1. Tiefbunker Wedel Marathon

30.11.2019

Vorher

Wie komme ich bloß immer auf so verrückte Ideen? Unterirdisch 137 Runden im Kreis laufen, um damit auf die Distanz eines Marathons zu kommen?
Genau genommen haben mich zwei Gründe dazu bewegt: Erstens ist vor einigen Jahren meine Sammelleidenschaft für besondere Marathonläufe entfacht (bspw. Kristallmarathon Merkers 2017 oder Bestzeitmarathon München 2016) und zweitens bewundere ich Christian Hottas‘ Kreativität bei der Wahl seiner Laufstrecken. Christian ist mit über 2800 absolvierten Marathons Weltrekordhalter auf diesem Gebiet und veranstaltet jährlich zig eigene Läufe in und um Hamburg. Auch ich bin schon mehrmals bei seinen Events am Start gewesen und erinnere mich am liebsten an den Horizontweg Marathon 2017 mit einem Wahnsinnsausblick über Hamburg.
Während damals 46 Runden in luftiger Höhe gelaufen wurden, standen nun 137 Runden unter der Erde in einem Tiefbunker bevor, genauer gesagt in Deutschlands größtem, während des „Kalten Kriegs“ von 1964 bis 1976 erbauten unterirdischen Hilfskrankenhaus, das im Fall eines Atomangriffs Platz für die Versorgung von bis zu 1.694 Patienten bieten sollte. Als ich diese Beschreibung unserer Laufstätte in der der Ausschreibung gelesen hatte, war ich direkt Feuer und Flamme. Doch wann sollte das Event stattfinden?

 

Bereits Mitte Dezember 2018 wurde eine Interessenten-Liste für all diejenigen eröffnet, die sich vorstellen konnten, am 24.03.2019 zu laufen. Final bestätigt wurde dieser erste Termin jedoch nicht. Auch der zweite Termin am 05.10.2019 kam nicht zustande, was mich wiederum freute, da wir zu der Zeit in Australien waren. Erst zum dritten Termin – fast ein Jahr nach Projektstart – lagen Christian Hottas alle Genehmigungen und Zusagen vor, sodass kurze Zeit später 50 Teilnehmer feststanden.
Der faire Startpreis von 23 € setzte sich nicht nur aus der Kostendeckung für Verpflegung, Medaillen und Pokale zusammen, sondern beinhaltete auch je 5 € Spende an den Hamburger Gabenzaun e.V. am Hauptbahnhof und an den Museumsverein Tiefbunker Wedel.

Der ein Monat im Voraus ausgebuchte Marathon sollte also mein insgesamt 66. und 12. in diesem Jahr werden. Auf der Suche nach bekannten Namen entdeckte ich in der Teilnehmerliste Michael Brehe, Organisator des RuM und Teilnehmer des 1. Ägypten Ultramarathons. Da ich nach meinem Umzug nach Melle nun unweit seines Wohnorts Osnabrück lebe, fragte ich ihn ganz ungeniert, ob eine Fahrgemeinschaft nach Wedel denkbar wäre. Michael, der häufig am Vortag zu seinen Marathons anreist, willigte ein, erst am Samstagmorgen um 6 Uhr loszufahren.
Am Freitag davor war ich nach der Arbeit noch bei meinen Eltern nach Hopsten, wo wir einen entspannten Abend zu dritt verbrachten – ordentlich Pasta inklusive!

Der Wecker klingelte am nächsten Morgen um 04:30 Uhr und gut 30 Minuten später stand ich bereits draußen auf dem Hof und kratzte die Autoscheiben. Zum Glück sollten heute im Bunker angenehme Raumtemperaturen herrschen, denn auf Minusgrade hatte ich irgendwie keine Lust.
Als ich kurz vor 06:00 Uhr in Osnabrück ankam und mein Auto in Michaels Garage zwischenparken durfte, ging es für uns auch schon entspannt los in Richtung Hamburg. Bei schönstem Sonnenaufgang erreichten wir die Tore der Metropole, durchquerten den Elbtunnel und fuhren weiter nach Wedel, wo ich mir kurz vor unserer Ankunft noch schnell einen Cappuccino kaufte. Als eine der ersten Teilnehmer standen wir um kurz vor 09:00 Uhr vor einem verschlossenen Bunkereingang.

Erst gegen 09:15 Uhr konnten das Eingangstor und die dahinterliegenden massiven Bunkertüren geöffnet werden, sodass sich die ersten Läufer mit der heutigen Laufumgebung vertraut machen konnten. Wir halfen dem Zeitnehmer Christian Pflügler mit seinem Equipment und unterstützten anschließend auch Christian Hottas ein wenig beim Hereintragen der Verpflegung samt Tischen.

Als auch ich mich final umgezogen und die Schuhe geschnürt hatte, führte uns der Betreiber des Tiefbunker-Gebäudes, in dem sich ein kleines Museum und viele Proberäume für Bands befinden, über die heutige Laufstrecke. In einer langen Karawane spazierten wir durch die grau gestrichenen Flure, knipsten Fotos und stellten fest, dass es ein sogenanntes Begegnungsstück geben wird. Das heißt, dass in der Mitte des Kurses, der einer eckigen 8 ähnelte, mit Gegenverkehr zu rechnen sein wird. Ausgerechnet ein Abschnitt, auf dem uns drei schmale Türen „im Weg standen“. Dazu später mehr.

Unsere kurze Führung wurde zudem dadurch aufgelockert, dass der Betreiber uns weißmachen wollte, wir müssten heute manuell für Frischluft sorgen. Dazu sollten wir doch bitte in regelmäßigen Abständen an den Holzkurbeln der grauen Turbinen drehen. Im ersten Augenblick bin ich dem Scherz auf den Leim gegangen und bangte um wertvolle Minuten, die das Kurbeln kosten würden. Als der Rundgang beendet war, war klar, dass an drei-vier Stellen durch offene Notausgangstüren für frische Luft gesorgt sein wird. Puuh!

In den letzten Minuten vor dem Start sollten die Teilnehmer all ihre Taschen in einen separaten Raum legen, damit die Rennstrecke frei von Stolperfallen ist. Dieser Raum unterteilte sich in einen ehemaligen OP-Saal und ein Bettenzimmer, was für alle unglaublich spannend war. Gefühlt schoss die Hälfte der Läufer ein Foto von diesen Sehenswürdigkeiten – so auch ich.

Mit wenigen Minuten Verspätung standen alle im Start-Ziel-Flur bereit, die Zeitmessung war scharf gestellt und lediglich das grüne Licht vom „Chef“ Christian Hottas fehlte noch. Als er sich durch das 44-Personen-starke Teilnehmerfeld nach vorne drängte, bat er jemanden um den Countdown. Dies übernahm der Tiefbunker-Betreiber Herr Gassau, der zugleich eine laute Hupe in der Hand bereithielt.

Mit letztlich 14 Minuten Verspätung ging’s endlich los! Das Abenteuer konnte beginnen: mein dritter Untertage-Marathon!

Der Lauf

Pro Runde lagen nun 311,8 Meter harter Beton, 8 rechtwinklige Kurven (6 x rechts, 2 x links) und diverse dicke Türrahmen vor uns. Mit der zweiten Runde würden zudem die Überrundungen und der Gegenverkehr starten, sodass uns heute viele ungewohnte Hindernisse bevorstanden. Wer trainiert schon gern mehrere hundert 90-Grad-Kurven mit einem Abstand von wenigen zig Metern dazwischen? Also ich kenne niemanden.

 

© Falko Haase
© Falko Haase

Auf meiner ersten Runde hatte ich als Führender zwar freie Fahrt, wollte aber nicht zu schnell beginnen. Zu groß war der Respekt vor den scharfen Kurven und den plötzlich auftauchenden Türrahmen. Die Kurven mit ordentlich Tempo durchzulaufen war nicht möglich, sodass mindestens acht Mal je Runde leicht abgebremst und wieder beschleunigt werden musste.
Nach zwei Rechtskurven folgte die erste von zwei Linkskurven, woraufhin ich mich auf dem bereits erwähnten Begegnungsstück befand. Nach dem Durchqueren der drei Türrahmen folgten der Flur mit den vier Frischluftturbinen und drei weitere Rechtskurven. Nach der zweiten Linkskurve und dem erneuten Einbiegen auf den Abschnitt mit Gegenverkehr folgte am Ende die letzte Rechtskurve, in der sich auch der reichhaltige Verpflegungstisch befand. Runde 1 hatte ich in kontrollierten 01:31 min zurückgelegt.

Bei 136 Runden = 42,405 km wäre der erlaubte Messfehler von 1,6 m/Runde zu klein.
Bei 136 Runden = 42,405 km wäre der erlaubte Messfehler von 1,6 m/Runde zu klein.

Ich ahnte, dass es ganz schwierig werden würde, ein gleichmäßiges Tempo je Runde zu halten. Und eine finale Zeit aus der ersten Runde ableiten zu wollen, war ohnehin utopisch. Dennoch hatte ich mir im Vorfeld ein paar mögliche Endzeiten und Durchschnittszeiten je Runde notiert:
Tempo für "Sub-03:05" = 01:21 min / Runde
Tempo für "Sub-03:15" = 01:25 min / Runde
Tempo für "Sub-03:25" = 01:29 min / Runde
Tempo für "Sub-03:35" = 01:34 min / Runde
Irgendwo in diesem Bereich müsste ich ins Ziel kommen und doch wäre ich nicht traurig, wenn es noch langsamer werden sollte.
Die ersten Überrundungen verliefen reibungslos und ich freundete mich mit dem Gedanken an, dass es die nächsten paar Stunden genauso weitergehen würde. Zwischendurch wird es ein paar Meter leer sein, aber im Großen und Ganzen musste die Konzentration heute permanent hochgehalten werden. Die nächsten drei Runden lagen mit 01:29 min, 01:33 min und 01:29 min noch eher im vorsichtigen Bereich. Aktuell schien ich keinen direkten Verfolger zu haben und so brauchte ich nicht um wertvolle Sekunden zu bangen.
Wichtiger war mir, mit meinen Mitmenschen klarzukommen. Wir entschuldigten uns gegenseitig, wenn es zu Berührungen oder gar Stößen kam. Wir riefen uns Worte zu wie „Achtung“ oder „Vorsicht“ und bedankten uns jedes Mal für die gegenseitige Rücksichtnahme. So hatte ich mir das vorgestellt und mit zunehmender Rundenanzahl wurde ich auch mutiger und schneller. Körperkontakt gehörte heute einfach dazu, so lange es sich im Rahmen bewegte und hier & da mal ein „Entschuldigung“ folgte.

Die nächsten 5-6 Runden bewegten sich noch im Bereich von je 01:25 min, woraufhin ich nochmals etwas schneller wurde und knapp 30 Umdrehungen um die 01:22 min/Runde abspulte. In diesem Zeitraum merkte ich zwar, welch starke Belastung heute auf meine Füße, Knöchel und Knie einwirken wird, jedoch gewöhnte ich mich schnell daran. Mein Ziel war es, alle Wehwehchen auszublenden und die Hälfte des Pensums möglichst schnell hinter mich zu bringen. Psychologisch hilft es, wenn weniger Runden vor einem liegen, als bereits absolviert worden sind.
Was noch hilft, sind Überrundungen der direkten Verfolger, sprich der Zweit- und Drittplatzierten. Das schafft ein kleines zeitliches Polster und erlaubt einem auch mal eine kurze Pause, zum Beispiel am Getränkestand. Trotz des großen Gewusels hatte ich die beiden Männer hinter mir bald ausfindig gemacht und tatsächlich auch schon überrundet. Wie sich bald herausstellen sollte, war der Zweitplatzierte kaum langsamer als ich, sodass es zunächst bei nur einer Überrundung geblieben ist.

© Falko Haase
© Falko Haase

Mal lief der Zweite dicht hinter mir her (mit einer Runde Rückstand) und mal überholte ich ihn und bot Windschatten, sofern man das in einem Bunker sagen kann. Wir wechselten uns selten ab, aber orientierten uns dennoch stark aneinander. Es war noch früh im Rennen und ich spürte, dass der Kampf um Platz 1 ein harter werden könnte. Besonders dann, wenn unvorhergesehene Ereignisse eintreffen …
In der Mitte meiner 39. Runde rief mir ein Teilnehmer bei meinem Überholvorgang folgendes zu: „In der nächsten Kurve ist es rutschig.“ Direkt nachdem er das letzte Wort ausgesprochen hatte, lehnte ich mich in die Rechtskurve, rutschte aus und knallte mit dem rechten Knie und Ellenbogen auf den harten Betonboden. Sch** …!
Ein unangenehmer Schmerz durchzog meinen ganzen Körper und ich wusste im ersten Moment nicht, ob etwas Ernstes passiert ist. Funktionieren beide Beine noch? Konnte ich weiterlaufen?
Langsam richtete ich mich auf und trabte wieder los. Die drei-vier Teilnehmer um mich herum fragten besorgt, ob es mir gut ginge. Keine Ahnung! Aber ich versuchte, schnell wieder in eine Art Rhythmus zu kommen. Auf diese eine Kurve musste ich zukünftig höllisch aufpassen.
Runde 39 war nach 01:29 min beendet und ich wusste, dass ich im Folgenden vorsichtiger und notfalls etwas langsamer laufen musste. Dieser Unfall durfte sich nicht wiederholen, denn jetzt ist es nochmal gut gegangen.

© Manfred August
© Manfred August

Bis zur Halbzeit lief ich ganz unbeirrt und ohne Unterbrechung weiter. Dabei pendelte sich meine Rundenzeit bei durchschnittlich 01:24-01:25 min ein, womit ich wirklich sehr zufrieden war.
Nun galt mein Fokus voll und ganz dem nächsten Meilenstein: Runde 100! Immer mal wieder war freie Fahrt und ich konnte mehrere zig Meter locker durchlaufen ohne rechts oder links überholen zu müssen. Das waren sehr schöne Phasen, da dann die Zeit gefühlt wie im Flug verging. Ab und zu gelang mir eine Runde von ca. 01:20 min, meistens jedoch im Bereich von 01:25 min. Das war super so und bis Runde 100 (= KM 31,18) merkte ich keinen Einbruch.

Als es auf den Fluren gelegentlich voller wurde, musste auch ich mal eine Gehpause einlegen. Die meisten langsamen Teilnehmer, die ich alle zwei Runden überrundete, sind ebenfalls gegangen, sodass es besonders bei den Nadelöhren auf dem Begegnungsstück etwas hektisch zuging. Hier entschied sich im Übrigen auch, ob der Abstand zum Zweitplatzierten größer oder kleiner wurde. Wer Glück hatte, hatte keinen Gegenverkehr und konnte somit auf der Gegenlaufbahn überholen.
Mit der Zeit rückte ich dem Zweitplatzierten tatsächlich ein zweites Mal auf die Pelle, sodass bald zwei Runden Vorsprung herrschen könnten. Während er am Getränkestand anhielt, griff ich laufend zu meiner Wasserflasche, die ich anfangs auf dem Boden bereitgestellt hatte. In genau solch einem Moment am Verpflegungstisch erfolgte schließlich die zweite Überrundung.
Nun musste ich aufpassen, dass ich nicht zu stark einbreche. Auf den Mann mit dem Hammer konnte ich heute gut und gerne verzichten.

© Manfred August
© Manfred August

Bis Runde 115 schlich sich nur eine langsamere Runde ein (Nr. 106 in 01:32 min). Ansonsten konnte ich noch einigermaßen gleichmäßig durchlaufen und mich konstant durch die Läufermenge hindurchschlängeln.
Ab Runde 116 wurde ich dann jeweils wenige Sekunden langsamer, was völlig in Ordnung war. Die Kurve, in der ich zuvor ausgerutscht bin, war an einer Stelle leider immer noch feucht. Somit war mit zunehmender Erschöpfung auch immer mehr Konzentration und Vorsicht erforderlich. Der Zweitplatzierte hing mir im Nacken und es war nur eine Frage der Zeit, wann er mich wieder überholen würde. Ich versuchte, es so lange wie möglich hinauszuzögern.
Die Runden 121 bis 129 waren recht schwankend, weil es ständig kleine Einflussfaktoren gab, die mir das Laufen erschwerten. Mal war es das Trinken während des Laufens und das Zurückstellen meiner Flasche auf eine der Heizungen, mal war es der Zusammenstoß zwischen meinem rechten Ellenbogen und einem fiesen Türrahmen. Ständig war etwas, das mir das Finish erschwerte. Aber so sollte es auch sein! Das ist Marathon!
Auch meine Knöchel schmerzten mit jeder weiteren Kurve mehr und die Fußsohlen brannten. Vielleicht bildete sich sogar eine Blase unter dem Fuß, aber das war mir jetzt egal. Einfach Zähne zusammenbeißen und durch!

Bevor meine 130. Runde startete, überholte mich der Zweitplatzierte doch und begab sich auf seine 128. Umdrehung. Nun gab er Vollgas und nahm mir pro Bunkerflur jeweils ein paar Meter ab. Nach jeder Kurve war er weiter entfernt, als davor. Mir blieben also noch acht Runden, um die Platzierung zu halten. Das entsprach knapp 3 min und müsste meiner Berechnung zufolge ausreichen. Im Kopf ratterte es. Ich durfte nun knapp 20 Sekunden je Runde langsamer laufen und hätte immer noch Chancen auf den Gesamtsieg. Das sollte doch zu schaffen sein.
Da ich nun zunehmend unkonzentrierter und müder wurde, haute ich mir mehrmals mit der flachen Hand auf die Wange. Wach werden, Patrick! Es funktionierte. Nach jeder Backpfeife war ich wieder für ein-zwei Minuten wach und konnte weitersprinten.
Zu einer Überholung durch den Zweiten kam es übrigens nicht mehr, denn meine letzten Runden konnte ich einigermaßen gleichmäßig durchziehen.
Auf meiner Zielgeraden entdeckte ich schließlich ein weiteres Mal eine große Kameralinse. Ich versuchte, ein zufriedenes Siegerlächeln aufzusetzen, doch wie sich später herausstellte, wirkte dieses „Lächeln“ recht gezwungen …

Aber mein Anblick war nach über 3:15 Stunden Lauferei wirklich zweitrangig. Ich war einfach nur glücklich, diese 1.096 Kurven einigermaßen gesund überstanden zu haben. Geschafft!

Nachher

Wenige Augenblicke nach meinem Finish wurde mir bereits eine Medaille umgehängt und ein kleiner goldener Pokal überreicht – und das während ich mich kaum noch auf den Beinen halten konnte.

 

© Manfred August
© Manfred August

Keine zwei Minuten später war bereits der Zweite im Ziel und wir gratulierten uns gegenseitig. Wie ich erst im Nachgang erfahren hatte, handelte es sich um keinen Unbekannten in der Ultramarathon-Szene: Sascha Dehling gewann nämlich nicht nur den diesjährigen 100 Meilen Lauf in Berlin in einer Wahnsinnszeit von 14:37 Stunden, sondern auch den Schweriner Seentrail Ende März, bei dem ich mit 30 Minuten Rückstand Fünfter wurde. Respekt!
Umso mehr freute es mich natürlich, ihn heute in Schach gehalten zu haben.
Bevor ich mich am reichhaltigen Verpflegungstisch stärken konnte, musste ich meine nassen Klamotten vom Leib kriegen. Im Gepäckraum knipste ich aber zunächst noch ein Finisher-Foto von mir und setzte ich mich anschließend auf eine Holzkiste, von der ich so schnell nicht wieder hochkam. Alles dauerte gefühlt ewig: das Umziehen, das Aufstehen, der Gang zurück auf die Strecke. Ich war einfach nur platt!

Noch während Michael seine letzten Runden drehte und ungefährdet zum 4. Platz lief, naschte ich einige Süßigkeiten und gönnte mir viele Becher Cola und Spezi. Die Kohlenhydratspeicher waren schnell wieder aufgefüllt und auch den Beinen, Knien und Füßen ging es bald wieder besser.
Während ich mit einigen Teilnehmern ins Gespräch kam, durfte ich viele Hände abklatschen und Glückwünsche in Empfang nehmen. Das war schon eine ganz besondere Stimmung, die an dieser Marathonstätte herrschte. Trotz unzähliger Überrundungen und diverser Rempler meinerseits, nahm mir dies niemand übel. Auch ich gratulierte allen anderen zu ihrer Leistung und freute mich über das neue Erlebnis in meiner Marathon-Sammlung.

Betrachtet man all die Marathons, die ich untertage (unterirdisch) gelaufen bin, so habe ich hier eine kleine Sammlung vervollständigt: mein persönliches Untertage-Marathon-Treppchen ist komplett!
Nachdem ich beim Kristallmarathon Merkers 2017 den 2. Platz ergattert hatte und beim diesjährigen Elbtunnel Marathon in Hamburg auf den 3. Platz gerannt bin, ist nun auch ein 1. Platz hinzugekommen. Und sollte es in Zukunft weitere Läufe unter der Erde geben, werde ich natürlich nicht aufhören, auch diese zu „sammeln“.

Um kurz vor 15 Uhr waren Michael und ich ausreichend ausgeruht, um die knapp 3-stündige Rückfahrt nach Osnabrück auf uns zu nehmen. Natürlich quatschten wir wieder viel über die Lauferei und das heutige Rennen, bevor die Bundesliga-Konferenz im Radio unsere vollständige Aufmerksamkeit erhielt.
Das war heute ein rundum gelungener Ausflug und ein super spannender Marathon, wie ich ihn sicher lange in Erinnerung behalten werde!

 

Zahlen & Fakten

Distanz

 

Gelaufene Zeit (Netto)

 

Gelaufene Zeit (Brutto)

 

Altersklasse

 

AK-Platzierung

 

Platzierung (Männer)

 

Gesamtplatzierung

42,717 km

 

03:15:22 Std.

 

03:15:22 Std.

 

Männl. Hauptklasse (90-99)

 

1. von 1

 

1. von 35 (2,9 %)

 

1. von 44 (2,3 %)