13. Volksbank Münster Marathon
14.09.2014
Vorher
Seit Jahren habe ich einen Start beim Münster Marathon vor mir hergeschoben, ständig kam etwas dazwischen, mal bin ich in Berlin gestartet und ein anderes Mal war ich im Urlaub oder ähnliches. Aber jetzt ist es endlich soweit: der Start beim beliebtesten Marathon NRWs 2012 und 2013 ist fix! Genau 51 Tage vor dem Rennen habe ich mich für eine Startgebühr von 50 € angemeldet und hatte seitdem einen neuen, festen Orientierungspunkt im Laufkalender. Und das diesjährige Angebot steigerte meine Vorfreude noch zusätzlich: Finisher-Medaille, Finisher-Shirt, bis zu 300 Künstler entlang der Strecke, Samba-Stimmung wie in Rio de Janeiro und gewiss ein paar Freunde am Streckenrand, die in Münster wohnen und studieren. Da geht einem das Läuferherz auf!
In den darauffolgenden Wochen fanden nicht nur diverse kürzere Wettkämpfe statt, sondern auch der 60 km Friedenslauf von Osnabrück nach Münster am 13.08.2014, an dem ich ebenfalls teilgenommen habe. In netter Atmosphäre und bei Sonnenschein ging es im gemächlichen 05:42min/km-Tempo über Landstraßen und Feldwege. Alle 4-5 km gab es einen reichhaltigen Verpflegungsstand und der Gesprächsstoff unter uns Laufverrückten ist keineswegs zuneige gegangen. Somit war dieser Lauf einer meiner besten Trainingseinheiten für den Münster Marathon!
Der letzte ernste Test fand dann am 04.09.2014 in der Stadt meiner polnischen Verwandtschaft - in Lębork - statt. Hier lief ich eine wellige Wendepunktstrecke, auf deren Rückweg ich durchgehend Gegenwind hatte, und absolvierte 38 km in einer soliden Zeit von 02:56:26 Stunden. Diese Zeit darf 10 Tage später auch gerne in der Marathon-Ergebnisliste erscheinen ;-)
Nachdem ich am Marathon-Wochenende in der Nacht von Freitag auf Samstag mit ein paar Freunden auf einer WG-Party in Münster gefeiert habe (natürlich mit Mineralwasser statt Bier), ging ich am nächsten Morgen mit drei Freunden zum Gymnasium Paulinum, wo die diesjährige Marathon-Messe und Startnummern-Ausgabe stattfinden sollten. Da die Messe überschaubar war, ich nicht (schon wieder) Geld für neue Laufschuhe ausgeben wollte und unsere Zeit ohnehin knapp bemessen war, hatte ich an diesem Morgen nur ein Ziel: Meine Startnummer 2238.
Am Sonntagmorgen um kurz nach 07:00 Uhr fuhren meine Eltern und ich mit Auto und zwei Fahrrädern auf dem Gepäckträger Richtung Münster. Dort wollten sie mich heute zwischen KM 16 und 36 begleiten, mich ein wenig unterhalten und eventuell meine eigenen Getränke anreichen. Entsprechendes Kartenmaterial und Treffpunkte haben wir bereits zu Hause besprochen.
In Münster angekommen herrschte bereits das perfekte Chaos. Um ca. 08:00 Uhr war die Warteschlange vor dem Parkplatz am Schloss Münster schon so lang, dass wir uns entschieden, woanders einen Parkplatz zu suchen. Da ich mich aber ohne Stress warmlaufen wollte, haben mich meine Eltern früher aussteigen lassen und haben auf eigene Faust 1,3 km entfernt einen Parkplatz in einer kleinen Sackgasse gefunden. Glück gehabt! In der Zwischenzeit lief ich mich warm, dehnte mich, suchte eines der begehrten Dixi-Klos auf, dehnte mich nochmal, band mir die Schnürsenkel richtig zu, befestigte den Zeitmess-Chip am linken Schuh und merkte plötzlich, dass die Zeit doch sehr schnell verging. Mit meinem Laufkollegen Markus schossen wir dann noch ein obligatorisches Vorher-Foto und auch meine Schwester Nicole, die zur Zeit in Kalifornien ein Au Pair Jahr absolviert, erhielt noch ein letztes Update über Whatsapp.
Nachdem ich schon beim Warmlaufen meine Tasche bei der Kleiderabgabe am Paulinum Gymnasium abgegeben habe, zog ich mir vier Minuten vor dem Start noch das letzte wärmende T-Shirt und die lange Hose aus und gab die Klamotten meinen Eltern mit. Im roten Startblock (Zielzeit 02:59 Std. und schneller) stand ich mit Markus und nur wenigen anderen Läufern direkt hinter den favorisierten Kenianern. Wow! Cooles Gefühl, so nah an der Startlinie eines solch großen Marathons zu stehen.
Um 08:59 Uhr fing der Moderator plötzlich an, von 5 runter zu zählen. Ganze 60 Sekunden zu früh für meinen Geschmack. Der Schalter im Kopf musste also schnell umgelegt werden: Wettkampf-Modus ON ... 4 ... 3 ... 2 ... 1 ... „Go!“ Und das war das Startsignal. Alles Durcheinander im Kopf war wie weggeblasen, alle Bedenken und Wehwechen ausgeschaltet, tschakka ... endlich wieder richtig Quälen! Nix da 5 oder 10 km ... endlich wieder Marathon <3
Der Lauf
Mir war es trotz der scheinbar fehlenden Konkurrenz in meinem Tempobereich wichtig, mich mit ein-zwei Läufern zusammen zu tun, um sich gegenseitig pushen und motivieren zu können. Aufgrund eines zu schnellen ersten Kilometers (03:59 min) blieb unter anderem Markus deutlich hinter mir. Aber ich orientierte mich dennoch nach vorne und freute mich auf das erste Streckenfoto von meinem Vater kurz hinter KM 1. Gleichzeitig rief mir meine Mutter zu: „Zu schnell!“ Recht hat sie!
Bis KM 4 war es ein eher unrhythmisches Laufen durch die noch verschlafene Innenstadt Münsters. Vorbei am Dom und Theater absolvierte ich KM 2 in 04:06 min, KM 3 in 04:02 min und KM 4 in 04:09 min. Erst vor der 5-km-Marke gesellte sich ein Läufer in Orange zu mir, der mich nach meiner Zielzeit fragte. Ich antwortete ihm, ich wolle 04:07 min/km laufen und so hatte ich in ihm einen ersten Laufpartner für den heutigen Tag gefunden. Ein weiteres Thema, das wir sehr bald ansprachen, war das Wetter. Besser hätte es nicht sein können: 16-18°C, teils bewölkt, teils sonnig! Und so rechtfertigten wir unseren etwas zu ambitionierten Beginn ;-)
Nachdem wir die beiden folgenden Kilometer in 04:05 min und 04:01 min abspulten, bremsten wir doch etwas ab und wurden nach KM 7 in 04:10 min endlich von Markus eingeholt. Früh war abzusehen, dass unser Trio heute einiges reißen kann. Über die schöne Promenade liefen wir KM 8 entgegen, mussten die erste Steigung in Form einer kleinen Unterführung meistern und bogen vor KM 9 wieder in die City ab. Dort wurde es erstmals richtig laut. Verschiedenste Musiker, Trommler und Cheerleader heizten uns ein und peitschten uns Richtung KM 10. Dort piepten die Zeitmessmatten nach exakt 40:40 Minuten, was eigentlich viel zu schnell war. Aber wir konnten (wollten) nun mal nicht langsamer.
Mit Verlassen des Innenstadtbereichs bogen wir bei KM 11 in eine schmale Einbahnstraße zwischen dem Aasee und der Aasee-Mensa ein, wo ich Freunde von mir erwartete. Diese standen tatsächlich am rechten Streckenrand und ich freute mich darüber, yaay! Wir haben uns irgendwas zugerufen und weg war ich.
Während KM 10 (03:55 min) und KM 11 (03:54 min) wieder deutlich zu schnell waren, pendelten wir uns im Folgenden endlich auf einen Kilometerschnitt zwischen 04:03 min und 04:06 min ein. Zu diesem Zeitpunkt habe ich mich bereits damit abgefunden, dass das Rennen schneller als geplant ablaufen sollte. Egaaal! Nach Überqueren des Aasees über eine große Brücke, liefen wir zunächst nach rechts über die Annette Allee, an deren Ende wieder meine Freunde von vorhin warteten und mir eine La-Ola-Welle bereiteten. Danach ging es links um den Zentralfriedhof herum, wo uns unter anderem der 40. Kilometerpunkt begegnete. Leider ließ dieser in Wirklichkeit noch über 25 km auf sich warten. Kurz hinter KM 15 bogen wir links ab und liefen durch eine große Unterquerung hindurch, in der extrem laut Samba-Trommeln gespielt wurden. Die große Gruppe musste sicher Ohrenstöpsel verwendet haben; anders kann ich mir deren voraussichtliche Ausdauer an diesem Tag nicht erklären.
Bei KM 16 erwarteten mich bereits meine Eltern auf ihren Fahrrädern. Von nun an ging es über recht breite Straßen der Halbmarathon-Marke im nordwestlichen Nienberge entgegen, sodass meine Eltern problemlos hinter und neben uns her fahren konnten. Ab KM 17 fing mein Vater dann an, Fotos und Videos von uns zu machen - sehr cool & vielen Dank an dieser Stelle!
Meine Mutter war währenddessen meine persönliche Getränke-Reicherin. Ich hatte geplant, nicht zu viel zu trinken, um einen „Blubber-Bauch“ zu vermeiden. Und so nutzte ich das Wasser der zahlreichen Getränkestationen dazu, mich einerseits abzukühlen und andererseits den Mund ein wenig zu befeuchten. Um den schwindenden Kohlenhydraten entgegenzuwirken, gab’s ab und zu Apfelschorle aus dem Fahrradkorb bzw. zweimal ein kleines Stückchen Banane. Das musste reichen.
Nach einem schnellen KM 19 in 03:57 min folgte mit der steilen Überquerung der Bundesstraße 54 der langsamste Kilometer des gesamten Rennens (KM 20 in 04:15 min). Dass dies der langsamste des Rennens werden sollte, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht. Nur wenige hundert Meter später schnappte ich mir am linken Verpflegungsstand das erste Stück Banane, biss zweimal ab, warf den Rest weg und sehnte mir bei zunehmendem Sonnenschein den ersten von zwei harten Halbmarathons herbei.
Mit Überqueren der Autobahn A1 überliefen wir bei KM 21,1 als weiterhin starkes Trio die Zeitmessmatten und sahen an der großen Digitaluhr, die am rechten Streckenrand stand, eine phänomenale Zeit aufleuchten - 01:25:59 Stunden. Na wenn das keine Traumzeit prognostiziert, dann weiß ich auch nicht ;-)
Wenig später passierten wir die zweite Staffel-Wechselzone - ein Ort, an dem wir mit besonders viel Applaus rechnen durften. Außerdem realisierte ich hier, dass uns immer noch kein Staffelläufer überholt hatte. Diese sind zwar 15 Minuten nach uns gestartet, teilen sich die gesamten 42,195 km allerdings durch vier Läufer.
Nach einigen Rechts-Links-Schikanen durch Nienberge liefen wir bei KM 23 nach links durch eine kleine Fußgänger-Unterführung unter der Bundesstraße 54 hindurch. Was von nun an folgte, waren leicht wellige Passagen, mal dezent bergauf, mal dezent runter, aber jedes Mal spürbar. Die Kilometer 22 bis 24 wurden dennoch in flotten Zeiten abgespult (03:59 min, 03:58 min und 03:53 min), sodass sich unser Mitstreiter in Orange gezwungen sah, sich zurückfallen zu lassen. Meine Mutter versuchte noch, ihn ein wenig zu motivieren, und brachte uns bei Kilometerschild 24 kurz auf andere Gedanken. Sie sagte: „Andersherum wär’s besser!“ und erhielt von uns Dreien die volle Zustimmung.
Folglich blieben wir doch noch einige Kilometer zusammen und passierten kurz hinter KM 25 die besonders große Trommelgruppe Taka Tun. Die Rhythmen und der Gesang der Dirigentin erzeugten bei mir ein Déjà-vu (oder wie lautet die französische Übersetzung für „Schon gehört“?). Es handelte sich um dieselben Musiker wie im Zieleinlauf des 60 km Friedenslaufs vor knapp fünf Wochen. Das entlockte mir natürlich einen ‚Daumen hoch‘ und so tankte ich positive Energie für die bevorstehenden 17 Kilometer.
Irgendwann um KM 25 herum überholte uns dann (endlich) der erste, sehr junge Staffelläufer aus dem starken Verein LSF Münster. Diese Läufer hatten zusätzlich zu ihrer Startnummer auf der Brust eine weitere mit der Aufschrift „Staffel“ auf dem Rücken. Somit ließen wir uns nicht weiter irritieren und pushten uns gegenseitig dem nächsten Konkurrenten entgegen. In einer solch starken Dreiergruppe fiel es uns ungewöhnlich leicht, alle 2-3 km einen vor uns Laufenden einzuholen und letztlich zu überholen.
Leider war es nach genau zwei Dritteln der Strecke (KM 28) soweit, dass Markus und der Läufer in Orange abreißen lassen mussten. Markus rief mir noch hinterher, er müsse von nun an lockerer machen. Schade drum, aber wahrscheinlich war es für ihn die beste Entscheidung, denn den "richtigen" Mann mit dem Hammer schien er dank dieser Entscheidung nicht getroffen zu haben.
Meine Uhr zeigte mir währenddessen an, dass ich minimal langsamer wurde (KM 28 in 04:05 min und KM 29 in 04:07 min). Da es jedoch mein größter Wunsch war, eine schnellere zweite Hälfte zu absolvieren, musste ich das bisherige Tempo mindestens halten (04:03 min/km). Und so ging es im Alleingang auf KM 30 (03:56 min) zu, der sich bereits im südwestlichen Roxel befand. Auch hier war die Stimmung wieder etwas besser und ich konnte nach den kräftezerrenden Wiesen- und Feldstraßen neue Energie aufnehmen. Meine Durchgangszeit nach 30 km betrug im Übrigen 02:02:12 Stunden.
Mit der erneuten Überquerung der A1 lief ich an der dritten und letzten Staffel-Wechselzone vorbei. Von der hiesigen Stimmung habe ich leider nichts mehr mitbekommen, denn der Tunnel in meinem Kopf wurde von nun an immer enger und dunkler. Sobald KM 32 (in 04:01 min) erreicht war, fing mein Countdown an: (nur) noch 10 km!
Meine Eltern begleiteten mich zum Glück immer noch und so griff ich ein weiteres Mal zu meiner selbst gemischten Apfelschorle. Was mich dann ein wenig schockte, war meine Zeit für KM 33. Als ich 04:12 min auf meiner Uhr sah, hätte ich immer noch beruhigt sein dürfen, aber mein Fantasie ging mit mir durch: „Scheiße, der Mann mit dem Hammer klopft an, pünktlich wie immer! Na toll, welche Zielzeit soll ich mir nun setzen? Werde ich gleich wieder 5 Minuten pro Kilometer benötigen? Wer wird mich überholen? Warum mache ich das Ganze hier überhaupt ...?“
Glücklicherweise reagierte mein Körper und es ließen sich noch ein paar Reserven finden. KM 34 und KM 35 jeweils in 04:04 min, KM 36 sogar in 04:01 min. Weiter so, Patrick!
Für entsprechende Ablenkung sorgte ein Straßenfest kurz vor KM 35. Dort standen fünf oder sechs Bräute in Brautkleidern und feuerten uns Läufer an, als seien wir ihre Ehemänner. Die Idee war genial und ich habe in meinen bisher 140 Wettkämpfen noch keine solche Party-Meile erlebt. Natürlich war die Unterhaltung von kurzer Dauer, aber das war mir Recht.
Bei KM 36,5 mussten mich meine Eltern dann verlassen, um es rechtzeitig in den Zielbereich zu schaffen. Kurz zuvor sprach meine Mutter noch folgenden Deal aus: „Wer zuerst im Ziel ist, gibt ‘nen Döner aus!“ Mein Antwort war kurz und knapp: „Ok!“ Und so hoffte ich, dass sie sich beeilten, denn Abbremsen käme für mich nicht infrage.
Die restlichen Kilometer durch Gievenbeck, einen dritten Vorort von Münster, absolvierte ich somit allein. Vor und hinter mir klafften große Lücken, doch nur die Lücke zu meiner Konkurrenz vor mir wurde kleiner. Zum Glück!
So konnte ich das Tempo bis KM 40 zwischen 04:03-04:07 min/km einpendeln und auf diese Weise noch zwei oder drei Mitstreiter einsammeln. Als ich dann den anfangs erwähnten KM 40 erreichte, wollte ich einen Extra-Bonus zünden. Ich suchte und fand den Nitro-Hebel, legte ihn um und „sprintete“ dem Ziel entgegen. In Zahlen ausgedrückt waren es 03:56 min für den vorletzten und 03:55 min für den letzten Kilometer. Das Publikum am Streckenrand nahm nicht nur Mengenmäßig zu, sondern wurde entsprechend immer lauter. So sehr hat mich die Stimmung selten gepusht!
Meine Freunde waren natürlich nicht ganz unbeteiligt und so standen sie bei KM 41 am rechten Streckenrand, jubelten mir zu und filmten mich. Leider habe ich sie zu dem Zeitpunkt nicht wahrgenommen und konnte entsprechend nicht reagieren. Liebend gern hätte ich nochmal in die Kamera gewunken oder mir einen lockeren Spruch zurechtgelegt. Aber was soll’s? Tunnelblick durch und durch!
Knapp 500 Meter vor dem Ziel mussten noch mehrere Kinder in blauen Shirts überholt werden, die sich noch auf der Strecke des Kids-Runs befanden. Kurz dahinter bog ich dann nach rechts in die Straße Rothenburg ein und lief in einer langgezogenen Linkskurve über unbequeme Pflastersteine dem Ziel auf dem Prinzipalmarkt entgegen. Hier standen die Zuschauer natürlich dicht gedrängt aneinander und es kam mir vor, als sei ich der Sieger des Tages. Ich riss schon früh die Arme in die Luft, blickte nach links und rechts, forderte noch mehr Applaus, streckte die Zunge raus, alberte rum, schüttelte den Kopf ... und sprintete wie ein Bekloppter! Was zu diesem Zeitpunkt in meinem Kopf abging, ist nur schwer in Worte zu fassen. Dieser Zieleinlauf war wie 17.000 Achterbahnen auf einmal! Dieses Gefühl wurde durch eine riesige Leinwand verstärkt, auf der ich mich für den Bruchteil einer Sekunde entdeckte. Super-Zoom auf meinen laufenden Körper, krass!
Ich wusste bereits, dass es eine neue offizielle Bestzeit werden würde. Ich wusste bereits, dass die zweite Streckenhälfte etwas schneller war, als die erste. Und ich wusste bereits, dass diese Stadt ganz klar zu meinen Lieblingsstädten zu zählen ist - nicht nur aus sportlicher Sicht.
„Der Lauf der Emotionen“ lautete das Motto und das spürte ich in diesem Zielkanal wie bei keinem bisherigen Marathon! Eine Ursache für die Gänsehaut auf Armen und Beinen schien also gefunden zu sein!
Jetzt aber schnell durch das Zielbanner rennen, das Piepen der Zeitmessmatten vernehmen und das (Über-)Leben genießen! 02:51:30! BÄM, Verbesserung meiner bisherigen offiziellen Bestleistung um exakt zwei Minuten. Besser geht’s nicht! Und dazu die zweite Hälfte um 28 Sekunden schneller, als die erste, YES!
Nachher
Unmittelbar nach der Ziellinie erwartete mich ein Blitzlichtgewitter wie vom roten Teppich einer Oscar-Verleihung. Dort riss ich meine Arme nochmals in die Höhe und genoss es in vollen Zügen. Links neben den Fotografen, die sich schnell wieder den nächsten Finishern widmeten, befanden sich meine Eltern. An den gewonnenen Döner habe ich zunächst noch nicht gedacht. Vielmehr musste ich dringend etwas trinken und verlangte nach Wasser. Während meine Mutter mir eine kleine Flasche reichte, knipste mein Vater weiter fleißig Fotos.
Als ich dann meine Finisher-Medaille überreicht bekommen habe, wollte ich noch auf meine beiden Teampartner warten. Überraschenderweise erreichte der Läufer in Orange (02:55:15) das Ziel noch vor Markus (02:55:56). Ich gratulierte beiden und bedankte mich von Herzen für den gegenseitigen Support auf den ersten 28 Kilometern. Sowas erlebt man in unserem Tempobereich leider zu selten.
Nach drei Bechern Cola und einem Becher Erdinger Alkoholfrei (einen zweiten Becher habe ich meinem Vater mitgebracht) holte ich mein schickes grün-weiß-blaues Finisher-Shirt ab und ging zu der Stelle am Gitterzaun, wo meine Family und Freunde bereits auf mich warteten. Ich bedankte mich für die Glückwünsche und dankte auch für den Applaus vom Streckenrand, denn an einem Sonntag um kurz nach 9:00 Uhr schon so frisch auf den Beinen zu sein, um mich für wenige Sekunden zu sehen, ist nicht selbstverständlich ;-)
Ein kleines Highlight im Zielbereich gab es dann noch, als Markus und ich uns von der deutschen Topläuferin Lisa Hahner fotografieren lassen haben. Sie schien mich erkannt zu haben, da wir schon im Ziel des bereits erwähnten 60 km Friedenslaufs vor fünf Wochen ein Foto geknipst und ein paar Worte gewechselt haben.
Ursprünglich wollte ich im Zielbereich auf meinen guten, alten Freund Max warten, der hier in Münster sein Marathon-Debüt gegeben hat, doch musste Sophie leider schon wieder nach Hause fahren und den Zug rechtzeitig erwischen. So verließ ich den abgesperrten Bereich, ging nochmal zu Family & Friends rüber und begleitete sie mit meinen Freunden zum Bus. Leider war es nur ein kurzes Treffen, aber ich habe mich riesig gefreut!
Als wir wieder im Zielbereich angekommen sind, war Max erwartungsgemäß schon im Ziel. Seine Zeit war für ein Debüt absolut grandios und eine echte Punktlandung - 03:29:35 Stunden. Gratulation auch an dieser Stelle, du frischgebackener Marathoni! Ich hoffe, du hast Blut geleckt und es folgt nach einer wohlverdienten Pause ein zweiter Lauf über die Königsdistanz.
Um 13:15 Uhr verabschiedeten wir uns von allen Münsteranern, wünschten ihnen noch einen schönen Sonntag und gingen dann zur Kleiderrückgabe. Ich konnte die paar hundert Meter sogar joggend zurücklegen und war erleichtert, dass es den Beinen entsprechend gut ging. Den 15-minütigen Rückweg zum Auto bin ich dann aber wieder gegangen. Bloß kein Risiko, denn eines muss man als Marathoni wissen: „Nach dem Marathon ist vor dem Marathon!“
Ein letztes kurzes Fazit zum Münster Marathon:
Der absolute OBERHAMMER!
Zahlen & Fakten
Distanz
Gelaufene Zeit (Netto)
Gelaufene Zeit (Brutto)
Altersklasse
AK-Platzierung
Platzierung (Männer)
Gesamtplatzierung
42,195 km
02:51:30 Std.
02:51:31 Std.
Männl. Hauptklasse (85-94)
10. von 232 (4,3 %)
25. von 1728 (1,4 %)
29. von 2148 (1,4 %)