stimmung und Energie endgültig auf einem Tiefpunkt angekommen waren.
Es musste zurück ins Appartement gehen. Der Australien-Urlaub neigte sich seinem Ende zu.
Als wir bereits im Dunkeln an unserer Unterkunft angekommen waren, entdeckten wir, dass es auf dem Dach dieses Hauses ebenfalls eine Aussichtsplattform gab. Unsere Neugier ließ uns im Fahrstuhl den obersten Knopf drücken und was wir dann dort oben sahen, verschlug uns ebenfalls ein wenig die Sprache. Ein wundervoller Rundum-Ausblick auf die nächtliche Skyline Melbournes machte uns den Abschied noch schwerer.
Wir genossen die Ruhe, die nur hin und wieder von Autohupen oder Sirenen unterbrochen wurde, bevor es zurück ins Zimmer zum Taschenpacken ging.
Am nächsten Morgen verließen wir die Wohnung und versuchten zunächst, den Schlüssel im kleinen Schlüsselsafe an der Straßenlaterne zu deponieren. Dieser hatte jedoch einen neuen Code und ließ sich nicht mehr öffnen. Erst nach einer halben Stunde las ich auf Booking.com, dass wir den Schlüssel hätten auf dem Esstisch liegen lassen sollen. Na toll.
Nachdem wir das erledigt und unsere Rucksäcke unten am Empfang zurückgelassen hatten, marschierten wir nochmals los und nahmen uns für heute den Queen Victoria Market vor. Dieser ist mit 7 Hektar einer der größten Freiluftmärkte der südlichen Erdhalbkugel und bot neben allerlei Lebensmitteln auch Textilien und Touristen-Kram.
Unser Ziel war es, die restlichen Australischen Dollar loszuwerden und uns selbst noch eine schöne Kleinigkeit zu kaufen. Für unsere Liebsten daheim hatten wir bereits in Cairns alle Mitbringsel organisiert.
Sophie entschied sich am Ende des Marktbesuchs für einen grauen Kapuzenpulli von Vans, nachdem ich mir einen mexikanischen bunten Woll-Poncho ausgesucht hatte. Die letzten ein-zwei Dollar gingen dann für einen kleinen Didgeridoo-Schlüsselanhänger drauf.
Am frühen Nachmittag spazierten wir zurück zur Empfangshalle unseres Appartements, wo wir uns die großen Rucksäcke aufsetzten und ein paar Straßen weiterliefen. Mit dem insgesamt vierten und letzten Uber-Taxi des Urlaubs fuhren wir für 22 € zum Flughafen, wo Sophie uns erneut Spritzen gegen eine mögliche Trombose verabreichte.
Die Rucksäcke waren am Check-In abgegeben, unser Jutebeutel mit leckeren Dingen gefüllt und die Vorfreude auf ein paar Runden Tetris im Flieger zumindest meinerseits groß.
Wir wären natürlich gerne noch viele Tage und Wochen länger durch Australien gereist, freuten uns aber gleichermaßen auf unser neues Zuhause in Melle, das auch noch eingerichtet und dekoriert werden will.
Um 16:55 Uhr hob unsere Boeing 787 schließlich ab und erreichte Abu Dhabi um 00:15 Uhr Ortszeit. Nach einem knapp zweistündigen Aufenthalt ging es in der zweiten Boeing 787 in gut 6,5 Stunden weiter nach Frankfurt. Zwischen unserer Landung um 06:40 Uhr und dem verspäteten FlixBus zurück nach Hannover vergingen nochmals gut 3 Stunden, sodass wir erst kurz nach 15:00 Uhr an unserem Zielort ankamen.
Ein wenig erschöpft entschieden wir uns noch dazu, vor der Rückfahrt nach Melle einen Abstecher durch Hannover zu machen und eine hübsche bunte Kommode, die wir auf ebay-Kleinanzeigen gefunden hatten, abzuholen.
So erreichten wir nach über 33 Stunden Reisezeit endlich unser Zuhause.
Und haben sich all diese logistischen Herausforderungen gelohnt? Absolut! Australien war ein einzigartiges Abenteuer und wir waren uns schnell sicher, auch die noch unbekannten Orte dieses Kontinents irgendwann in der Zukunft entdecken zu wollen.
Außerdem gibt es noch den einen oder anderen traumhaft schönen Marathon, der von mir gelaufen werden will: Great Ocean Road Marathon, Australian Outback Marathon am Ayers Rock, … :-)
Zahlen & Fakten
Distanz
Gelaufene Zeit (Netto)
Gelaufene Zeit (Brutto)
Altersklasse
AK-Platzierung
Platzierung (Männer)
Gesamtplatzierung
42,195 km
02:56:50 Std.
02:57:06 Std.
Male 25-29 (90-94)
40. von 709 (5,6 %)
241. von 5.146 (4,7 %)
250. von 7.016 (3,6 %)