2. Rubbenbruchsee Marathon Osnabrück
12.12.2015
Vorher
Es sollte doch tatsächlich der erste Marathon werden, den ich ein zweites Mal bestreite. Das heißt, dass ich zuvor bei keiner Veranstaltung zweimal über die klassische Distanz gestartet bin. Mich
freut es, dass ausgerechnet der Osnabrücker Rubbenbruchsee Marathon der Auserwählte ist, da kein anderer Marathon so nah an meinem Heimatort Hopsten ausgetragen wird und ich entsprechend wieder
mit kräftiger Unterstützung vom Streckenrand rechnen durfte.
Zu dieser Entscheidung beigetragen hat natürlich auch, dass ich hier letztes Jahr unverhofft gewinnen konnte. Eine
Titelverteidigung war somit mein erklärtes Ziel, wenngleich ich mit keiner Verbesserung meiner Zielzeit aus dem Vorjahr rechnen konnte. Zu wenig und zu unregelmäßig konnte ich aufgrund meines
neuen, sehr zeitintensiven Jobs trainieren. Schade! Aber eine Zeit unter der magischen 3-Stunden-Barriere sollte dennoch möglich sein und so freute ich mich über das abermals läuferfreundliche
Wetter von angenehmen 5°C, wenig Wind und teilweise Sonnenschein.
Um 08:45 Uhr machten sich meine Family, meine Freundin und ich nach einem entspannten Frühstück auf den etwa 34 km langen Weg Richtung Osnabrück. Direkt hinter dem ersten Ortsschild führte uns
das Navi nach rechts in eine kleine Seitengasse, an deren Ende bereits der See zu sehen war. Ich parkte das Auto an der linken Seite der Zufahrtstraße und wir machten uns dick eingepackt in
unseren Jacken auf den Weg zur Startnummernausgabe.
Die erste Neuerung in diesem Jahr, die direkt erkennbar war, waren die personalisierten RuM-Becher, die wir Läufer nach dem Lauf mitnehmen durften. Mir war schon früh klar, dass ich den Becher
nach erfolgreichem Finishen als zusätzliche Trophäe (und Zahnputzbecher für meine neue Wohnung!) mitnehmen würde. Eine zweite Verbesserung war sicherlich auch die elektronische Zeitmessung, bei
der die netten Helfer am Streckenrand viel schneller und einfacher die Rundenzeiten notieren konnten. Einen Zeitmess-Chip am Fuß gab es bei dem überschaubaren Läuferfeld von insgesamt 48 Läufern
jedoch nicht. Ein solcher Aufwand wäre nur mit noch mehr Kosten für alle Beteiligten verbunden.
So freute ich mich, für nur 15 € wieder das bekannte Rundum-Sorglos-Paket bestehend aus einer top Verpflegung, netten Atmosphäre und wunderschönen Laufstrecke zu bekommen. Die üblichen
Verdächtigen waren natürlich auch wieder dabei, so zum Beispiel der Zweitplatzierte aus 2014.
Nachdem ich mich am Auto nochmals umgezogen und meine Schuh fest verschnürt habe, lief ich mich ein paar Minuten ein und begab mich zum Start-Ziel-Gelände, wo meine Liebsten auf mich und den Startschuss warteten. Mit dabei war wieder das Ziel-Fahrrad, das mitunter die exakten Kilometer-Angaben aufzeigte.
Wie schon bei der ersten Ausgabe, waren heute insgesamt 9 Runden um den See zu absolvieren. Dabei verlaufen die erste und letzte Runde unmittelbar am See entlang und betragen eine Länge von knapp 3,1 km. Die 7 Runden dazwischen (2. bis 8. Runde) wurden durch eine gut 2 km lange Schlaufe im südlich gelegenen Waldstück ergänzt, wodurch sich die Form einer Acht ergab.
Nachdem ich mich von meinen Begleitern verabschiedet habe, ertönte nach einem kurzen Countdown pünktlich um 10:00 Uhr der laute Startruf. Wir Läufer waren entlassen und durften endlich wieder das tun, was wir am liebsten tun: Laufen!
Der Lauf
Anders als im letzten Jahr hatte ich diesmal von Beginn an einen starken Läufer an meiner Seite, der mir Paroli bieten wollte. Es war ein fast gleichaltriger Läufer, der scheinbar kein Deutsch sprach und aus dem arabischen Raum stammte. Da ich ihn nicht kannte, wusste ich nicht, zu welcher Leistung er imstande war. Dennoch wollte ich mich nicht allzu sehr zu einem schnellen Tempo verleiten lassen, obwohl der erste Kilometer gewohnt schnell war (03:58 min). Geplant war ein Tempo von 04:10 min/km.
Bei KM 2 und 3 (in 04:06 und 04:00 min) genoss ich noch die Ruhe vor dem Sturm und damit meine ich die verkürzte Seerunde, bevor es danach „in die Berge“ gehen sollte. Nach 3 Kilometern sah ich nochmal meine Family und meine Freundin am Streckenrand und lächelte allen zu. Auch sie waren tapfer, da es bis auf das nahegelegene Café keinen wärmenden Unterstand gab.
Nach KM 4 (in 04:01 min) bogen wir zwei dann hinter der flachen, breiten Holzbrücke am südlichen Ufer des Sees nach links auf die Zusatzschlaufe ab. Hier wurde der Streckenbelag etwas unbequemer,
zumal Pfützen und Wurzeln hinzu kamen. Nach einer langen Geraden ging es nach rechts einen kleinen Anstieg hinauf (KM 5 in 04:05 min) und danach direkt wieder rechts in den Wald hinein. An dieser
Stelle konnte man kurz in den Leerlauf schalten und die Beine rollen lassen, wie man so schön unter Läufern sagt. Nach einer knackigen Bergab-Passage und einem 200 Meter langen Stück über Laub
und Matsch folgte ein etwa 500 Meter langes Trailstück, das sich zwischen dicken Bäumen hindurch schlängelte. Dieser Abschnitt gefiel mir besonders gut, war aber mit zunehmender Renndauer auch
zunehmend gefährlich. Doch noch konnte ich die frischen Beine für einen schnellen Kilometer-Abschnitt nutzen (KM 6 in 03:53 min).
Meinen Verfolger wurde ich dadurch aber immer noch nicht los und so blieb er mir bis Ende der zweiten Runde auf den Versen. Seinem schnellen Atem konnte ich jedoch entnehmen, dass er nicht mehr
allzu lang mithalten werden kann. Und so kam es dann, dass er ab der Hälfte der dritten Runde abreißen lassen musste und mir noch „Good luck!“ wünschte. Ich entgegnete ihm, er solle nicht zu
schnell weiterlaufen: „Slow down, not too fast, my friend!“. Wie sich später herausstellte, stürzt er in einer seiner nächsten Runden und gab schließlich nach der sechsten Runde folgerichtig
auf.
Ich spulte meine weiteren Kilometer unterdessen in gleichmäßigem Tempo ab und lag zwischen KM 7 und KM 19 bei recht angenehmen 04:01-04:08 min/km. Erst kurz vor der Halbzeit schlichen sich
mit KM 20 in 04:12 min und KM 21 in 04:10 min die ersten minimal langsameren Kilometer ein. Waren das schon die Vorboten des Hammermanns? … sobald ich darüber nachdachte, musste es wohl so sein …
doch ich wollte nicht darüber nachdenken und so schöpfte ich weiter Mut und Optimismus aus den Begegnungen mit meinen Liebsten. Diese sind nämlich ebenfalls in die Laufschuhe geschlüpft und
drehten ihre Rubbenbruchsee-Runden entgegen des Uhrzeigersinns. So sahen wir uns meist schon von Weitem und freuten uns auf ein paar motivierende Worte, ein Lächeln oder ein kurzes Abklatschen.
Durch die leichten Anstiege nicht nur auf der südlichen Schlaufe durch den Wald, aber auch auf dem kleinen, kurvenreichen Stück im Norden des Sees mehrten sich die „langsameren“
Kilometer-Abschnitte. Mein Rennverlauf wurde immer unrhythmischer und ich ahnte Böses. Das fehlende Training machte sich zunehmend bemerkbar: KM 23 in 04:10 min, KM 25 in 04:15 min, KM 28 in
04:13 min und die Abschnitte dazwischen waren kaum schneller.
Ab KM 30 (in 04:24 min) wurde es dann aber richtig hart … wie immer, dachte ich mir. Diesem Negativtrend wollte ich ein letztes Mal entgegensetzen, da auch der Streckenrekord noch in Reichweite
schien, doch KM 31 mit 04:16 min sollte mein letzter „schneller“ Kilometer bleiben. Nach der 7. Runde, die ich noch im Schnitt von 04:23 min/km laufen konnte, folgten die letzten 8 km in einer
Durchschnittsgeschwindigkeit von nur 04:54 min/km, wobei kein Kilometer schneller war, als 04:41 min. Dem konnten auch der Applaus vom Streckenrand und das Wasser, das mir meine Freundin ein
letztes Mal reichte, nichts mehr entgegensetzen. Schade!
Zwar konnte ich mir fast sicher sein, dass die 3-Stunden-Barriere fallen würde, aber Spaß bereitete mir das Laufen nicht mehr. Ich war nur dankbar, dass ich nicht mehr den „Berg“ hinauf
musste.
Als ich nach knapp 40 Kilometern auf meiner letzten Runde den Gesamtzweiten auf seiner vorletzten Runde entdeckte, hoffte ich, mich an seine Fersen heften zu können. Doch ist er ein wesentlich
erfahrener Läufer und entsprechend gleichmäßig lief er nun vor mir weg. Die Lücke wurde größer und wäre der Lauf über 50-60 km gegangen, so wäre ich sicher chancenlos gegen dieses Schweizer
Uhrwerk. Respekt!
Dieser deprimierende 41. Kilometer mit seiner Zeit von 05:28 min wollte schnell vergessen werden und so spurtete ich ein letztes Mal in Richtung Ziel. Laut der GPS-Uhr meiner Mutter, die ich mir
wieder ausleihen durfte, betrug die Strecke lediglich 41,49 km und so lief ich die letzten 490 Meter in verhältnismäßig schnellen 02:14 Minuten. Dass die Strecke der Uhr zufolge zu kurz ist, weiß
der Veranstalter bereits aus meinem ersten Laufbericht von diesem Lauf. Jedoch versicherte er mir in einem Gästebucheintrag, dass es sich um Messfehler bei 90-Grad-Kurven handeln müsse und dass
die Strecke definitiv mindestens 42,195 km lang ist.
Und so konnte ich mich getrost über die finale Zeit von 02:57:42 Stunden und die erfolgreiche Titelverteidigung freuen. Yeeesss! Zudem war ich glücklich über meinen nunmehr 18. Marathon in meiner
Liste und eine weitere schöne Finisher-Medaille in meiner Sammlung!
Nachher
Meine Family und meine Freundin freuten sich ebenfalls mit mir und umsorgten mich mit kalten, zuckerhaltigen und warmen Getränken. Außerdem brauchte ich etwas zu Essen und bediente mich an den
vielen Süßigkeiten, die der Verpflegungstisch zu bieten hatte. Während des Laufes hätten diese vielleicht nicht geschadet, aber beim Vorbeilaufen wäre mir die Entscheidung sicher sehr schwer
gefallen.
Außerdem brauchte ich den Campingstuhl am Ende des Tisches, um die müden Beine zu entlasten. Zwar war ich insgesamt k.o., doch war einer meiner ersten Gedanken der, dass ich hier ganz sicher noch
ein drittes Mal starten möchte. Aber dann MIT neuem Streckenrekord!
Nach der kurzen Verschnaufpause gingen wir zu fünft zurück zum Auto, wo ich mir zunächst die verschwitzten Laufsachen vom Leib zog. Da es keine Umkleiden oder Duschen gab, trocknete ich mich
lediglich mit einem kleinen Handtuch ab und schlüpfte in trockene Klamotten. Danach gönnten wir uns eine kleine, private Kaffee-und-Kuchen-Pause im Auto, wobei ich sogar ein wenig weggenickt
bin.
Um 15:30 Uhr stiegen wir dann wieder aus, um zur Siegerehrung zu gehen. Dabei kamen uns ein paar Läufer entgegen und teilten uns mit, dass nur noch auf mich gewartet wird. Wie peinlich! Sonst bin
immer ich derjenige, der warten muss, und jetzt sowas. Doch zum Glück waren alle ganz entspannt und so überreichte uns der Organisator, der den Marathon ebenfalls in einer Zeit von 03:38:09
Stunden gefinisht hat, nacheinander die schönen Pokale.
Nach dem gemeinsamen Gruppenfoto verabschiedeten sich alle mit den Worten „Bis zum nächsten Mal“! Und darin lag die größte Emotion, denn schon jetzt freue ich mich auf den 10. Dezember 2016 und
die dritte RuM-Medaille in Folge!
Das Anmeldeportal soll in der Nacht zum Sonntag, den 03.01.2016, geöffnet werden und ich war mir mehr als sicher, dass ich einer der ersten Anmelder sein werde. Denn der RuM soll zu meiner
ersten Marathonveranstaltung werden, die ich DREImal in Angriff nehmen werde …
Zahlen & Fakten
Distanz
Gelaufene Zeit (Netto)
Gelaufene Zeit (Brutto)
Altersklasse
AK-Platzierung
Platzierung (Männer)
Gesamtplatzierung
42,195 km
02:57:42 Std.
02:57:42 Std.
Männl. Hauptklasse (86-95)
1. von 4 (25,0 %)
1. von 41 (2,4 %)
1. von 48 (2,1 %)