33. Sofia International Marathon
09.10.2016
Vorgeschichte
Durch den diesjährigen Wings For Life World Run in Zadar bin ich auf den Geschmack gekommen, interessante Läufe und interessante
Städte mit Kurztrips zu verbinden. Und so habe ich mich schon Mitte Mai auf die Suche nach günstigen Flügen und europäischen Großstädte gemacht. Recht bald fiel mir die bulgarische
Hauptstadt Sofia ins Auge, von der ich bald auch meine Freundin Sophie begeistern konnte. Die Ähnlichkeit der Namen war nur eines von vielen Argumenten, dieser Stadt einen Besuch
abzustatten. Der unschlagbare Ryanair Flugpreis von nur 28,99 € pro Person pro Strecke und ein günstiges Hostel, das wir für nur 50 € (für 2 Personen und 3 Nächte!) gefunden hatten, waren zwei
weitere starke Argumente. Und zu allem Überfluss überzeugte uns die Marathonveranstaltung, die neben der Königsdistanz für einen Frühbucherpreis von nur 15 € auch einen Viertelmarathon über
10,55 km für 5 € zu bieten hatte - Funktionsshirt, Verpflegung und Finisher-Medaille inklusive. So waren wir uns schnell einig, dass wir uns diesen sportlich-aktiven Kurztrip Anfang Oktober
unbedingt gönnen sollten. Auch Sophie freute sich, mehr oder weniger, auf die neue läuferische Herausforderung.
Seitdem Flug, Unterkunft und das Lauf-Event am 22. Mai fix gebucht waren, vergingen mehrere Wochen und Monate, in denen ich fleißig weiterlief. So sammelte ich im Sommer zwei weitere Marathons,
bevor dann endlich mein 25. in Sofia bevorstand – und das im Alter von 25 Jahren, welch‘ ein Zufall. Ich fieberte meinem kleinen Jubiläum entgegen und wollte dieses Wochenende mit meiner Freundin
an der Seite in vollen Zügen genießen.
Wenige Wochen vor der Reise suchte ich auf der Seite Booking.com noch nach alternativen Unterkünften, die entweder näher im Zentrum bzw. näher am Marathonstart lagen oder bessere Leistungen für
ähnliches Geld boten. Und so buchten wir zwei weitere Hostelzimmer, die wir allesamt bis zwei Tage vor Anreise kostenlos stornieren konnten. Unsere finale Wahl fiel auf das „Hostel 44“, das im
Preis von 60 € nicht nur 3 Nächte für 2 Personen, sondern auch ein Frühstück bot. Unschlagbar, dachten wir uns. Die anderen beiden Zimmer stornierten wir natürlich rechtzeitig.
Bis am Freitagmorgen – wenige Stunden vor Abreise – die Hiobsbotschaft im E-Mail-Postfach landete: „Hallo, wir entschuldigen uns, jedoch sind wir überbucht und es ist kein Platz mehr frei.“
Und das ganze 11 Stunden vor Abflug … na toll … das Wort Sch**** ist mir mehrmals über die Lippen gegangen, doch jegliche Antwort auf diese unverschämte, kurze E-Mail wäre vergeblich. Uns blieb
nichts anderes übrig, als eine andere Unterkunft zu suchen. Auf der Seite Booking.com war allerdings alles ausgebucht oder für uns deutlich zu teuer. Innerhalb weniger Minuten erstellte Sophie
sich ein Profil auf der Seite Airbnb.com, die privaten Wohnungs- und Zimmeranbietern eine Plattform bietet.
Schnell sind wir fündig geworden und haben in noch besserer Lage, jedoch ohne Frühstück, ein Hostelzimmer für 67 € gefunden. Nach wie vor ein Schnäppchen, trotzdem unnötiger Stress.
Um 14 Uhr brachen wir auf und fuhren von Laatzen nach Berlin-Schönefeld, wo wir gegen 17 Uhr ankamen. Das Auto ließen wir auf dem Park & Ride Parkplatz an der S-Bahn-Station Altglienicke
stehen und gingen mit unserem überschaubaren Handgepäck Richtung S-Bahn. Für zweimal 1,70 € ging es in nur 5 Minuten rüber zum Flughafen, wo wir uns zum Glück schnell zurecht gefunden haben.
Überaus pünktlich tranken wir noch vor der Gepäckkontrolle unsere letzten Getränke auf und befanden uns etwa 45 Minuten vor Abflug am Gate. Unseren Lieben in der Heimat wurden die letzten
Nachrichten geschickt und dann ging es wie geplant um 19:10 Uhr in die Lüfte. Für Sophie und mich war es im Übrigen unser fünfter Flug in diesem Jahr. Und jedes Mal aufs Neue war es aufregend.
Vorher
Nachdem ich im Flieger ein wenig Schlaf nachgeholt hatte, landeten wir um 22:25 Uhr sehr sanft in Sofia. Da Bulgarien in einer anderen Zeitzone liegt, fühlte es sich für uns wie 21:25 Uhr an. Mit Verlassen des Terminals zog es uns zunächst zum Info-Stand, wo wir erfahren mussten, dass die Metro am zweiten, 3 km entfernten Terminal abfuhr. Somit standen uns noch der Bus oder ein Taxi zur Auswahl. Durch die Hilfsbereitschaft einer Bulgarin, die im Flugzeug neben Sophie saß, haben wir uns die Busroute erklären lassen und diesen trotz Verständigungsschwierigkeiten vorgezogen. Für günstige 1,60 Leva pro Person (0,82 €) ging es in rund 30 Minuten zur Universität von Sofia, in deren Nähe auch unsere Hostel gelegen war.
Um 23:30 Uhr standen wir dann endlich vor dem alten, hölzernen Treppenhaus, das in den ersten Stock und dort in ein uriges, altes Wohnzimmer führte. Dieses war zunächst menschenleer, doch waren auf dem angrenzenden Balkon zwei-drei Männer zu sehen. Ein älterer Herr kam herein und fragte uns nach dem Namen, mit dem wir unser Zimmer gebucht hatten. Und dann ein weiterer Schock: „Ihr habt das Zimmer erst für Sonntag gebucht.“ Zum Glück stellte sich schnell heraus, dass es sich um ein Missverständnis handelte. In kürzester Zeit waren alle Formalitäten erledigt und wir konnten unser großes, dunkles Zimmer betreten. Im Gegensatz zu den anderen Hostelzimmern hatten wir unser eigenes Bad, das uns damit überraschte, dass sich die Kloschüssel mitten unter der Dusche befand. Bei diesem Preis-Leistungs-Verhältnis nahmen wir das aber gerne in Kauf.
Kurz vor Mitternacht zogen wir dann aber doch nochmal los, um für die Nacht noch etwas zu Essen zu finden. Lang genug mussten wir nun auf eine Hauptmahlzeit verzichten. Während alle hübschen Restaurants und Pizzerien bereits geschlossen hatten oder um 24 Uhr schließen wollten, gaben wir uns mit dem erst-besten Fast-Food-Laden zufrieden, den wir finden konnten. Die Wahl fiel auf ein kleines Pizza-Stehimbiss, in dem es recht große Pizzastücke mit unterschiedlichen Belägen für umgerechnet 1,12 € gab. Sophie reichte eines und ich holte mir direkt ein zweites hinterher. Gesund ist was anderes, zumal die Stücke vor Fett trieften.
Auf dem Rückweg zum Hostel kamen wir dann noch an einem sehr merkwürdigen Kiosk vorbei, zu dessen Bedienungsfenster man sich runterbücken musste. Sowas hatte ich tatsächlich noch nie gesehen. Dort holten wir uns eine Flasche Wasser, ein bulgarisches Bier und eine Flasche Somersby für Sophie, womit wir aber erst in unserer Unterkunft anstoßen wollten.
Am nächsten Morgen haben wir dann erstmal bis etwa 13 Uhr ausgeschlafen und sind dann mit reichlich Klamotten und Rucksack ausgestattet Richtung Startnummernausgabe marschiert. Auf dem nur 500 Meter langen Weg lag mitunter eine Starbuck’s Filiale, in der wir uns noch schnell ein spätes Frühstück gönnten. Wenig später waren wir auf dem Platz vor den Wassil-Lewski-Nationalstadion angekommen, wo wir nach Ausfüllen einer Haftungsausschlusserklärung unsere Nummern überreicht bekommen haben. Die Marathonis hatten rote Startnummern, während Sophie mit den anderen 10,55-km-Läufern eine grüne Nummer erhalten hat.
Von nun an wollten wir so viele Sehenswürdigkeiten von Sofia besichtigen, wie es für unsere Füße an diesem Tag gesund gewesen wäre. Da die einzelnen Wege kurz sind und es trotz kaltem Wind noch schön sonnig war, entschieden wir uns für die Spazier-Variante. Im Laufe des Nachmittags waren wir unter anderem im Knyazheska Garten, in der prunkvollen Alexander-Newski-Kathedrale, in der Kirche “Sveta Sofia“, im Tempel „Sveti Nikolay“, auf einem kleinen Antik-Flohmarkt mit vielen bulgarischen Omas und Opas, wie man sie sich vorstellt, in der Metro-Station „Serdika“ mit ihren alten Ruinen und nicht zuletzt in der Kathedrale „Sveta Nedelja“, in der wir die dritte und vierte Hochzeit des Tages beobachten konnten. All diese kleinen Höhepunkte der Stadt sind wir in knapp drei Stunden abgelaufen und haben stets fleißig Fotos geschossen.
Um 19 Uhr folgte dann das wohl verdiente Abendessen in einem kleinen, irisch angehauchten Lokal, wo wir uns mit insgesamt zwei Portionen Penne Arrabiata und einer Portion Nudeln Bolognese eingedeckt haben. Dazu gab es für jeden von uns je einen gesunden, warmen Kräutertee. Während unserer Pasta-„Party“, die in Summe nur 12 € gekostet hat, studierten wir den morgigen Streckenverlauf und rechneten uns aus, an welchen Wegpunkten Sophie und ich uns sehen oder treffen könnten.
Auf dem Nach-Hause-Weg zum Hostel machten wir noch einen kurzen Abstecher in einen bulgarischen Supermarkt namens Billa, wo wir Toast, Butter und Käse kauften. Ein kleines Gläschen Honig habe ich bereits vor dem Abendessen in einem Souvenir-Shop auf der Vitosha Boulevard gekauft. So stand einem ganz normalen Frühstück nichts mehr im Wege.
Am Sonntagmorgen sind wir nach einer recht kurzen Nacht um 07:15 Uhr aus dem unbequemen Bett gekrochen. Knapp 3 Stunden vor unseren Starts genossen wir die morgendliche Ruhe mit dem vorhin
beschriebenen Frühstück, zu dem sich nach ein paar Minuten ein älteres deutsches Paar hinzugesellte, das doch tatsächlich auch an den Start gehen sollte – allerdings beide über die
Halbmarathon-Distanz.
Um kurz nach 9 Uhr verließen wir das Hostel in Richtung Veranstaltungsgelände. Die ersten Musiktöne kamen uns entgegen und auch die Sonne ließ sich hier und da zwischen einzelnen Gebäuden und
Bäumen blicken. Einem wunderschönen, sonnigen Herbsttag stand nichts mehr entgegen, wenngleich es anfangs mit ca. 8°C noch etwas kühl war. Zum Glück hat sich jedoch der gestrige Wind gelegt,
sodass für einen bevorstehenden Marathon von Idealbedingen die Rede sein kann.
Rechts neben der gesperrten Start-Ziel-Geraden befand sich eine Bühne mit dem Treppchen, ein Podest mit Stühlen für die Presse und diverse andere Sport-Anbieter, die ihre Pavillons ausgestellt
hatten. Auf der linken Straßenseite hingegen befand sich ein großer Bildschirm, über den die Zuschauer sicher rund um die Uhr Bericht erstattet bekommen würden. Kameras gab es zudem unzählige und
auch eine Drohne wurde bereits präpariert.
Sophie und ich gingen indessen auf die andere Straßenseite, die näher am Stadion gelegen war. Dort war es etwas ruhiger, sodass wir uns dort ein wenig warmlaufen und dehnen konnten. Abwechselnd
bewachten wir unseren Rucksack, den wir mit unseren wärmenden Klamotten erst kurz vor knapp zur Gepäckaufbewahrung abgeben wollten. Nach einem letzten Gang auf eines der Dixi-Klos war es dann
endlich soweit und wir zogen um 09:50 Uhr unsere Jacken und ich meine Trainingshose aus und packten sie in den Rucksack. Dieser wurde von netten Helfern in Empfang genommen und Sophie erhielt im
Gegenzug eine Nummer, die sie sich auf die Startnummer kleben konnte, um die Sachen nach ihrem Zieleinlauf wieder abzuholen.
Wenige Minuten vor meinem Start um 10:00 Uhr verabschiedete ich mich von meiner Liebsten, die noch genau 20 Minuten länger warten musste. Wir wünschten uns viel Erfolg und insbesondere viel Spaß. Wir beiden wollten das Beste aus diesem schönen Tag machen und den Genuss an erste Stelle setzen.
Während sich die Afrikaner ganz vorne an die Startlinie stellten, war der Bereich dahinter den bulgarischen Meisterschaftsläufern überlassen. Da auch deren Anzahl überschaubar war, konnte ich
bereits in der fünften oder sechsten Reihe Platz einnehmen. Einem flotten und unkomplizierten Start stand somit nichts im Wege. Ein letztes Mal dehnte ich meine Arme, klopfte mir selbstbewusst
auf die Oberschenkel, lockerte die Füße ein wenig und hüpfte drei-viermal hoch.
Körper und Geist waren wach für dieses kleine Jubiläum. Gänsehaut und ein ordentlicher Kloß im Hals folgten und das nur wenige Sekunden vor dem Start. So aufgeregt war ich selten zuvor und doch
war ich mir sicher, dass ich heute Großes leisten könnte. Nicht zwingend im Hinblick auf die Zielzeit oder Platzierung, sondern vielmehr für mich und meine Persönlichkeit. Nach dem heutigen Lauf
werde ich nicht nur ein erneuter Marathon-Finisher sein, sondern ein Marathon-Sammler. Das setzt niemand so genau fest, nur ich ganz allein, und genau so fühlt es sich heute an. Der Grund für
Gänsehaut. Auf geht’s!
Auf Englisch wurde von Zehn untergezählt und pünktlich um 10:00 Uhr ertönte der Startschuss. Ich drückte das Knöpfchen meiner Uhr wie schon tausende Mal zuvor und dann ging die Reise durch Sofia
erst richtig los!
Der Lauf
Die Strecke führte uns zunächst in westliche Richtung über die breite Evlogi Georgiev Boulevard. Wenige Meter hinter der Startlinie erblickte ich ein letztes Mal Sophie am linken Streckenrand und
lächelte ihr zu. Laut unserer Prognose sollte ich sie nach zwei von vier Runden an derselben Stelle wiedersehen. Wir ließen uns überraschen.
Etwa hundert Meter weiter folgte auf der rechten Seite einer von insgesamt zwei Getränkeständen, der sicher erst auf den folgenden Runden interessant werden würde. Auf einem leicht ansteigenden
Stück versuchten sich alle Läufer irgendwie zu sortieren und ihren Rhythmus zu finden. Durch die vielen unterschiedlichen Nationen und die sehr starken Frauen im Läuferfeld, war das ein solches
Durcheinander wie ich es sonst nur von den ganz großen Marathons kenne. Mit meinen ersten beiden Kilometern in 03:58 min und 04:02 min war ich dennoch durchaus zufrieden, jedoch befand ich mich
daraufhin zwischen zwei großen Gruppen allein auf weiter Flur. Wollte ich das so? Ein Solo-Lauf? Keine Ahnung.
Der Abschnitt zwischen KM 2 und 3 verlief gegen den Uhrzeigersinn um den Park "National Palace of Culture". Hier wechselte der Belag kurzerhand von Asphalt zu Gehweg und wieder zu
Asphalt und brachte dadurch etwas Abwechslung hinein. Währenddessen fiel meine Entscheidung zugunsten eines Zwischensprints, um mich an die Gruppe vor mir anzuheften. Diese lief ebenfalls
knapp flotter als den anvisierten 4er-Schnitt und sollte mir hoffentlich etwas Windschatten spenden können. So mein Plan.
Doch es war mit einem ordentlichen Stück Arbeit verbunden, denn KM 3 musste ich in 03:49 min absolvieren, um die Lücke nicht noch größer werden zu lassen. Auf dem folgenden, deutlich abschüssigen
4. Kilometer (in 03:52 min) konnte ich spürbar aufschließen, bis ich endlich bei einer großen Unterführung bei KM 4,2 dran war. Die große Gruppe bestand aus sechs Männern und sechs Frauen.
Während die Männer alle Europäer waren, handelte es sich bei den Frauen um zwei Kenianerinnen, zwei Äthiopierinnen, eine Kroatin und eine Dame aus Montenegro. Auch sie nutzten den Windschatten
der größeren Männer und harmonierten sehr gut miteinander. Ich merkte sehr bald, dass ich dieser Gruppe solange wie möglich angehören möchte.
Dieses Gefühl war einmalig: Ich unter Profis, unter Berufsläuferinnen könnte man sagen … und unter Olympioniken, wie ich dem Tattoo an der Hüfte der Läuferin aus Montenegro ansehen konnte.
Wahnsinn!
Flotten Schrittes ging es dem westlichsten Punkt der Route entgegen. Hier musste auch der höchste Punkt erklommen werden und dieser lag auf dem Wendepunkt bei KM 4,8. Kurz dahinter folgte
zunächst eine Kontrollmatte, die es zu überlaufen galt, und dann der zweite Getränkestand, der durch uns 13 Läufer stark nachgefragt war. Da ich mich aus dem Gewusel raushalten wollte, entschied
ich mich, erst später bei KM 11 das erste Mal etwas Wasser zu mir zu nehmen.
In der starken Gruppe flogen wir förmlich KM 5 entgegen, den wir trotz Anstieg in 03:51 min abgehakt hatten. Nach schnellen 19:32 min war knapp ein Achtel erledigt und es machte mehr Spaß, als
gedacht. Bis KM 6 (in 03:54 min) verlief die Straße wieder leicht abschüssig, bevor es dann nach einer scharfen Rechtskurve Richtung Südpark wieder leicht bergauf ging. Merkwürdigerweise
beschleunigte die Gruppe auf den leichten Anstiegen immer ein wenig, woraufhin meistens die männlichen Amateure etwas aus dem Rhythmus kamen (KM 7 in 03:49 min).
Auf dem darauffolgenden 8. Kilometer ging es dann wieder etwas gemächlicher zu (in 03:58 min), sodass jede(r) den Anschluss finden konnte. Die sehr breiten Straßen vor uns wirkten noch recht
verlassen, doch ich konnte erahnen, dass es im späteren Verlauf durch die Läufer der zwei kürzeren Distanzen zu mehr Trubel kommen würde. Darüber hinaus fehlte das Publikum, wie ich es aus
Deutschland, Polen und den Niederlanden kenne. Es hatte häufig den Anschein, dass wir nur dank der vier Afrikanerinnen ein wenig Applaus kassiert haben. Naja, was soll’s.
KM 9 und 10 (in 03:47 min und 03:46 min) waren beide spürbar bergab und führten uns Läufer wieder Richtung Start-Ziel-Gelände. Hier wurde es glücklicherweise etwas lauter und belebter, wovon wir
alle sicher zehren konnten. Um auf die exakte Distanz von knapp 10,55 km zu kommen, haben die Organisatoren aber noch ein kurzes Wendepunktstück bei KM 9,5 eingebaut. Hier haben Sophie und ich
uns im Übrigen für meine dritte Runde (also ca. KM 30) verabredet, da sie mich gleich zweimal innerhalb einer Minute sehen würde.
Als KM 10 passiert war, folgte noch die Gegengerade, das heißt dass wir praktisch am Start-Ziel-Bogen vorbeilaufen, 250 Meter weiter nach links kurz auf den Gehweg und dann wieder nach links auf
die eigentliche Zielgerade abbiegen mussten. Dieses Stück zog sich ein wenig und würde sicher auf der dritten und vierten Runde noch härter werden.
Nach 10,55 km in 41:03 min war ich mit meiner ersten Runde sehr zufrieden. Die Prognose versprach eine Zeit knapp über 02:44 Stunden, woran ich jetzt aber noch nicht zu denken wagte. Bei KM 11
(in 03:56 min) griff ich dann erstmals zu einem Becher mit kaltem Wasser und zwang mir zwei-drei Schlucke runter. Es tat gut und ich entschied mich, ab sofort bei jeder Station zumindest ein
bisschen Wasser zu mir zu nehmen.
Was nun folgte, verwunderte mich etwas, denn durch den kurzen Zwischensprint zur Getränkestation konnte ich mich ein paar Meter von der Gruppe lösen und ließ diese hinter mir. Und das ohne
schneller zu werden. Ganz im Gegenteil, denn selbst bei KM 12 (in 04:03 min) war ich allein vorneweg und die 12 Kontrahenten blieben mit deutlichem Abstand hinter mir. Warum? Sparten sie an den
leichten Anstiegen ihre Kräfte? Ganz so steil war es nun auch wieder nicht, oder?
Erst mit einem noch langsameren Kilometer (KM 13 in 04:08 min) kamen die ersten an mich ran und machten an dem kurzen, abfallenden Stück zur Unterführung kurzen Prozess: sofort war das Tempo
wieder das alte (KM 14 in 03:49 min), bevor es dann hoch zum westlichen Wendepunkt wieder langsamer wurde (KM 15 in 03:58 min). Mit solch großen Sprüngen hätte ich wahrlich nicht gerechnet. Dass
Afrikaner(innen) diese Tempowechsel gut wegstecken, ist kein Geheimnis, aber dass die sechs Männer und zwei Europäerinnen das mitmachten, wunderte mich. Nun gut, wer in dem Afrika-Express
mitlaufen wollte, hatte keine andere Wahl.
Die ersten 58:40 Minuten waren rum und nun stand uns wieder die schnellere Hälfte der Strecke bevor. KM 16 in 03:41 min wurde mit Abstand zum bisher schnellsten Kilometer und es wurde deutlich,
dass es bei den Frauen um mehr als nur eine gute Zeit ging. Immerhin lief die Siegerin umgerechnet 4.090 € entgegen. Auf dem welligen Kurs rund um den Südpark pendelten wir uns dann wieder bei
03:54 min (für KM 17) und 03:50 min (für KM 18) ein.
Auf den abschüssigen Abschnitten Richtung Halbzeit wurde es dann aber wieder richtig schnell und das trotz des 180°-Schlenkers bei dem Wendepunkt (KM 19 in 03:43 min und KM 20 in 03:40 min). Das
war nun auch für mich schon grenzwertig und ich überlegte mir, wie lange ich dieses Tempo noch halten kann. Als die vier Afrikanerinnen dann aber das Schild bei KM 20 entdeckten, sprinteten sie
los, wie von der Tarantel gestochen. Was ist das für eine Taktik, Herrgott? Das Tempo vom KM 20 bis KM 20,5 deutete auf meiner Uhr auf eine 03:29 min/km hin – das war zu viel für mich! Ich ließ
mich zurückfallen und betrachtete das als eine Art Belohnung für die bisher erbrachte Leistung. Lieber laufe ich allein etwa 03:55 min/km, als später dem Mann mit dem Hammer begegnen zu
müssen.
Nach der Wende am östlichsten Punkt der Strecke freute ich mich, gleich endlich wieder Sophie am Streckenrand zu sehen. Da ich sie auf den letzten Kilometern nicht überholt habe, gehörte sie
nicht zu den langsamsten der 10,55-km-Läufer. Und sollte sie tatsächlich irgendwo im Zielbereich mit einer Medaille um den Hals stehen und mir zurufen, konnte ich beruhigt sein, dass es ihr gut
geht. Von weitem sah ich die Digitaluhr bei KM 21,1 auf 01:21:43 Stunden springen, was nun auf eine Zielzeit von 02:43:30 hindeutete. Die schnelle zweite Runde machte sich bemerkbar. Doch fürs
Träumen war es noch zu früh.
Wie erhofft und erwartet, entdeckte ich Sophie aus dem Blickwinkel am rechten Rand, wie sie mir zurief. Dadurch wäre ich jedoch beinahe mit einem langsamen Läufer kollidiert, der sich noch auf
der Strecke befand. Nach dieser kleinen Unachtsamkeit freute ich mich schon auf KM 30, wo ich Sophie von weiter weg und in etwas ruhigerer Umgebung sehen würde.
Mit KM 22 (in 03:53 min) folgte der nunmehr dritte Getränkestand, von dem ich Gebrauch machte. Ein paar wenige Schlucke in den Rachen, den Rest zur Abkühlung an Arme und Beine und weg mit dem
Becher. Von nun an ging’s meist allein den nächsten Hügeln entgegen. Etwa die Hälfte unserer großen Gruppe habe ich hinter mir gelassen, die andere Hälfte – bestehend aus den vier Afrikanerinnen
und der Läuferin aus Montenegro – lief sehr schnell vorneweg.
Trotz der zwischenzeitigen Auf- und Abstiege im Profil des Kurses habe ich die folgenden Kilometer sehr gleichmäßig abgespult: KM 23 in 03:57 min, KM 24 in 03:55 min, KM 25 in 03:56 min und KM 26
in 03:57 min. Ich konnte meine Konzentration wiedererlangen und fokussierte mich nun auf das Einsammeln einzelner Läufer, die anfangs zu hoch gepokert haben. Allen voran war es die Olympionikin
aus Montenegro, die ich bei KM 27 (in 03:47 min) auf Höhe des Getränkestandes überholen konnte. Da ich diesmal nach einer Flasche gegriffen habe und diese nach zwei Schlucken noch voll gewesen
ist, fragte ich über meine rechte Schulter hinweg, ob sie noch etwas haben wolle. Sie rief mir nur „No, thank you“ zu und ließ sich weiter zurückfallen.
Mein Vorsprung wurde größer und ich orientierte mich wieder an den langsamen Läufern des Halbmarathons vor mir. Beim Überholen hörte ich nicht selten „Bravo!“-Rufe oder Applaus, was mich
natürlich zusätzlich motivierte. Ein drittes Mal vorbei am Südpark (KM 28 in 03:56 min), an dem es in dieser dritten Runde viel zick-zack zu laufen gab, freute ich mich schon wieder auf die
leicht abschüssigen Kilometer. Nach KM 29 (in 03:53 min) machte ich mich bereit, Sophie am Streckenrand zu entdecken. Verabredet war zudem, dass sie mir ein Energie-Gel reicht, welches ich vor
dem nächsten Getränkestand zu mir nehmen wollte. Ein zweites Notfall-Gel hatte ich in meiner kleinen innenliegenden Hosentasche stets dabei. Für den Fall der Fälle, dass mich der Hammermann
einholt.
Und da sah ich meine Freundin schon von weitem am linken Streckenrand stehen. Sie hat sich absichtlich aus dem Trubel der Zuschauer rausgestellt, damit das Foto-Knipsen und anschließende
Gel-Reichen reibungslos funktionierten. Bei KM 30 (in 03:47 min) fühlte ich mich zwar noch sehr fit, wollte das aber nicht laut mitteilen, um mich nicht selbst unter Druck zu setzen. Somit
entschied ich mich, Sophie zwar zuzulächeln, aber sonst keine allzu positive Emotion zu zeigen. Noch wäre die Vorfreude zu früh.
Nachdem das Foto im Kasten – oder besser im Handy – war, reichte mir Sophie wie vereinbart das Gel. Dazu rief sie mir zu, dass ich gleich Wasser kriegen könnte. Mit „gleich“ meinte sie den
Zeitpunkt, wenn ich eine Minute später wieder aus der kleinen Wendepunkt-Passage rauskäme. Da ich mich aber bereits auf den Verpflegungsstand bei KM 32 eingestellt hatte, lehnte ich ihr Angebot
dankend ab. Die Aufgewecktheit meiner Freundin und dass unsere vereinbarten Treffpunkte so super funktioniert haben, hat mir jedoch zusätzliche Energie und Motivation gespendet, sodass auch der
nächste KM 31 nochmals etwas flotter wurde (in 03:47 min).
Bei KM 31,5 und einer Durchgangszeit von 02:02:46 Stunden war mir klar, dass heute sogar meine Bestzeit von 02:43:50 Stunden zu
knacken sein könnte. Vorausgesetzt, ich würde mein bisheriges Tempo halten können. Die Differenz von 41:04 min bis zur Bestzeit verteilt auf 10,55 km bedeuteten einen Schnitt von 03:53 min/km.
Ein ambitioniertes Ziel, mit dem ich heute überhaupt nicht gerechnet hätte. Und das Energie-Gel, das ich mir direkt zu Beginn der vierten Runde in den Mund drückte, galt als mein Ass im Ärmel.
Sophie knipste bei KM 32 (in 03:58 min) ein paar letzte Fotos von mir, rief mir ein paar aufbauende Worte zu und blickte mir hinterher, wie ich auf meine letzten 10 km verschwand. Ein vorletztes
Mal spülte ich mir einen Becher Wasser hinunter und dann galt es, den letzten Höhenmetern den Kampf anzusagen.
…, den ich jedoch sehr bald verlieren sollte, wie es schien. KM 33 (in 03:56 min) und KM 34 (in 04:03 min) lagen jeweils über dem angepeilten Schnitt und auch das kurze abschüssige Stück zur
Unterführung bei KM 35 (in 03:57 min) holte es nicht mehr heraus. Ich verabschiedete mich von dem Gedanken, hier in Sofia eine Bestzeit aufzustellen, und visierte nun das realistischere Ziel
einer Zeit von unter 02:45 Stunden an.
Für eine Extraportion Kraft sorgte die Kenianerin Hellen Kimutai, die ich exakt bei der ansteigenden Wende im Westen der Stadt (KM 36 in 04:15 min) einholen und dann auch überholen konnte. Der
letzte Kilometer sollte mich dennoch wachrütteln, denn mit solch einer Leistung hätte ich mich gleich von meinem neuen Ziel verabschieden können. Und so waren die folgenden drei Kilometer rund um
den Südpark wieder einigermaßen im Lot (KM 37 in 03:58 min, KM 38 in 04:01 min und KM 39 in 03:58 min). Die folgenden, schnellen Abschnitte des Kurses waren somit die Kür, denn mein Ziel schien
immer erreichbarer zu werden.
KM 40 (in 03:52 min) und KM 41 (in 03:55 min) waren im Vergleich zu meinem letzten Kilometer sogar noch recht verhalten, denn dann sprudelte es aus mir heraus: KM 42 in 03:47 Minuten. Was sich
zuvor noch locker anfühlte, war jetzt ein genussvoller Sprint in Richtung zweitbester Marathonzeit meiner Karriere. Auf den letzten 195 Metern winkte ich den Zuschauern zu und verlangte nach mehr
Applaus. Ich rannte leichte Wellen nach links und rechts und grübelte nach einer schönen Pose, die ich auf der Ziellinie einnehmen konnte. So sehr habe ich einen Marathon selten zuvor
genossen!
Nach 02:44:38 Stunden überquerte ich dann überglücklich die Ziellinie und nachdem die Zeitmessmatten erleichternd gepiepst hatten, schaute ich mich nach Sophie um, die auf der rechten Seite des
Zielbereichs stand und wie vereinbart Serienfotos von mir schoss. Vielen lieben Dank auch an dieser Stelle, mein Schatz! Auch durch dich ist dieser Lauf zu einem unvergesslichen Event für mich
geworden.
Nachher
Im Zielbereich erhielt ich dann auch meine wohlverdiente Medaille überreicht, die etwas größer und schöner als die der 10,55-km-Läufer war. Gemeinsam mit Sophie strahlten wir um die Wette und lagen uns in den Armen. Sie erzählte mir kurz von ihrem Lauf, den sie in überragenden 56:43 min als 33. Frau (von 272 !) beendet hat. Zudem konnte sie auf der 2. Hälfte noch an Tempo zulegen und hat mehrere Läufer einholen können. Respekt und Gratulation!
Danach schwärmte ich auch noch ein wenig von meinen Erlebnissen. Besser konnte es für uns beide kaum laufen - im wahrsten Sinne des Wortes.
Als die ersten paar Minuten verstrichen waren und mein Körper abgekühlt war, bekam ich plötzlich schlecht Luft und musste mir schnell etwas Wärmendes überwerfen. Wenige Sekunden später ging es wieder und wir machten uns auf den Weg zu den Verpflegungsständen. Weit sind wir allerdings noch nicht gekommen, als wir uns entschieden, nochmal echte Fotoshooting-Fotos von uns zu schießen. Hierfür gab es extra eine kleine Nachbildung des Zielbogens, vor die man sich stellen konnte.
Am Verpflegungstisch angekommen bedienten wir uns an dem warmen Tee und leckerer Schokolade. Dazu noch Obst und Gebäck, also gab es nichts, woran es uns Läufern mangelte.
Bevor es zurück ins Hostel ging, wo wir uns frischmachen wollten, fragte ich einen jungen Mann im Zeitmesswagen, ob er mir meine Platzierung mitteilen könne. Er suchte mich im System anhand
meiner Startnummer und sagte doch tatsächlich, ich sei Gesamt-Elfter der Männer geworden. Unglaublich!
Da erstens nur Preisgelder bis zum 10. Platz vergeben wurden und sich zweitens diese Information schon bald als falsch herausstellen sollte, blieben wir nicht mehr länger auf dem
Veranstaltungsgelände, sondern schlenderten die knapp 500 Meter zurück zum Hostel. Dort waren wir so platt, dass wir uns erst mal eine gute Stunde aufs Bett setzten und unseren Lieben daheim ein
paar Nachrichten und Impressionen schickten. Gegen 15 Uhr fingen wir an, uns zu duschen und fertig zu machen, damit der späte Nachmittag und Abend noch für einen Spaziergang durch Sofia genutzt
werden konnten.
Um 16:30 Uhr verließen wir das Hostel Richtung Innenstadt und klapperten unterwegs ein paar kleine Geschäfte ab. Unter anderem landeten wir in einem indischen Laden, in dem sich Sophie eine
„flauschige Bollerhose“ gekauft hat. Sicher als eine Art Belohnung und Andenken für das, was sie heute in Sofia geleistet hat.
Daraufhin liefen wir an der Kirche „Sveti Sedmochislenitsi“ vorbei, die wir schon am Freitagabend im Dunkeln gesehen hatten, und gönnte uns in einem benachbarten Café eine kurze Pause mit
leckerem Kaffee. Um sich dann aber weiter zu belohnen, kauften wir uns wenig später auf der Vitosha Boulevard einen herzhaften und einen süßen Crêpe und wenige Meter weiter vier bunte und viel zu
süße Macarons. Also wenn diese sündige Mischung nicht auf den Magen schlägt, weiß ich auch nicht. Im ersten Moment tat uns all das aber gut, denn der Körper verlangte ganz einfach danach. Auch
wenn es zufolge hatte, dass wir mittlerweile ein drittes oder viertes Mal zur Wechselstube laufen mussten, um ein paar Euros in bulgarische Leva zu wechseln.
Mit all dem süßen Zeug im Bauch, entschieden wir uns, noch etwas weiter zu spazieren, bevor es auf die Suche nach einem Lokal für das Abendessen ging. So liefen wir unter der Straßenunterführung
an der Metro-Station „Serdika“ hindurch, was mit mühsamem Treppensteigen verbunden war. Wir sahen beide nicht mehr ganz gelenkig aus.
Auf der nördlichen Seite entdeckten wir kurz vor einem McDonald’s eine sehr alte Hausfassade, die mit einer alten Chupa Chups Werbung versehen war und entsprechend cool aussah. Auf der anderen
Straßenseite befand sich die Banja-Baschi-Moschee, die wir aber nur von außen fotografierten. Eine weitere Sehenswürdigkeit, die wir höchstens noch am morgigen Abreisetag besichtigen konnten, war
die Sofioter Synagoge, die ihre Pforten schon ab 17:00 Uhr geschlossen hatte.
Auf dem Rückweg zum Hostel zog es uns diesmal in ein Restaurant, das möglichst ohne Umwege zu erreichen war. Den schweren Beinen sei Dank. Die Wahl fiel auf das Lokal „Spaghetti Kitchen & Bar“ direkt neben der Kathedrale „Sweta Nedelja“, in dem Sophie sich ein vegetarisches Risotto mit Pilzen und ich mir eine Ofenkartoffel mit Rippchen bestellt habe. Dazu gab es eine kleine Flasche Rotwein und eine große Flasche Wasser für insgesamt knapp 20 €. Zwar sah das Essen hervorragend aus und schmeckte auch gut, jedoch waren meine Rippchen leider viel zu zäh und trocken. Außerdem machte sich bei Sophie das ganze bunte Zeug vom Nachmittag in Form von Bauchschmerzen bemerkbar. Wir entschieden uns somit, den Abend ganz entspannt ausklingen und uns nicht mehr aus der Ruhe bringen zu lassen. Denn nur das war das Richtige für unsere Körper, dachten wir uns.
Als wir am nächsten Morgen um 10 Uhr aufstehen mussten, um das Zimmer pünktlich um 11 Uhr zu verlassen, fragten wir den alten Herrn, ob wir unsere Taschen bis zum Nachmittag im Wohnzimmer lagern durften. Da das kein Problem war, machten wir uns nach einem kleinen Reste-Frühstück erneut auf den Weg in die City. Heute wollten wir noch die besagte Synagoge und ein-zwei spontane Dinge abklappern, bevor es am Abend zurück nach Deutschland ging.
Nach dem Besuch der Synagoge liefen wir noch etwas umher, bevor wir vor dem ekeligen Nieselregen in ein uriges Einkaufszentrum flüchteten. Hier gab es auf zwei Etagen nicht nur vereinzelte Klamotten-Geschäfte, sondern auch einzelne Handwerksläden und viele Lebensmittelstände. An einem dieser Stände kauften wir uns für ca. 2 € ein Schälchen gekochten Kürbis – sehr lecker!
Um 16 Uhr machten wir uns wieder auf den Weg zurück, um in der Nähe des Hostels in dem kleinen Lokal „Skaptoburger“ gute Burger zu essen. Diese sollten als Grundlage bis zum Abflug dienen. Leider gab es für knapp 6 € pro Burger nicht die erhoffte Qualität. Denn das Fleisch wirkte wie bereits zerrupft und in einem Mantel aus Panade zusammengehalten. Geschmacklich okay, aber optisch nicht schön.
Einen Teil unseres Restgelds gaben wir in dem kleinen Billa Supermarkt für Süßigkeiten aus, bevor es zum Hostel ging, wo wir unser Gepäck abholten. Gegen 19 Uhr liefen wir zum Bus, der uns wieder ohne Umsteigen für nur 0,82 € pro Person zum Flughafen brachte. Aufgrund vieler Staus dauerte es diesmal über 45 Minuten, aber Zeitdruck hatten wir zum Glück nicht. Im Gate-Bereich angekommen schlenderten wir noch einmal durch den Duty Free Shop und suchten uns dann einen schönen Zweierplatz, wo wir ungestört einen Horrorfilm auf Sophies Handy schauten. Eine knappe Stunde vor Abflug holte ich uns für unsere letzten bulgarischen Leva einen Tee, ein Bier, ein Stück Pizza und eine kleine Packung Salzstangen. Ein kleines Rundum-Sorglos-Paket bevor es um 22:50 Uhr wieder in die Lüfte ging.
Wir landeten um 00:05 Uhr in Berlin-Schönefeld und erwischten nach einem langen Sprint zur S-Bahn-Station noch ganz knapp um 00:37 Uhr den vorletzten Zug zurück zum Park & Ride Parkplatz. Was
ein Glück, dass uns die Beine doch noch so schnell getragen haben, denn sonst müssten wir 20 Minuten warten und wären entsprechend noch später zu Hause angekommen.
Um 00:50 Uhr saßen wir wieder in meinem Firmenwagen mit Sitzheizung und fuhren über die größtenteils leere Autobahn A2 Richtung Laatzen. Während Sophie die meiste Zeit schlief, sorgten lediglich
ein paar Schwertransporte für Abwechslung. Um exakt 03:00 Uhr parkte ich das Auto vor meiner Wohnung und machte gedanklich einen Haken unter die ganze Geschichte.
Sehr anstrengend und mindestens genauso atemberaubend schön war dieser Kurztrip nach Sofia, den wir uns nicht besser hätten vorstellen können. Eine solche Marathon-Reise wird noch häufiger in
unserem Leben vorkommen und wir werden berichten … und jetzt: Gute Nacht!
Zahlen & Fakten
Distanz
Gelaufene Zeit (Netto)
Gelaufene Zeit (Brutto)
Altersklasse
AK-Platzierung
Platzierung (Männer)
Gesamtplatzierung
42,195 km
02:44:38 Std.
02:44:39 Std.
Männl. Hauptklasse (87-96)
7. von 136 (5,1 %)
14. von 272 (5,1 %)
17. von 326 (5,2 %)